Der olympische Rennrodelsport startet nach einer kurzen Weihnachtspause mit der WM-Generalprobe am Königssee in die zweite Saisonhälfte. Das Weltcupwochenende am Fuße des Watzmanns wird am Samstag mit den Entscheidungen der Doppelsitzer und Herren eröffnet. Am Sonntag folgt das Rennen der Damen und eine weitere Team-Staffel. Insgesamt 135 Athletinnen und Athleten aus 22 Nationen haben für Königssee gemeldet, erstmals in dieser Saison sind auch die nordamerikanischen Teams am Start.
Auf die Gleiterbahn von Winterberg, wo Nico Gleirscher mit Rang zwei und die Doppelsitzer Thomas Steu/Lorenz Koller mit Platz drei im Sprint den ÖRV-Erfolgslauf im Weltcup prolongierten, folgt mit Königssee eine Herausforderung der gegensätzlichen Art. Der technisch und physisch anspruchsvolle Eiskanal, auf dem Ende Jänner um die WM-Medaillen gerodelt wird, gilt aufgrund der zahlreichen Übergänge und Lenkpunkte als einer der schwierigsten im Weltcup.
Nach sechs von zwölf Entscheidung haben Thomas Steu und Lorenz Koller im Gesamtweltcup der Doppelsitzer weiterhin die Nase vorne. Das ÖRV-Duo war mit drei Rennsiegen und zwei zweiten Plätzen fulminant in den Winter gestartet, einzig im Disziplinenrennen in Winterberg lief es mit Rang sieben nicht ganz nach Wunsch. Bei ihrem letzten Königssee-Weltcup, im Jänner 2019, gelang den beiden 26-jährigen HLSZ-Sportlern mit Rang drei der Sprung aufs Podest. Yannick Müller und Armin Frauscher, die sich seit dem Vorjahr den Schlitten teilen und rasend schnell in der erweiterten Weltspitze angekommen sind, haben mit Königssee noch eine Rechnung offen. Bei ihrer Premiere sah das Duo, das in diese Saison bereits zweimal auf dem Podest stand, keine Zielflagge. Die Junioren Juri Gatt und Riccardo Schöpf, die ihre Premierensaison im Weltcup bestreiten, müssen ihr Ticket im Nationen Cup lösen.
Bei den Herren sind die Erinnerungen an die Bahn am Königssee durchwegs positiv. In der Vorsaison raste Jonas Müller um minimale drei tausendstel Sekunden am Sieg vorbei, 2019 verbuchteReinhard Egger an Ort und Stelle seinen ersten Weltcupsieg, ein Jahr zuvor gab es dank Wolfgang Kindl und Armin Frauscher sogar einen ÖRV-Doppelsieg.
Felix Loch startet als klarer Favorit ins Neue Jahr. Der Deutsche verlor zwar bei der letzten Entscheidung vor Weihnachten seine weiße Weste, bleibt mit fünf Saisonsiegen aber nach wie vor der große Gejagte. Neben den Österreichern, bei denen auch David und Nico Gleirscher für absolute Spitzenplätze gut sind, muss man Lochs Landsleute Johannes Ludwig und Max Langenhan, die Südtiroler Cousins Dominik und Kevin Fischnaller, sowie Vorjahressieger Semen Pavlichenko (RUS) auf der Rechnung haben.
Bei den Damen, die am Sonntag im Einsatz sind, geht das innerdeutsche Duell um die Führung im Gesamt-Weltcup in die nächste Runde. Natalie Geisenberger, die in ihrer Comeback Saison nach der Babypause in jedem Rennen auf Rang zwei gerodelt war, startet im Gelben Trikot ins neue Jahr. Hinter der Olympiasiegerin lauern die Gesamtweltcupsiegerin des Vorjahres, Julia Taubitz, mit 19 und Dajana Eitberger mit 20 Zählern Rückstand. Auf Platz vier folgt Madeleine Egle, die in diesem Weltcup-Winter bereits fünf Top-6-Ergebnisse auf der Haben-Seite hat. Hannah Prock, die zuletzt in Winterberg mit Rang fünf im Sprint aufhorchen ließ, stand 2019 in Königssee als Dritte erstmals auf dem Weltcup-Podest. Lisa Schulte, im Gesamtweltcup unmittelbar vor Prock auf Rang zehn, will ebenfalls anschreiben. Meistert die 17-jährige Schülern Selina Egle am Freitag im Nationen-Cup die Qualifikation, feiert die jüngere Schwester von Madeleine in Königssee ihr Weltcupdebüt in der allgemeinen Klasse.
Am Mittwoch und Donnerstag stehen je zwei Trainingsläufe auf dem Programm, am Freitag folgen der Nationencup und der finale Trainingslauf der Gesetztengruppe.
Rene Friedl (ÖRV-Cheftrainer & Sportdirektor): „Wir sind am Stephanitag getestet worden und nach Bekanntgabe der negativen Ergebnisse am 27. Dezember nach Königssee gefahren, wo wir den Nachmittag für ein paar Trainingsläufe optimal nutzen konnten. Am Montag und Dienstag stand das Athletiktraining im Vordergrund, ab Mittwoch wird der Fokus auf das Bahntraining gelegt. An der generellen Zielsetzung und unserer Richtung hat sich nichts geändert, wir wollen weiterhin Werbung in eigener Sache betreiben, die Jungen integrieren und als Mannschaft überzeugen. Nach Barbara Allmaier, die in Igls mit dabei war, bekommt nun mit Selina Egle die nächste Juniorin die Chance, sich im Weltcup zu zeigen.“
Jonas Müller: „Die Pause hat sehr gutgetan. Ich fühle mich gut erholt und freue mich, dass es wieder weitergeht. Wir haben nach den Tests und dem Wiedereintritt in die Blase am Sonntag in Königssee sehr gut trainiert, haben noch fünf Trainingsläufe vor uns, um das Material abzustimmen. Meine Formkurve hat zuletzt nach oben gezeigt, ich will den positiven Trend fortsetzen und ums Podium mitfahren.“
David Gleirscher: „Im bisherigen Saisonverlauf war meine Rennperformance nicht so wie ich mir das vorstelle. Ich habe meine sehr guten Trainingsleistungen im Wettkampf zu selten umsetzen können, mir hat hinten raus die Konstanz gefehlt. Das gilt es zu verbessern. Ich weiß was möglich ist und möchte das am besten gleich hier in Königssee unter Beweis stellen.“
Thomas Steu: „Die Deutschen sind auf ihren Heimbahnen traditionell schwer zu schlagen, hier in Königssee ist es aber am schwierigsten. Sowohl Wendl/Arlt als auch Eggert/Benecken sind auf dieser Bahn eine absolute Macht, es braucht einen richtig starken Tag, um sie zu biegen. Die Bahn ist anspruchsvoll, das liegt uns, es wird auf jeden Fall ein spannendes Rennen.“
Zeitplan:
Samstag, 02. Jänner:
10:30 Doppelsitzer/1. Lauf
11:50 Doppelsitzer/2. Lauf
13.40 Herren/1. Lauf
15:15 Herren/2. Lauf
Sonntag, 03. Jänner:
09:20 Damen/1. Lauf
10:45 Damen/2. Lauf
12:40 Team-Staffel