Zehn Monate nach ihrem schweren Sturz in Sigulda gelang Thomas Steu nach seinem Schien- und Wadenbeinbruch gemeinsam mit Doppelsitzer-Partner Lorenz Koller ein sensationelles Comeback im Rodel-Weltcup. Die amtierenden Team-Europameister knallten im ersten Lauf die Bestzeit in den Tiroler Eiskanal und ließen im Finale mit der neuerlich schnellsten Zeit nichts anbrennen.
Den Jubel perfekt machten Yannick Müller und Armin Frauscher, die erst im Vorjahr ihr Debüt im Doppelsitzer feierten. Das Duo zur Halbzeit auf Rang vier, raste im Finale an den Weltmeistern Eggert/Benecken (GER) und den Italienern Rieder/Kainzwaldner vorbei und sorgte mit ihrem besten Weltcupergebnis für einen heimischen Doppelsieg. Die beiden 19-jährigen Tiroler Juri Gatt und Riccardo Schöpf, die ihre erste komplette Saison in der allgemeinen Klasse in Angriff nehmen, lieferten mit Rang 13 eine Talentprobe ab.
Damit haben sich alle ÖRV-Doppelsitzer für den morgigen Sprint-Weltcup qualifiziert.
Starkes Kollektiv
Bei Kaiserwetter und perfekten Bahnverhältnissen brachte auch der Saisonstart der Herren-Einsitzer den erwarteten Krimi und war an Spannung kaum zu überbieten. Nach dem ersten Lauf lagen die Top-3 innerhalb von lediglich 15 Tausendstel Sekunden, am Ende entschieden 12 Hundertstel zu Gunsten von Felix Loch. Der Deutsche sicherte sich mit zwei Bestzeiten seinen 40. Weltcupsieg, auf Rang zwei rodelte Lochs Landsmann Johannes Ludwig, Dominik Fischnaller (ITA) belegte Platz drei. Österreichs Asse zeigten sich mit den Rängen vier, fünf und sechs mannschaftlich sehr stark und schafften im Kollektiv die Qualifikation für den morgigen Sprint-Weltcup.
Bestplatzierter des heimischen Quintetts wurde David Gleirscher. Der Olympiasieger von 2018, Zweitplatzierter nach dem ersten Durchgang, verpasste sein erstes Igls-Podest um lediglich zwei Hundertstel Sekunden. Umgekehrt verlief es bei Jonas Müller, der nach einem fehlerhaften ersten Lauf und Zwischenrang elf, im Finale mit der zweitschnellsten Zeit aufhorchen ließ. Damit verbesserte sich der amtierende Vizeweltmeister in der Endabrechnung auf Platz fünf. Nico Gleirscher, im Vorjahr in Igls auf Rang vier, untermauerte seine Vorliebe für die Heimbahn mit Rang sechs. Wolfgang Kindl und Reinhard Egger meisterten mit den Rängen 12 und 13 ebenfalls die Qualifikation für den morgigen Sprint-Weltcup, der in sämtlichen Disziplinen mit einem fliegenden Start und in lediglich einem Lauf entschieden wird.
Zuvor stehen am Sonntag die Entscheidung der Damen und ein Team-Staffel-Bewerb auf dem Programm.
Thomas Steu: „Ein geiler Tag, Doppelsieg für Österreich, mich freut das riesig für die anderen zwei. Wir haben hart gearbeitet im Sommer, das war nicht immer leicht mit der Verletzung, ich hätte nicht gedacht, dass es gleich so gut klappt, aber jetzt sind wir wieder da, wo wir hin wollen. Die Erwartungen für morgen sind die gleichen wie heute, einfach alles geben und dann sehen wir, was dabei rauskommt.“
Lorenz Koller: „Wir haben gestern einen sehr guten Lauf im Nationencup gehabt, aber trotzdem, es ist nicht nur der erste Weltcup der Saison, wo man nicht genau weiß wo man umgeht, sondern wir haben letzte Saison den schweren Sturz gehabt, von daher war die Anspannung bei mir schon sehr groß. Thomas ist da zum Glück sehr entspannt und cool, das ist einfach so, aber ja, es hat alles so hin gehaut, wie wir und das vorgestellt haben.“
Armin Frauscher: „Wir sind überglücklich mit dem zweiten Platz, es ist schon etwas unerwartet, unser Ziel waren eigentlich die Top-6. Wir haben die Läufe gut runtergebracht, haben sehr gut trainiert. Dass wir beim zehnten Weltcup den wir fahren schon bei den Großen mitspielen können zeigt, wie super das Trainerteam ist und wie gut wir zusammenarbeiten.“
David Gleirscher: „Das Rennen war grundsätzlich okay, ich bin zufrieden mit meinen Starts, die waren wirklich gut. Leider habe ich in beiden Läufen den oberen Bereich der Bahn nicht hundertprozentig rund getroffen. Schade, dass es sich so knapp nicht mit dem Podest ausgegangen ist, dem laufe ich in Igls ein bisschen hinterher. Aber morgen gibt es noch eine Chance, ich werde mein Bestes geben.“
Jonas Müller: „Auch der zweite Lauf war nicht zu hundert Prozent perfekt, aber hätte ich zwei solche gehabt, wäre ich überglücklich gewesen. Der fünfte Platz passt am Ende ganz gut, aber ich weiß, dass ich es besser kann. Das Material läuft bei uns Österreichern sehr gut, wir können morgen alle aufs Podest fahren, das ist auch das Ziel.“
Nico Gleirscher: „Beide Läufe waren nicht perfekt, da ist schon noch Luft nach oben, aber ich bin absolut zufrieden. Die Vorbereitung war für mich nicht einfach, umso mehr freue ich mich über die heutige Leistung. Ich bin bereit für morgen und traue mir auch im Sprint einiges zu.“
ERGEBNISSE:
Doppelsitzer:
1. Thomas Steu/Lorenz Koller AUT 1:19.253
2. Yannick Müller/Armin Frauscher AUT +0.225
3. Toni Eggert/Sascha Benecken GER +0.280
13. Juri Gatt/Riccardo Schöpf AUT +0.948
Herren:
1. Felix Loch GER 1:39.941
2. Johannes Ludwig GER +0.126
3. Dominik Fischnaller ITA +0.180
4. David Gleirscher AUT +0.209
5. Jonas Müller AUT +0.234
6. Nico Gleirscher AUT +0.295
12. Wolfgang Kindl AUT +0.740
13. Reinhard Egger AUT +0.761
Foto: FIL/Mareks Galinovskis