Es war einmal mehr eine herausragende Saison, die Naturbahnrodel-Ass Thomas Kammerlander gefahren ist – gekrönt durch den vierten Weltcup-Gesamtsieg. Im Hinblick auf die kommende Saison ändert sich sein Fokus aber massiv. sportszene.tirol blickte mit dem Ötztaler voraus.
Thomas, die zu Ende gegangene Saison war mit einer deiner besten.
Das ist richtig, dabei stand der Weltcup für mich eigentlich gar nicht an erster Stelle. Mit meinem überraschenden Sieg in Deutschnofen hat sich aber alles gedreht. Der dortige Erfolg und jener beim Heimrennen in Umhausen waren die absoluten Highlights.
Ein Schandfleck für den Sport war hingegen die EM im Moskau.
Da will ich eigentlich gar nichts mehr dazu sagen. Das war ein Versagen auf allen Linien der verantwortlichen Funktionäre. Ein Rennen über elf Sekunden ist einfach nicht ernst zu nehmen und schlichtweg ein Witz.
Lassen wir die Vergangenheit hinter uns. Wie sieht dein Programm für die nächsten Monate aus?
Es wird absolut alles der WM im nächsten Februar in Umhausen untergeordnet. Das ist mein vielleicht letztes großes sportliches Ziel. Ich hab’ an sich auch schon die ganze vergangene Saison darauf hin gearbeitet, keine Rücksicht auf die gerade anstehenden Rennen genommen.
Was bedeutet deine Fokussierung auf die WM für den nächsten Weltcup?
Ich werde sicher einige Rennen dazu nutzen, um Material zu testen. Die Ergebnisse sind da dann zweitrangig. Es steht auch nicht fest, ob ich überhaupt alle Weltcups fahren werde. Auf eine Fahrt nach Rumänien werde ich etwa mit großer Wahrscheinlichkeit verzichten und dafür lieber in Umhausen oder im Passeiertal trainieren. Und Moskau sieht mich sowieso nicht mehr.
Befürchtest du nicht, bei einer Heim-WM einem besonderen Druck ausgesetzt zu sein?
Den Druck mach’ ich mir ohnehin selber. Damit muss man einfach umgehen können. Ein WM-Titel fehlt mir noch in meiner Sammlung. Außerdem wird Zeit, dass dieser nach 2011 endlich wieder einmal nach Österreich geht. Damals hat noch mein Bruder Gerald gewonnen. Danach haben sich Patrick Pigneter und Alex Gruber die Titel immer unter sich ausgemacht.
Einmal warst du aber knapp dran.
Ja, 2009 im Passeiertal. Da haben mir auf Patrick, der den Titel geholt hat, nach drei Läufen läppische drei Hundertstel gefehlt.
Du sprichst von der WM als dein letztes großes Ziel. Bedeutet das automatisch das danach folgende Karriereende?
Die Chance, dass ich danach noch weiter mache, liegt aktuell bei rund 30 Prozent. Ab 2021 wird die WM ja alle Jahre gefahren, was ich eigentlich für einen Blödsinn halte, da der Event damit abgewertet wird. Sollte aber 2022 auf einer für mich attraktiven Bahn gefahren werden, kann es sein, dass ich noch eine Saison dran hänge.