Das Fazit der ersten beiden Trainingswochen von Österreichs Kunstbahnrodlern fällt durchwegs positiv aus, der Weltcup startet in einem Monat mit der Olympiageneralprobe in Yanqing.
Die physische Vorbereitung und Materialentwicklung zog sich über sechs Monate, für das Eistraining bleiben witterungsbedingt gerade einmal fünf Wochen. Da gilt es jeden Tag optimal zu nutzen und genau das gelang den Schützlingen von Rene Friedl bisher – entsprechend zufrieden zog der ÖRV-Cheftrainer und Sportdirektor eine erste Zwischenbilanz.
„In Lillehammer war es anfangs etwas warm und verregnet, hinten raus ist die Eisqualität dann aber sehr gut gewesen, da waren wir knapp am Bahnrekord dran. Sigulda ist von der Charakteristik ein ganz anderes Kaliber, die Bahn ist einer der technisch anspruchsvollsten, hier waren alle deutlich mehr gefordert. Unterm Strich sind wir bis jetzt auf elf Trainingstage auf Eis gekommen, das Programm ist auch aufgrund der Materialtests sehr intensiv, das freie Wochenende wird der Mannschaft sicherlich gut tun“, so Friedl, der ergänzt: „Die Stimmung ist gut, der Fokus am Punkt, die Leistungen in der Bahn ansprechend. Wir haben jetzt noch die Trainingskurse in Igls und Altenberg, am 2. November geht es dann nach China, wo wir im Kollektiv erstmals die Olympiabahn testen und im Anschluss in die Weltcupsaison starten.“
Ähnlich positiv äußert sich Sprint-Weltmeister Nico Gleirscher, der den Schwung aus der Vorsaison gut mitgenommen hat. „In Lillehammer galt es nach der langen, eisfreien Zeit wieder das richtige Gefühl aufzubauen und die Lockerheit am Schlitten zu finden. Sigulda war dann mit den vielen Lenkpunkten schon der erste Härtetest“, so der Stubaier, der im fünfköpfigen bärenstarken Herrenteam alle auf Augenhöhe sieht. „Aufgrund der Materialtests sind Vergleiche schwierig, aber man hat zwischendurch schon gesehen, dass alle sehr eng beisammen sind. Wir haben im Sommer sehr gut gearbeitet, motivieren und pushen uns in jedem einzelnen Lauf.“
Bei den Damen hinterließ Madeleine Egle, Gesamtweltcup-Vierte des Vorjahres und mit 23 Jahren „Dienstälteste“ des heimischen Quartetts, im bisherigen Training den stärksten Eindruck. Wie bei den Herren sind bei den Olympischen Spielen drei Damen pro Nation startberechtigt. Neben der Team-Weltmeisterin von 2020 wollen auch Hannah Prock (21), Lisa Schulte (20) und Madeleines jüngere Schwester Selina Egle (18) die Qualifikation für Peking meistern. Auch im Doppelsitzer erfolgt hinsichtlich der Olympiaqualifikation eine interne Ausscheidung. Neben den Gesamtweltcup-Sieger Thomas Steu und Lorenz Koller wetteifern Yannick Müller/Armin Frauscher sowie Juri Gatt/Riccardo Schöpf um die zwei Peking-Fahrkarten, die in diesem Bewerb zu Verfügung stehen.
Für Thomas Steu hat das Gerangel um die Plätze längst begonnen, der Vorarlberger, dem im Sommer eine Corona-Erkrankung zu schaffen machte, ist körperlich längst wieder auf der Höhe und stärker denn je. „Wir haben in der Kraftkammer sehr gut gearbeitet und relativ rasch wieder ins Rodeln reingefunden, auch bei den Materialtests sind wir auf einem sehr guten Weg. Bei den kommenden Trainings in Igls und Altenberg gilt es den einen Schlitten, den wir nach China mitnehmen werden, herauszufiltern und weiter auf Zug zu kommen“, so der Heeressportler, der seine Olympiapremiere in Pyeongchang mit Partner Lorenz Koller auf Rang vier beendete. „2018 war das ein super Resultat für uns, im kommenden Februar wären wir damit aber wohl nicht zufrieden.“
Foto: FIL/Mareks Galinovskis