Was war das für eine Weltmeisterschaft! Nicht wenige deutsche Rodelexperten und -fans dürften angesichts der Leistungen der Athletinnen und Athleten des Österreichischen Rodelverbandes bei den Titelkämpfen im sächsischen Altenberg Schnappatmung bekommen haben. Denn auch wenn die Teamstaffel am Schlusstag daneben ging, kam zwei Mal Edelmetall dazu. Denn im Einsitzer der Damen holte Lisa Schulte aus Mieders sensationell Gold. Und eine gesundheitlich angeschlagene Madeleine Egle rundete das tolle Ergebnis mit Bronze ab.
Lisa Schulte ist Weltmeisterin
Der 23-jährigen Tirolerin aus Mieders, die bei der Heim-EM in Igls vor zwei Wochen als Vierte noch knapp an einer Medaille vorbei gerodelt war, gelang beim WM-Gipfel im Damen-Einsitzer eine sporthistorische Leistung. Die U-23-Vizeweltmeisterin von Oberhof, die beim Saisonfinale 2023 in Winterberg mit Rang zwei ihr bisher bestes Ergebnis im Weltcup eingefahren hat, raste mit einem nahezu perfekten Lauf zur Halbzeitführung und ließ im Finale dank der zweitschnellsten Zeit nichts mehr anbrennen.
Mit ihrer ersten Medaille in der allgemeinen Klasse beendete Schulte eine 64-jährige Durststrecke: für die ÖRV-Damen ist es der erste Einzel-WM-Titel seit 1960 und die erste WM-Einzelmedaille seit 1997. Groß war der Jubel auch bei Madeleine Egle, die hinter Sprint-Weltmeisterin Julia Taubitz aus Deutschland auf Rang drei rodelte. Damit gewann die 25-jährige Rinnerin, die sich vor zwei Wochen in Igls zur Europameisterin gekürt hat, ihre erste WM-Einzelmedaille. Hannah Prock beendete das WM-Rennen der Damen auf Rang zehn. Barbara Allmaier, die im ersten Durchgang in der Zielkurve schwer zu Sturz gekommen aber unverletzt geblieben war, konnte die Titelkämpfe im SachenEnergie-Eiskanal auf Platz 18 abschließen.
Die finale Team-Staffel beendete das ÖRV-Aufgebot (Lisa Schulte, Juri Gatt/Riccardo Schöpf, Nico Gleirscher, Selina Egle/Lara Kipp) auf Rang sechs. Mit Ausnahme von Nico Gleirscher, der einen starken Lauf erwischte, leisteten sich die restlichen Schlitten einige Drifts und harte Banden. Gold ging an Deutschland, die weiteren Medaillen an die USA und Lettland.
Mit vier Gold-, drei Silber- und zwei Bronzemedaille sichern sich die ÖRV-Asse im Rahmen der 52. FIL Weltmeisterschaften den ersten Platz im Medaillenspiegel. Die Schützlinge von Cheftrainer Christian Eigentler sind nach der erfolgreichen Weltmeisterschaft nun bis kommenden Mittwoch rodelbefreit. Am 31. Jänner startet die Vorbereitung auf das kommende Weltcup-Wochenende, das ebenfalls in Altenberg über die Bühne geht.
Lisa Schulte: „Ich habe die Zwischenzeit in der 11 gesehen, gemeint sie ist rot und mir gedacht, alles oder nichts. Ich habe nicht mehr damit gerechnet, dass es noch grün wird. Wie mich die Mannschaft dann unten im Ziel eingefangen hat, war einfach wunderschön. Ich habe mir für heute vorgenommen, zwei gerade Läufe ins Ziel zu bringen, habe das ganz gut umgesetzt und bin überglücklich.“
Madeleine Egle: „Voll cool, ich freu mich extrem für Lisa, der WM-Titel ist der absolute Wahnsinn! Für mich selber ist es auch super, ich war die Woche körperlich schon ziemlich am Ende, habe aber noch einmal alles aus mir rausholen können.“
Nico Gleirscher: „Logisch ist das mit der Team-Staffel bitter, aber wir haben das ganze Wochenende super Leistungen abgeliefert und den Gegnern gezeigt, dass wir voll da ein können. Ein großes Lob an unsere Trainer und Funktionäre, ohne die wäre das nicht möglich. Es war ein megageiles Wochenende, leider mit einem nicht so schönen Abschluss.“