Krönender Abschluss für Österreich bei der Kletter-EM in München! Jakob Schubert gewann am Donnerstag den erstmals international ausgetragenen Boulder&Lead-Bewerb und kürte sich damit erstmals in seiner Karriere zum Europameister. Boulder-Europameister Nicolai Užnik sammelte ebenfalls wertvolle Erfahrungen im neuen Olympia-Format.
Den Grundstein für die Goldmedaille legte Schubert im Bouldern. Mit 80,5 Punkten (3 Tops, 8 Zonen) lag der Heeressportler zur Halbzeit auf Platz drei – nur 0,2 Punkte hinter Leader Adam Ondra und 0,1 Punkt hinter Sam Avezou (FRA). „Eine gute Runde! Nicht unbedingt mein Fall, dafür waren drei Tops sehr zufriedenstellend. Ich habe mich geärgert, weil ich den vierten eigentlich auch draufgehabt hätte – als ich auf die Lösung gekommen bin, war keine Zeit mehr übrig. Nach dem Bouldern war zu erwarten, dass es auf einen Zweikampf mit Adam hinausläuft.“
So sollte es tatsächlich kommen. Nach einer kurzen Pause folgte der Lead-Teil, Schuberts Paradedisziplin. Der Olympia-Bronzemedaillengewinner zeigte eine starke Leistung, war am Top-Griff dran – konnte diesen aber nicht halten. Somit erhielt Schubert 95,1 Punkte und kam insgesamt auf 175,6. Die Silbermedaille war ihm damit nicht mehr zu nehmen, Ondra hätte ihm aber mit mindestens gleich vielen Griffen noch Gold wegschnappen können. Der Tscheche scheiterte einen Griff früher und landete mit 4,8 Punkten Rückstand auf Schubert auf Rang zwei. Bronze ging mit insgesamt 151,7 Punkten (61,7 Bouldern, 90 Lead) an Olympiasieger Alberto Gines Lopez.
„Bin fix von Silber ausgegangen“
„Nach dem Lead bin ich fix von Silber ausgegangen. Ich kenne Adam und weiß, was er draufhat“, so Schubert. „Dass er dann tatsächlich einen Griff früher runter ist, kam unerwartet. Umso größer war dann die Freude über die Goldmdaille.“
Nach einer EM-Silbermedaille und dreimal EM-Bronze ist es der erste Europameistertitel für den 31-jährigen Innsbrucker. Passend, dass er sich auf dem Münchner Königsplatz zum Europa-Champion kürte: „Jetzt habe ich das auch endlich abgehakt. Es haben schon immer wieder Leute gefragt, warum ich viermal Weltmeister und Olympia-Medaillengewinner bin, aber nicht Europameister.“ Die Premiere des olympischen Events ist für Schubert gelungen. Viele Erkenntnisse konnte er jedoch nicht gewinnen: „Es war eine perfekte Generalprobe auf dem Weg nach Paris, das steht fest. Gezeigt hat sich, dass der Routenbau noch wichtiger wird. Es wird noch mehrere Erfahrungswerte brauchen, bis wir mehr über dieses Format sagen können.“
Für Schubert war die Freude doppelt groß, da auch Zimmerkollege Nicolai Užnik mit Gold nach Hause fährt. „Das Zimmer war ganz erfolgreich“, lachte der Routinier. „Es freut mich mega für Nicolai, der jetzt endlich einmal belohnt wurde.“ Der Boulder-Europameister aus Kärnten war im Abschlussbewerb ebenfalls am Start, lag nach dem Bouldern mit 61,4 Punkten (2 Tops, 8 Zonen) auf Zwischenrang sechs, eine Medaille war damit außer Reichweite. Im Lead fügte er noch 1,1 Zähler hinzu und landete schließlich mit insgesamt 62,5 Punkten auf Platz acht. Für den 22-jährigen Kärntner war das Boulder&Lead-Event dennoch eine wichtige Erfahrung. „Die Luft war nach der Goldmedaille ein bisschen draußen, mit der Platzierung kann ich nicht zufrieden sein. Immerhin habe ich im Bouldern noch einmal eine solide Performance gezeigt, dass es im Lead schwer wird, war zu erwarten.“
Foto: KVÖ/Lanzanasto