Österreichs Parade-Doppelsitzer ließen sich beim Heim-Weltcup weder vom stürmischen Föhn noch vom Trainingsrückstand, bedingt durch die Ellbogen-Operation Kollers vor zwei Wochen, bremsen und sorgten mit Rang drei für einen nahezu perfekten Saisonauftakt. Nach einem fehlerhaften ersten Durchgang und Zwischenrang acht, fanden die dreifachen WM-Medaillengewinner von Winterberg im Finale mit der zweitschnellsten Zeit die richtige Antwort. Den Sieg sicherten sich die Deutschen Toni Eggert und Sascha Benecken die ihre Landsleute Tobias Wendl/Tobias Arlt um neun Tausendstel in die Schranken wiesen.
Das neu formierte ÖRV-Duo Yannick Müller und Armin Frauscher beendete ihr Weltcupdebüt im Doppelsitzer auf dem starken elften Rang, die Junioren Juri Gatt und Riccardo Schöpf kamen im zweiten Durchgang zu Sturz und sahen keine Zielflagge.
Schulte zeigt auf
Zwölf Jahre haben die Deutschen Tatjana Hüfner und Natalie Geisenberger das Geschehen dominiert, nun wird ein neues Kapitel aufgeschlagen. Hüfner, fünffache Weltcup-Gesamtsiegerin und sechsfache Weltmeisterin hat ihre Karriere beendet, Geisenberger, die in Sotschi und Pyeongchang Olympiagold erobert, und den Gesamtweltcup zuletzt sieben Jahre in Folge gewonnen hat, legt wie ihre Landsfrau Dajana Eitberger eine Babypause ein. Das erste Ausrufezeichen im Rennen um die Nachfolge gelang Tatjana Ivanova, die den heutigen Auftakt bei den Damen gewann und damit ihren elften Weltcupsieg verbuchte. Hinter der Russin landete die Amerikanerin Summer Britcher, den dritten Rang teilten sich die Deutschen Jessica Tiebel und Julia Taubitz.
Beste Österreicherin wurde Lisa Schulte, die bei ihrem dritten Weltcupeinsatz, dem ersten auf der Heimbahn in Igls, über Rang sechs jubeln durfte. Der 18-jährige Stubaierin, die mit der schnellsten Startzeit und der Halbzeitführung für Furore sorgte, kostete im Finale ein Fehler in Kurve zehn das durchaus mögliche Podest. Schulte, die im kommenden Frühjahr maturiert und die Übersee-Rennen aufgrund der schulischen Verpflichtungen auslässt, absolviert ihren nächsten Renneinsatz im Junioren-Weltcup. Madeleine Egle, die den ersten Lauf völlig verpatzte, deutete im Finale mit der drittschnellsten Zeit ihr großes Potential an. Unterm Strich musste sich die 21-jährige Tirolerin mit Rang 22 begnügen, Hannah Prock, aufgrund ihres angeknacksten Steißbeins gehandicapt, beendete den Weltcupauftakt auf Rang 26.
Der Weltcup-Auftakt in Igls wird am Sonntag mit der Entscheidung der Herren fortgesetzt und einer Team-Staffel abgerundet.
Stimmen:
Thomas Steu:„Im ersten Lauf waren dumme Fehler dabei, wir haben aber gesehen, dass der Speed passt und im Finale voll riskiert. Es ist zwar nicht alles ganz aufgegangen, aber wir sind auf alle Fälle zufrieden, in Anbetracht der Vorgeschichte haben wir so ziemlich das Beste rausgeholt.“
Lorenz Koller:„Vor 14 Tagen hätte ich nicht damit gerechnet, dass wir überhaupt starten können, jetzt stehen wir am Podest, das ist fantastisch. Die Schmerzen waren nicht das Thema, man hat aber schon gemerkt, dass uns der Trainingsrückstand etwas verunsichert und die Spritzigkeit am Start gefehlt hat.“
Yannick Müller:„Es war unser erster Renneinsatz im Doppelsitzer, ein wenig Nervosität war schon dabei. Wir haben speziell im ersten Lauf einige Fehler eingestreut, uns aber bestmöglich runtergekämpft. Das Ergebnis stimmt uns absolut zuversichtlich, jetzt gilt es die Entwicklung kontinuierlich fortzusetzen und Konstanz in die Leistung zu bringen.“
Lisa Schulte:„Für mich war es die Weltcuppremiere in Igls, ich war doch etwas nervös, habe den ersten Lauf aber super erwischt. Schade um den Fehler im Finale, unterm Strich bin ich aber absolut zufrieden. Bis dato stand der siebente Rang von Königssee als bestes Weltcupergebnis zu Buche, die Leistung bestätigt jedenfalls die Arbeit im Sommer, das Ergebnis gibt Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben.“
Madeleine Egle:„Nach dem verpatzten ersten Lauf war Schadensbegrenzung angesagt, ich habe im zweiten voll attackiert und abgesehen von ein paar Kleinigkeiten alles gut getroffen. Leider war der Rückstand zu groß, um ein ordentliches Ergebnis herauszufahren.“
Hannah Prock:„Ich wollte beim Heimrennen unbedingt antreten, wusste aber, dass ich aufgrund des angeknacksten Steißbeins nicht meine Bestleistung abrufen kann. Zudem habe ich mich in beiden Läufen vom starken Wind im Labyrinth irritieren lassen. Ich habe alles probiert, werde jetzt ein wenig Ruhe geben und hoffe, dass es in Übersee dann wieder besser funktioniert.“
Ergebnis Doppelsitzer:
1. Toni Eggert/Sascha Benecken GER 1:20.732
2. Tobias Wendl/Tobias Arlt GER +0.009
3. Thomas Steu/Lorenz Koller AUT +0.088
11. Yannick Müller/Armin FrauscherAUT +0.655
DNF Juri Gatt/Riccardo Schöpf AUT
Ergebnis/Damen Einsitzer:
1. Tatjana Ivanova RUS 1:21.304
2. Britcher Summer USA +0.110
3. Jessica Tiebel GER +0.164
3. Julia Taubitz GER +0.164
6. Lisa Schulte AUT +0.249
22. Madeleine Egle AUT +0.642
26. Hannah Prock AUT +1.774