Foto: FIL/ManLV

Kindl ist Europameister

Der Natureiskanal im Nobelskiort St. Moritz ist in vielerlei Hinsicht anders als alle anderen Bahnen im Rennrodel-Weltcup. Das betrifft vor allem die Eisoberfläche, aber auch die Bahnlänge und der Umstand, dass die diese nicht überdacht und damit gänzlich der Witterung ausgesetzt ist. Am ersten Renntag des Weltcupfinales, wo im Race-in-Race-Modus auch die EM-Medaillen vergeben werden, demonstrierte Wolfgang Kindl einmal mehr seine Extra-Klasse. Der ÖRV-Routinier sicherte sich im Schweizer Nobelski-Ort seine fünfte EM-Medaille, die dritte im Einsitzer und erste aus Gold. Der ÖRV-Routinier knallte im Finale die Bestzeit in den Schweizer Eiskanal und rodelte von Zwischenrang drei noch zum EM-Titel. Hinter dem Letten Kristers Aparjods jubelte Nico Gleirscher über Bronze. Für den Stubaier, der im Vorjahr im Engadin seinen ersten Weltcupsieg feierte und dank konstant starker Leistungen in den vergangenen Wochen sein Olympia-Ticket fixieren konnte, war es der zweite Podestplatz im Verlauf des Olympia-Winters. Jonas Müller beendete die Europameisterschaft hinter Titelverteidiger Felix Loch (GER) auf dem starken fünften Platz, dem Vorarlberger, der in der Ausscheidung für Peking das Nachsehen hatte, gelang damit ein mehr als versöhnlicher Saisonabschluss. Reinhard Egger verabschiedete sich mit EM-Platz 16 in die Rodelpension, David Gleirscher, der mit der Natureisbahn im Engadin bereits im Training seine Mühe hatte, beendete die Titelkämpfe nach neuerlichen Linienproblemen auf Platz 17. Der Deutsche Johannes Ludwig, heute auf Rang elf, stand bereits zuvor als Gesamtweltcup-Sieger fest, Kindl belegte im Overall -Ranking auf Rang zwei.

Bei den Doppelsitzern sicherten sich Toni Eggert und Sascha Benecken (GER) mit zwei Laufbestzeiten ihren fünften Saison- und 51. Weltcupsieg. Damit jubelten die amtierenden Weltmeister neben EM-Gold auch über ihren sechsten Triumph im Gesamtweltcup. Die Bayern Tobias Wendl und Tobias Arlt eroberten mit Rang zwei ihre zehnte EM-Medaille, Bronze ging an Martins Bots und Roberts Plume. Die Letten gewannen damit EM-Gold in der U-23-Klasse. Thomas Steu und Lorenz Koller kamen heute nicht nach Wunsch ins Rodeln und mussten sich beim Saisonausklang mit Rang sechs begnügen. Die Bilanz der Gesamtweltcupsieger der Vorsaison kann sich dennoch sehen lassen: Das ÖRV-Duo, das verletzungsbedingt lediglich sieben der zwölf Saisonentscheidungen in Angriff nehmen konnte, erreichte im Verlauf des Olympia-Winters fünf Podestplätze, darunter die Weltcupsiege in Altenberg und Innsbruck. Yannick Müller und Armin Frauscher, die sich ihr Olympiaticket für Peking mit einem dritten Rang (Winterberg) und drei weiteren Top-6-Plätzen sichern konnten, belegten als zweitbeste Österreicher EM-Rang elf. Unmittelbar dahinter platzierten sich Juri Gatt und Riccardo Schöpf auf Platz zwölf, die ÖRV-Junioren gewannen damit in der U-23-Wertung EM-Silber.

Juri Gatt und Riccard Schöpf holten in der EM-U23-Wertung die Silbermedaille.
Foto: FIL/ÖRV/Galinovskis

Egger steigt vom Schlitten

Reinhard Egger beendet nach der verpasster Olympiaqualifikation für Peking und 14 Jahren im Weltcup seine Karriere. Der 32-jährige Tiroler, der sich im vergangenen Sommer nach Schulterproblemen und einer zurückgebildeten Bandscheibe erfolgreich in den Eiskanal zurückgekämpft hatte, gewann 2019 bei der Weltmeisterschaft im Winterberg (GER) Silber im Einsitzer und mit der Team-Staffel. Egger, der 2008 im Weltcup debütierte und zwei Rennen gewinnen konnte, war zweimal bei Olympischen Spielen im Einsatz. 2014 rodelte der Polizeisportler auf Rang acht, vier Jahre später reichte es in Pyeongchang zu Platz 15.

Reinhard Egger beendet nach 13 Jahren seine Karriere.
Foto: ÖRV/Reker

Am Sonntag folgen beim Saisonfinale in St. Moritz die Entscheidungen bei den Damen und in der Team-Staffel. 

Wolfgang Kindl: „Ich mag die Bahn, aufgrund der tollen Landschaft ist jede Fahrt ein Genuss, es macht einfach sehr viel Spaß hier zu rodeln. Der erste Lauf war nicht ganz sauber, ich habe gewusst, dass im zweiten noch was geht, wenn ich voll treffe. Dass die größten Konkurrenten im Finale Federn lassen, war natürlich etwas glücklich, schmälert meinen Erfolg aber definitiv nicht. Ich bin absolut zufrieden, sowohl mit dem Speed, als auch mit der Startleistung und freue mich auf die morgige Staffel-Entscheidung.“

Nico Gleirscher: „Die Woche war nach dem Materialbruch nicht einfach, aber wir haben das im Team super gelöst. Ich habe im zweiten Lauf voll riskiert, das es so aufgeht ist natürlich fantastisch. Ich bin mit der Bronzenen mega happy, da ich nicht wirklich mit einer Medaille gerechnet.“

Reinhard Egger: „Ich hatte speziell im letzten Drittel meiner Karriere immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen, konnte leider nur selten meine Möglichkeiten über einen längeren Zeitraum ausschöpfen. Die Saison2018/19 mit der Weltmeisterschaft in Winterberg war definitiv meine sportlich beste Phase, aber der wohl der größte Erfolg ist, dass ich mittlerweile völlig schmerzfrei bin und ohne Folgeschäden vom Schlitten steige. Natürlich ist aktuell etwas Wehmut dabei, wir haben eine super Mannschaft, wo der Umgang trotz der großen internen Konkurrenz stets sehr kollegial war. Ich werde der Rodelfamilie freundschaftlich immer verbunden bleiben und drücke unserem Olympiateam für Peking fest die Daumen.“

53. FIL-Europameisterschaften/9. Eberspächer Rennrodel-Weltcup/St. Moritz

Ergebnisse: (* Weltcupplatzierung)

Herren:

1. Wolfgang Kindl AUT 2:10.246

2. Kristers Aparjods LAT

3. Nico Gleirscher AUT +0.300

5. Jonas Müller AUT +0.410

16/*17. Reinhard Egger AUT +1.408

17/*19. David Gleirscher AUT +1.470

Doppelsitzer:

1. Toni Eggert/Sascha Benecken GER 1:47.209

2. Tobias Wendl/Tobias Arlt GER +0.113  

3. Martins Bots/Roberts Plume LAT +0.249

6. Thomas Steu/Lorenz Koller AUT +0.347

11./*12. Yannick Müller/Armin Frauscher AUT +0.771

12./*13. Juri Gatt/Riccardo Schöpf AUT +0.852

Foto: FIL/ManLV

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