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Herzog sieht sich als Außenseiterin

Am Samstag beginnen in Heerenveen in den Niederlanden die Europameisterschaften im Eisschnelllauf. Nach der Absage der November- und Dezember-Weltcups ist die EM der internationale Saisonauftakt für die Athleten. Mit Vanessa Herzog und Gabriel Odor sind auch zwei Österreicher dabei bei der ersten Medaillenjagd am Eis in dieser Saison.

Die seit 1891 ausgetragenen Europameisterschaften im Eisschnelllauf sind der älteste Bewerb der Olympiasportart. Bis vor wenigen Jahren wurden sie ausschließlich im Allround-Mehrkampf ausgetragen, erst 2017 bekam das älteste Event des Internationalen Eislauf-Verbandes (ISU) ein neues Gesicht und alterniert nun alle zwei Jahre zwischen einer Einzelstrecken-EM und einer doppelten Mehrkampf-EM. Denn neben dem klassischen Vierkampf, der über die Distanzen von 500, 3.000/5.000, 1.500 sowie dem Finale über 5.000 bzw. 10.000 Meter gelaufen wird, werden seit 2017 auch im Sprintmehrkampf Medaillen vergeben. Dort warten an beiden Bewerbstagen je ein Lauf über 500 und 1.000 Meter auf die Teilnehmer.

Und genau in jenem Format geht Österreichs Sportlerin des Jahres 2019, die Wahlkärntnerin Vanessa Herzog an den Start. Die 25-Jährige gewann vor zwei Jahren in Klobenstein in Italien die Goldmedaille in diesem Bewerb und gehört auch in Heerenveen in diesem Jahr zu den Mitfavoritinnen, auch wenn die fünffache EM-Medaillengewinnerin ihre Kontrahentinnen in der Goldposition sieht. „Es war ein schwieriger Sommer ohne die Inline-Bewerbe und mit eingeschränktem Training“, blickte sie auf die von Corona zerrüttete Vorbereitung statt. Schon früh ging sie deshalb in die Niederlande, bereitete sich dort als Mitglied des Teams Reggeborgh auf die anstehenden Jahreshighlights vor.

Denn gleich im Anschluss an die Europameisterschaften warten die ersten beiden und auch einzigen Saisonweltcups, die ebenfalls in der Eisschnelllauf-Wettkampfblase von Heerenveen ausgetragen werden. Zuletzt sorgte sie für einen neuen österreichischen Rekord über 2×500 Meter bei den niederländischen Meisterschaften: „Der gibt natürlich Auftrieb.“

Seit sieben Wochen ist Österreichs Aushängeschild im Eisschnelllaufsport nun schon in den Niederlanden. „Es wird von Tag zu Tag besser. Von den Zeiten her bin ich jetzt so schnell wie in meiner besten Saison“, erklärte sie, fügte aber an, dass sie aufgrund der schwierigen Corona-Situation noch etwas Rückstand auf ihre schärfsten Kontrahentinnen aufweist: „Im Vergleich zu den Niederländerinnen und Russinnen fehlen mir einfach die Stunden im Sommer auf der Inline-Bahn und am Eis. Die EM nehme ich jetzt direkt aus dem Training mit. Die Medaillenchancen sind nicht groß.“

Speziell ihre Teilnahme als Gaststarterin bei den Niederländischen Meisterschaften zeigte Herzog den aktuellen Abstand zur Konkurrenz auf. Obwohl sie gute Zeiten ablieferte, waren die jungen Niederländerinnen, angeführt von 1.000-Meter-Weltmeisterin Jutta Leerdam schneller. „Sie haben regelmäßig trainiert in der Vorbereitung, wir mussten permanent improvisieren“, so Herzog. Gerade die einschneidende Zeit des Lockdowns habe den Unterschied zwischen den großen Eisschnelllauf-Nationen und den kleineren Ländern vergrößert. „Deshalb sehe ich mich auch als Außenseiterin, werde aber natürlich voll angreifen. Der Vierkampf ist sehr fordernd mit den ganz kurzen Pausen zwischen den Wettbewerben.

Im klassischen Allround-Vierkampf der Männer ist mit Gabriel Odor ein weiterer rot-weiß-roter Athlet im Einsatz. Der 20-Jährige aus Grinzens in Tirol ist der fünftjüngste Starter im gesamten Feld der Männer und steht erstmals in seiner Karriere bei einer EM am Start. „Ich freue mich schon richtig drauf. Es ist meine erste volle Saison bei den Senioren und daher ist das Ziel Erfahrung zu sammeln“, blickte er auf sein Debüt voraus. Mit einem starken Lauf über 500 Meter will er den Wettbewerb am Samstag beginnen, danach warten harte zwölfeinhalb Runden auf der zweiten Distanz des ersten Tages: „Ich peile dort meine persönliche Bestleistung an, will erstmals unter 6:30 Minuten fahren.“

Der besondere Reiz des Vierkampfes ist für den jungen Tiroler vor allem, dass über zwei Tage konstant gute Leistungen abgerufen werden müssen: „Es ist wichtig, dass man über alle Strecken gute Leistungen zeigt. Ich verfüge über einen guten Sprint, kann aber auch über die langen Distanzen gute Zeiten abrufen.“ Ein völlig neues Bild wird die leere Thialf-Halle sein. Denn aufgrund der Corona-Beschränkungen sind dieses Jahr keine Zuseher in das Oval von Heerenveen zugelassen, dass eigentlich als extremer Publikumsmagnet gilt. „Es wird sicher ganz ungewohnt sein, zumal die Stimmung dort immer ein kleiner Hexenkessel ist, vor allem wenn die niederländischen Athleten laufen“, weiß Odor. Aus dem Veranstalterland kommen auch die großen Favoriten, wenn auch der Titelverteidiger und zehnfache Allround-Europameister Sven Kramer nicht am Start steht. Doch mit dem dreifachen Weltmeister im Vierkampf, Patrick Roest, dürfen die Oranje-Fans auf einen erneuten Titelgewinn hoffen.

Programm:
Samstag:
11:30 500m Ladies-Allround
11:58 500m Men-Allround (mit Gabriel Odor)
12:37 3000m Ladies-Allround
14:39 5000m Men-Allround (mit Gabriel Odor)
15:35 500m Ladies-Sprint (mit Vanessa Herzog)
15:58 500m Men-Sprint
16:37 1000m Ladies-Sprint (mit Vanessa Herzog)
17:11 1000m Men-Sprint

Sonntag:
11:30 1500m Ladies-Allround
12:16 1500m Men-Allround (mit Gabriel Odor)
13:05 5000m Ladies-Allround
13:55 10000m Men-Allround (Finale der besten acht Athleten)
15:29 500m Ladies-Sprint (mit Vanessa Herzog)
15:52 500m Men-Sprint
16:31 1000m Ladies-Sprint (mit Vanessa Herzog)
17:05 1000m Men-Sprint

Foto: ÖEEV

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