Nach dem im April unter Berücksichtigung sämtlicher Vorgaben das Ausdauer- und allgemeine Athletiktraining forciert wurde, gilt der Fokus der heimischen Top-Rodler seit Mitte Mai dem Startvorgang. Nach drei Trainingswochen in der Eishalle von Telfs, wo in der Ebene Fahrt aufgenommen wurde, wechselten die Schützlinge von ÖRV-Cheftrainer und Sportdirektor Rene Friedl auf den hauseigenen Startbock, wo beim Startvorgang auch der Übergang vom Bügel zum Tatzeln und das Positionieren auf dem Schlitten eingeschliffen wird. Begleitet werden die Übungen von biomechanischen Messungen, die in Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck vorgenommen werden. Einziges Manko bleibt der in die Jahre gekommene Start-Container, der den Protagonisten keine optimalen Rahmenbedingungen mehr bietet. Der Übergang von der Sitz- in die Fahrposition erfolgt auf dem Kunstrasen der Bremsstrecke, der Bremsvorgang erfolgt bereits nach weniger als drei Sekunden.
Sanitäre Einrichtungen sind nicht vorhanden, zudem tropft Regenwasser in die Startanlage.
Während die Bemühungen um eine neue Startanlage weiter vorangetrieben werden, machen Olympiasieger David Gleirscher und Co. das Beste aus der Situation. Am Ende des Monats wird jeder Athlet rund 150 Startversuche in den Armen haben, anschließend gönnen Peter Penz und Martin Hillebrandt, die das Starttraining koordinieren und leiten, dem Team eine schöpferische Pause.
Ab 20. Juli werden die Ärmel wieder hochgekrempelt, eingeleitet wird die zweite Phase der Saisonvorbereitung mit Simulationsübungen für den Startvorgang, die auf speziellen Trainingsgeräten absolviert werden. Anschließend folgt ein Sommerrodel-Kurs in Igls. Im August und September werden weitere Schwerpunkte im Athletik- und Startbereich gesetzt, Anfang Oktober startet das Bahntraining. Die Weltcupsaison wird am 28./29. November in Igls eingeläutet.
Stimmen:
Rene Friedl:
„Im Vergleich zu anderen Sportarten hat uns die Corona-Krise relativ glimpflich getroffen. Wir liegen mit der athletischen Vorbereitung recht gut im Plan, auch das Starttraining läuft soweit nach Wunsch. Einzig die Doppelsitzer müssen sich noch gedulden, sie absolvieren das Starttraining bisher auf Einsitzern. Positiv ist, dass mit Ausnahme kleiner Wehwehchen alle fit sind, Thomas Steu und Yannick Müller sind nach ihren schweren Verletzungen wieder zurück im Trainingsbetrieb. Sie sind zwar noch nicht ganz bei hundert Prozent, aber auf einem vielversprechenden Weg. Im Hintergrund laufen auch die Arbeiten am Materialsektor sowie die Budgetplanungen auf Hochtouren, unterm Strich bin ich mit dem Stand der Dinge sehr zufrieden. Wir haben jetzt noch eine intensive Arbeitswoche vor uns, anschließend haben sich alle Beteiligten eine Pause verdient.“
David Gleirscher:
„Auf Flacheis steht die Kräftigung und Technikschulung im Vordergrund, jetzt am Startbock kommt der Bügel und die Geschwindigkeit dazu, da braucht es bei der Körperspannung und Stabilität andere Reize. Punkto Neigung, Winkel und Länge ist der Startbock schon lange nicht mehr zeitgemäß, in diesem Bereich hinken wir klar hinter anderen Nationen nach. Sich darüber zu ärgern kostet aber nur unnötig Energie, wir versuchen das Beste daraus zu machen und geben weiter Vollgas.“
Lisa Schulte:
„Ich habe nach dem Trainingsrückstand, den ich durch die Vorbereitung auf die Matura aufgerissen habe, wieder den Anschluss gefunden und bin voller Tatendrang. Ich kann mich jetzt voll und ganz auf den Sport konzentrieren, bereite mich auf meine erste komplette Weltcupsaison vor und habe mir einiges vorgenommen.“