Mit einer Historie die bis ins Jahr 1891 zurückreicht, sind die Europameisterschaften im Eisschnelllauf eine der ältesten Großveranstaltungen im Wintersportkalender. Seit drei Jahren haben die Kontinentalmeisterschaften einen neuen Anstrich und alternieren nun im Jahresrhythmus zwischen Mehrkampf- und Einzelstreckenwettbewerben. 2020 werden wieder auf den einzelnen Distanzen die Medaillen vergeben. Die Premiere des Formats war vor zwei Jahren in Kolomna in Russland vor allem für Herzog eine erfolgreiche.
Denn die Sprinterin hätte beim klassischen Allroundformat, bestehend aus einem Vierkampf mit den Strecken über 500, 1.500, 3.000 sowie 5.000 Meter kaum Chancen gegen die starken Langstreckenspezialistinnen gehabt. Vor 27 Jahren holte Emese Hunyady in Heerenveen, also auf jener Bahn, wo auch 2020 die Europameisterschaften ausgetragen werden, die erste EM-Goldene für Österreichs Eisschnellläuferinnen. Bei den Männern muss man in der rot-weiß-roten Historie schon etwas weiter zurückgehen. 1892 gewann Franz Schilling in Wien EM-Gold, dies gelang auch Otto Polacsek 1925 in St. Moritz und zuletzt Karl Wazulek 1935 in Helsinki.
Mit den neuen Modi öffneten sich 2018, bei der Erstaustragung der Einzelstrecken-EM auch die Medaillenchancen für Österreichs aktuelle Sportlerin des Jahres. In Kolomna in Russland holte sie die Goldmedaille über 500 Meter, wurde Vizeeuropameisterin über 1.000 Meter und sprintete zu Bronze im Massenstart. Und im letzten Jahr sicherte sie sich den Mehrkampftitel im Sprint in Klobenstein in Südtirol.
„Das Ziel ist auch heuer eine Medaille und Gold ist der große Wunsch“, erklärte Herzog vor den Wettkämpfen, die im Thialf-Eisstadion vor einer fantastischen Kulisse von 10. – 12. Jänner steigen werden. Die junge Österreicherin wird neben den 500 Metern auch über 1.000 Meter an den Start gehen: „Es gilt vor allem technisch möglichst perfekte Läufe dort zu absolvieren. Das Eis ist schnell und hart und das kommt mir entgegen“, blickte die 24-Jährige voraus.
Auf der Sprintdistanz kommen ihre größten Konkurrentinnen aus Russland. Drei der fünf bisherigen Weltcups über 500 Meter gingen an Angelina Golikova und Olga Fatkulina. Die restlichen beiden gewann die Japanerin Nao Kodaira, die bei den europäischen Kontinentalmeisterschaften nicht am Start stehen wird. „Meine Form ist sehr gut und trotzdem weiß ich, dass nur mit einem sehr sehr guten Lauf über 500 Meter die Titelverteidigung schaffen kann. Die drei Russinnen sind heuer schnelle Zeiten gefahren und schwer einzuschätzen“, erklärte Herzog, die 2018 in Kolomna vor Golikova gewann und im letzten Jahr den Sprintvierkampf vor Daria Kachanova und Fatkulina holte.
Die 500 Meter der Frauen werden am Samstag ausgetragen, die 1.000 Meter stehen am Sonntag am Programm. Dort ist auch der Massenstart der Männer angesetzt, wo mit Hager und Odor zwei weitere rot-weiß-rote Sportler im Einsatz sind. Vor zwei Jahren belegte der 25-jährige Hager den achten Platz in dieser Disziplin in Kolomna. Für seinen sechs Jahre jüngeren Teamkollegen ist es die erste Großveranstaltung in der Eisschnelllaufelite. „Ich freue mich schon auf mein EM-Debüt“, erzählte der aktuelle Juniorenweltmeister im Massenstart, der bei seinem Weltcupeinstand in diesem Jahr in Minsk gleich mit dem zehnten Platz überraschte. „Ich bin ja das erste Mal wieder in Heerenveen seit dem Viking Race 2017. Ich bin schon gespannt auf die Zuseher, bei den großen Wettkämpfen soll die Stimmung immer hervorragend sein“, so Odor, der vor knapp drei Jahren das größte Nachwuchsrennen im Eisschnelllaufsport in seiner Altersklasse dominierte und drei der vier Teilstrecken damals gewann.
Der 19-Jährige aus Grinzens könnte sein EM-Debüt sogar schon am Freitagabend geben. Denn er ist der erste Läufer auf der Reserveliste über 1.500 Meter. Falls ein Kontrahent nicht an den Start gehen kann, würde der junge Tiroler in das Starterfeld rutschen.
Österreichs Teilnehmer Eisschnelllauf-Einzelstrecken-Europameisterschaften in Heerenveen, NED:
Vanessa Herzog (ESC Otrouza)
Armin Hager (USCI Innsbruck)
Gabriel Odor (USCI Innsbruck)
Programm Eisschnelllauf-Einzelstrecken-Europameisterschaften in Heerenveen, NED:
Freitag, 10. Jänner 2020
(ab 19:30 Uhr)
1.500 Meter Frauen
1.500 Meter Männer
Teamsprint Frauen
Teamsprint Männer
Samstag, 11. Jänner 2020
(ab 13:40 Uhr)
500 Meter Frauen (mit Vanessa Herzog) *
500 Meter Männer
3.000 Meter Frauen
5.000 Meter Männer
Sonntag, 12. Jänner 2020
(ab 14:15)
Teamverfolgung Frauen
Teamverfolgung Männer
1.000 Meter Frauen (mit Vanessa Herzog)
1.000 Meter Männer
Massenstart Frauen
Massenstart Männer (mit Armin Hager und Gabriel Odor)
* Rennen live auf ORF Sport+