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Weltcupauftakt mit Heimrennen

Keine Übersee-Rennen, eingeschränkte Teilnehmerzahlen und Trainingsaktivitäten, strenge Hygienemaßnahmen für alle Beteiligten, bis auf weiteres keine Zuschauer an den Bahnen – der 43. Weltcup-Winter im Rennrodeln bringt spezielle Voraussetzungen und Maßnahmen, aber auch Neuerungen mit sich. So wird erstmals neben der großen Kristallkugel für den Sieg in der Gesamt-Weltcupwertung auch je eine kleine Kristallkugel für die Disziplinen-Gesamtsieger des klassischen Weltcups und des Sprint-Weltcups vergeben. Höhepunkt der Saison ist die Weltmeisterschaft am Königssee, die am 30.-31. Jänner 2021 ausgetragen wird. Der Testwettbewerb und die für kommenden Februar geplante internationale Trainingswoche im Yanqing National Sliding Center (CHN) wurden auf den Herbst 2021 verschoben, ein Ersatzort für das Weltcupfinale wird gegenwärtig von der FIL gesucht.

Dichtes Programm

Im Rahmen des Weltcupauftakts in Igls werden am kommenden Wochenende gleich sieben Entscheidungen gefällt. Neben den Disziplinrennen steht eine Team-Staffel, sowie ein Sprint-Weltcup auf dem Programm. Eröffnet wird der Reigen am Samstag von den Herren und Doppelsitzern, am Sonntag folgen die Entscheidungen der Damen und die Team-Staffel, abgerundet wird der Auftakt mit einem Sprint-Weltcup. Athletinnen und Athleten aus 22 Nationen haben für den Auftakt gemeldet, die Protagonisten aus den USA und Kanada steigen aufgrund der Pandemie erst im Jänner 2021 in den Weltcup ein. Aufgrund eines Präsidiumsbeschlusses der FIL steht beim Weltcupauftakt jeder Nation ein zusätzlicher Startplatz zu Verfügung. Damit sind in Igls pro Nation fünf Herren, vier Damen und drei Doppelsitzer startberechtigt. Österreich schöpft das komplette Kontingent aus.

Dünne Luft

Bei den Herren startet Roman Repilov als großer Gejagte in die neue Saison. Der Russe gewann in der Vorsaison den Gesamtweltcup und eroberte in Sotschi WM-Gold. Vor einem Jahr musste sich Repilov in Igls lediglich Jonas Müller beugen. Der Vorarlberger unterstrich am vergangenen Sonntag mit seinem Premierensieg bei der Österreichischen Meisterschaft seine gute Form. Neben dem amtierenden Vize-Weltmeister drängen auch Olympiasieger David Gleirscher, Igls-Spezialist Wolfgang Kindl, Reinhard Egger und Nico Gleirscher, der im Vorjahr mit Rang vier zu überraschen wusste, ins Rampenlicht. Doch die Konkurrenz ist groß, die Luft an der Spitze dünn. Mit Repilovs Landsmann Semen Pavlichenko wird ebenso zu rechnen sein wie mit dem Südtiroler Dominik Fischnaller, hinzu kommen die Deutschen, angeführt von ihren Evergreens Felix Loch und Johannes Ludwig, sowie dem Letten Kristers Aparjods.

Dreimal zwei

Im Doppelsitzer geht das Dauerduell der deutschen Weltmeister Toni Eggert/Sascha Benecken und der Olympiasieger von 2014 und 2018, Tobias Wendl/Tobias Arlt in die nächste Runde. In der Vorsaison übten Thomas Steu und Lorenz Koller auf die Konkurrenz aus Deutschland mit einem Sieg (Altenberg) und vier weiteren Podestplätzen ordentlich Druck aus, dann folgte der schwere Trainingssturz in Sigulda und das vorzeitige Saisonende. Die beiden Platten und 25 Schrauben, mit denen der komplizierte Beinbruch fixiert wurde, sind Thomas Steu erhalten geblieben und werden erst nach der Saison entfernt. Das Duo arbeitete sich mit Biss und Disziplin erfolgreich zurück und konnte in der Vorwoche mit dem dritten Staatsmeistertitel in Folge Selbstvertrauen tanken. Mit den Umsteigern Yannick Müller und Armin Frauscher, die in ihrer Debütsaison zweimal in die Top-10 gerodelt sind und in der Vorbereitung einen starken Eindruck hinterließen, sowie Juri Gatt und Riccardo Schöpf werden erstmals seit 2009/10 wieder drei ÖRV-Doppelsitzer die komplette Saison in der allgemeinen Klasse bestreiten.

Comeback der Besten

In der Vorsaison lieferten sich Julia Taubitz und Tatyana Ivanova (RUS) einen spannenden Zweikampf, am Ende hatte die 24-jährige Deutsche knapp die Nase vorne und sicherte sich erstmals die große Kristallkugel. Jetzt bekommt Taubitz zusätzliche Konkurrenz aus dem eigenen Lager – Natalie Geisenberger, mit fünf Olympiamedaillen, neun Weltmeistertiteln und 49 Weltcupsiegen die erfolgreichste Rennrodlerin aller Zeiten, sowie die Olympiazweite von 2018, Dajana Eitberger, feiern nach ihren Babypausen ein Comeback. Österreich startet in Igls mit Team-Europameisterin Madeleine Egle, Lisa Schulte die bei ihrer Igls-Premiere im Vorjahr mit Rang sechs mitten in die Weltspitze platzte, Hanna Prock und Debütantin Barbara Allmaier. Für die 16-jährige Tiroler Schülerin wird es der erste Weltcupeinsatz in der allgemeinen Klasse.

Österreichs Rodelteam strebt einen starken Weltcupauftakt an.
Fotos: ÖRV, FIL/Mareks Galinovskis

Rene Friedl (ÖRV-Cheftrainer & Sportdirektor): „Wir sind in der Vorbereitung trotz der Covid-Einschnitte ein sehr gutes Programm gefahren und bereit für die Saison, mit zwei Ausnahmen sind soweit alle fit. Madeleine Egle ist am Start aufgrund ihrer noch nicht völlig ausgeheilten Schulterverletzung ebenso gehandicapt wie Reinhard Egger, den seine Rückenbeschwerden leider noch länger begleiten werden. Wir hoffen zum Auftakt auf drei Podestplätze und wollen in der Endabrechnung im Weltcup um die Kristallkugeln im Doppelsitzer und bei den Herren mitreden.“

Thomas Steu: „Die vergangenen neun Monate waren nicht einfach, umso größer ist die Freude wieder zurück im Weltcup zu sein. Wir haben sehr hart für dieses Ziel gearbeitet und werden versuchen möglichst rasch wieder zu alter Stärke zu finden. Die Materialentwicklung ist sehr positiv verlaufen, der Grundspeed passt schon ganz gut, dafür haben wir am Start noch leichte Defizite. Wir sind happy, dass es wieder los geht, Wettkämpfe sind bekanntlich das beste Training. Man wird sehen, wofür es reicht beziehungsweise was es noch braucht.“

Armin Frauscher: „Wir haben unseren Schlitten über den Sommer optimiert, fühlen uns gut vorbereitet und wollen in dieser Saison den nächsten Schritt machen. Vom Können her trauen wir uns definitiv die Top-6 zu, das ist auch das Ziel für den Auftakt in Igls.“

Madeleine Egle: „Nach meiner Schulterverletzung (Anm.: Einrisses derSubscapularissehne, Knorpelschadens, gerissenen Lippenband), die ich mir im August zugezogen habe, musste ich das Starttraining auf ein Minimum reduzieren. Ich habe mich im Rahmen des Eistraining auf die fahrtechnischen Aspekte konzentriert und in diesem Bereich eine sehr positive Entwicklung durchlaufen. In den kommenden Wochen gilt es die Performance am Start sukzessive zu verbessern, gelingt das, bin ich für den weiteren Verlauf sehr zuversichtlich.“

David Gleirscher: „Die China-Reise war zwar aufwendig, hat sich aber definitiv ausgezahlt. Wir hatten bei der Homologierung der Olympiabahn ausgezeichnete Eisverhältnisse, in Europa waren die Bedingungen zu dem Zeitpunkt sicher schlechter. Ich bin mit der Vorbereitung zufrieden, mein Paket steht, ich freue mich auf den Auftakt.“

Jonas Müller: „An sich sind mir technisch anspruchsvolle Bahnen lieber, aber ich habe sehr gute Erinnerung an Igls und werde alles daransetzen, die Leistung aus dem Vorjahr wieder abzurufen. Die Tücken sind auf dieser Bahn überschaubar, man darf sich nicht den kleinsten Fehler erlauben, muss jeden Lauf voll treffen. Die Konkurrenz ist groß, es wird auf jeden Fall ein sehr spannendes Rennwochenende.“

Wolfgang Kindl: „Der neue Schlitten hat zu Beginn des Eistrainings sehr gut angezeigt, zuletzt war die Abstimmung aber nicht mehr ganz am Punkt, hier gilt es noch die optimale Lösung zu finden. Prognosen sind schwierig, aber ich fühle mich in Igls generell sehr wohl, weiß wie man auf dieser Bahn Rennen gewinnt.“

Nico Gleirscher: „Ich möchte unbedingt bei der Weltmeisterschaft in Königssee dabei sein, aufgrund des limitierten Starterfeldes und der individuellen Klasse innerhalb unserer Mannschaft braucht es dafür Top-Leistungen. Ich habe im Vorjahr in Igls gezeigt was möglich ist und hoffe auf einen ähnlich guten Saisonstart.“

Hannah Prock: „Die vergangene Saison war aufgrund der Verletzung nicht einfach, mittlerweile fühlt sich mein Paket aber wieder sehr ansprechend an. Ich war in der Vergangenheit vor den Rennen oft zu angespannt, bin mittlerweile lockerer geworden. Es ist schwer zu sagen, was möglich ist, ich möchte mir darüber auch keine wirklichen Gedanken machen, meine volle Konzentration gilt den einzelnen Läufen.“

Lisa Schulte: „Mein Ziel für Igls ist an die Leistung aus dem Vorjahr anzuschließen. Ich fahre mit einer komplett neuen Rodel, die super anzeigt und traue mir auf jeden Fall eine Top-10-Platzierung zu.“

Zeitplan Igls:

Freitag:

09:00    Nationencup

14:30    Gesetztentraining

Samstag:

09:00    Herren/1. Lauf

10:35    Herren/2. Lauf

12:40    Doppelsitzer/1. Lauf

14:00    Doppelsitzer/2. Lauf

Sonntag:

09:00    Damen/1. Lauf

10:25    Damen/2. Lauf

12:40    Team-Staffel

14:00    Herren/Sprint

14:45    Doppelsitzer/Sprint

15:20    Damen/Sprint

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