Vizeweltmeisterin in der Abfahrt, einmal Gold und zweimal Silber bei Junioren-Weltmeisterschaften, zudem ein Weltcupsieg und weitere fünf Stockerlplätze: die bisherigen Erfolge von Stephanie Venier können sich durchaus sehen lassen. Lediglich der letztjährige Weltcup-Winter – nur ein Top-Ten-Ergebnis – war einer zum vergessen. Ob dieser noch nachhängt und was sie sich von der am 3. Dezember in Lake Louise beginnenden Olympia-Saison erwartet, verriet die 28-Jährige im Sportszene-Gespräch direkt aus dem Trainingslager in Copper Mountain.
Hallo Stephi, die erste Frage vorweg: Wie geht`s dir und wie groß ist die Freude, wieder auf den Brettern die die Welt bedeuten, zu stehen.
Danke der Nachfrage. Soweit ist alles gut. Es macht richtig Spaß, wieder einmal in Amerika zu sein. Vor allem ist es die perfekte Vorbereitung auf die anstehenden Weltcup-Rennen.
Bevor wird über den anstehende Weltcup-Winter sprechen. Wie hast du eigentlich den Sommer verbracht?
Da stand vorwiegend Konditions- und Krafttraining im Olympiazentrum Tirol am Programm. Aber auch das Radfahren ist heuer nicht zu kurz gekommen. Ich bin ziemlich viel am Rennrad gesessen. Und im Juli habe ich mir eine Woche Auszeit genommen. Da war ich auf Teneriffa.
Mit Head vertraust du auf eine neue Ski- und Schuhmarke. Inwiefern hat sich der Materialwechsel jetzt schon ausbezahlt?
Das kann ich zum derzeitigen Zeitpunkt schwer sagen. Das Gefühl ist jedenfalls positiv. Auf alle Fälle war der Wechsel mit ziemlich viel Arbeit verbunden, weil ich ja keinen Anhaltspunkt hatte. Ich hatte keine Erfahrungswerte auf die ich zurückgreifen hätte können.
Die Vorsaison war geprägt von einer hartnäckigen Corona-Erkrankung und schweren Stürzen. Speziell nach den beiden Abflügen in Crans Montana schien die gewohnte Lockerheit verloren gegangen. Inwiefern konntest du die letztjährige Saison abschütteln?
Ich würde jetzt gar nicht sagen, dass die Lockerheit durch die Stürze verloren gegangen ist. Im Super-G bin ich etwa nach zweitbester Zwischenzeit ausgeschieden. Aber ich hab mir einfach zu viel Druck gemacht, wollte alles erzwingen. Und das funktioniert im Skisport halt nur selten. Wobei mein Fokus sowieso nach vorne gerichtet ist, weil man das was passiert ist, ohnehin nicht mehr ändern kann.
Dann blicken wir nach vorne: Du weilst aktuell mit dem Nationalteam zu Testzwecken in Copper Mountain. Wie sind die ersten Eindrücke und wie fallen die internen Zeitvergleiche aus?
Es ist lässig, endlich wieder einmal auf amerikanischen Schnee zu trainieren. Grundsätzlich bin ich mit den Trainingsleistungen sehr zufrieden. Dass ich im Training nie 100 Prozent abrufen kann, wissen die Trainer und ich ja schon länger (lacht).
Mit Nicole Schmidhofer ist auch eine echte Führungspersönlichkeit mit dabei. Wie wichtig ist ihre Rückkehr für das gesamte Team?
Sehr wichtig! Die Nici ist halt doch jene Läuferin die die meiste Erfahrung mitbringt. Und auch mich persönlich freut es, dass meine Zimmerkollegin wieder retour ist. Und das vor allem schmerzfrei.
Von 3. bis 5. Dezember finden in Lake Louise die ersten Speed-Bewerbe statt. Was erwartest du dir vom Weltcup-Auftakt?
Ich gehe mit keinen großen Erwartungen in die Rennen. Ich will einfach mein bestes Skifahren zeigen, viel Spaß haben und es einfach laufen lassen. In erster Linie freue ich mich, dass wir endlich wieder mal einen normalen Saisonstart haben.
Mit welchen Erwartungen gehst du in die neue Saison und wer sind die großen Favoritinnen?
Ich lass einfach alles auf mich zukommen (lacht). Was die Favoritinnen anlangt, sind es wohl die üblichen Verdächtigen wie Corinne Suter, Lara Gut-Behrami und Mikaela Shiffrin. Und natürlich auch die eine oder andere aus unserem Team.
Der Saisonhöhepunkt schlechthin sind die olympischen Winterspiele. Inwiefern ist Peking schon ein Thema?
Noch gar nicht. Die Konzentration liegt voll und ganz auf den nächsten Weltcup-Rennen. Erstmal muss ich gut in die Saison starten. Außerdem ist Olympia noch weit weg.
Ganz nah ist wieder einmal das Thema Corona. Gibt es für dich als Genesene überhaupt die Frage: Impfen ja oder nein?
Ich habe Corona schon gehabt und will es nicht noch einmal bekommen. Deshalb habe ich mich impfen lassen. Zu meinem eigenen Schutz aber auch damit ich andere schützen kann.
Eine letzte Frage. Während zahlreiche Sportler auf den sozialen Netzwerken sehr viel privates von sich preis geben, gibst du dich sehr zurückhaltend. Bist du doch mehr „Tante Gucci“ als „Social-Media-Queen“?
(lacht) Naja, das „Tante Gucci“ ist jetzt auch schon ein bisschen veraltet. Das gute an „Social Media“ ist, das man das zeigen kann, was man will. Und die meisten Menschen folgen mir wegen dem Sport den ich ausübe. Und dabei versuche ich sie so gut wie möglich mitzunehmen.
Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die bevorstehende Weltcup-Saison.