Viel Licht bei den Damen und im Doppelsitzer-Bewerb, einiges an Schatten bei den Herren – so lässt sich die zu Ende gegangene Weltcup-Saison im Rennrodeln auf Naturbahnen aus österreichischer Sicht auf einen Nenner bringen. Sportdirektor Gerald Kammerlander zieht im Gespräch mit sportszene.tirol Bilanz.
Gerald, fangen wir beim Erfreulichen an. Die Damenriege hat starke Leistungen gezeigt. Sowohl Riccarda Ruetz als auch Tina Unterberger landeten in der Gesamtwertung am Stockerl.
Es war wirklich stark, was die Damen abgeliefert haben. Riccarda ist aktuell unser Zugpferd und hat sich hinter Evelin Lanthaler aus dem Passeiertal ganz klar als Nummer zwei etabliert. Und das, obwohl sie in diesem Winter ja auch noch als Juniorin unterwegs war und auch dort Top-Leistungen gezeigt und nahezu alles gewonnen hat. Sie hat auf den ganzen Winter gesehen einen schlechten Lauf gehabt. Noch gibt es bei ihr gewisse Defizite am Start, die sich aber beheben lassen. Ich bin überzeug, dass sie jene Athletin sein wird, die Lanthaler in Zukunft fordern kann. Herausragend bei Riccarda ist auch, dass sie sich im Rennen immer steigern kann. Für Tina war’s eine Saison mit Höhen und Tiefen. Es waren nicht ihre Bahnen – und meistens auch nicht ihre Bedingungen. Dass sie trotzdem Gesamtdritte im Weltcup wurde, ist sehr erfreulich. Auf sie ist einfach Verlass.
Dahinter rücken weitere junge Athletinnen nach.
Hannah Nagele vom SV Schönberg hat mehrfach ihr vorhandenes Potenzial aufblitzen lassen. Interessant war, dass sie im Nationalteam noch besser abgeliefert hat als bei den Juniorinnen. Und auch Naomi Thöni aus Ried im Oberinntal hat in einzelnen Läufen gut aufgezeigt. Die jungen Fahrerinnen haben einen erfreulichen Schritt nach vorne gemacht.
Höchst erfreulich waren auch die Leistungen des steirischen Doppelsitzer-Duos Maximilian Pichler und Nico Edlinger mit der Goldmedaille bei der EM als Höhepunkt.
Das hat mich persönlich ganz besonders gefreut. Sie gemeinsam antreten zu lassen, ist meine Idee gewesen. Im Doppelsitzer müssen die beiden Athleten auch vom Körperbau her zusammenpassen. Diese Leistungen hätten wir uns aber alle in ihrer ersten gemeinsamen Saison nicht erwartet. Jetzt geht’s darum, für nächste Saison ein weiteres Paar zu finden.
Bleiben die Herren. Da ist die Saison durchwachsen verlaufen.
Zunächst einmal war es klar, dass es nach dem Rücktritt von Thomas Kammerlander schwierig wird. Mit ihm haben wir ein absolutes Zugpferd verloren. Er hat häufig auch bei Bedingungen gewonnen, die unserem Team nicht so liegen, und damit einiges kaschiert. Für Michael Scheikl als Teamleader ist die Saison leider nicht richtig rund gelaufen. Und wenn du nicht zu 100 Prozent am Damm bist, hast du gegen die Italiener kaum Chancen. Gerade bei der EM hat Michael mit der Silbermedaille aber gezeigt, dass er immer noch zu den Besten im Feld gehört. Was die Athleten hinter ihm angeht, müssen wir während des Sommer vor allem extrem an der Rodeltechnik arbeiten, wo es Defizite gibt. Körperlich sind alle stark, aber in intensiven Rollenrodeleinheiten gilt es, Verbesserungen auf dem Schlitten zu erarbeiten. In der nächsten Saison sollte dann auch Fabian Achenrainer nach seiner Bandscheiben-Operation zurückkehren. Er könnte die derzeit vorhandene Lücke schließen.
Titelfoto: ÖRV/Ebermann