Was für ein Abschluss einer langen Weltcup-Saison! Jessica Pilz lief im Finale des Lead-Weltcups in Wujiang (CHN) noch einmal zur Höchstform auf. Die 26-jährige in Innsbruck lebende Niederösterreicherin präsentierte sich im Abschlussbewerb der Saison ein letztes Mal bärenstark, holte in beeindruckender Manier Platz zwei und konnte zudem im letzten Moment noch über den Sieg in der Vorstiegs-Gesamtwertung jubeln.
Pilz ist im Vorstieg einfach eine Bank und hat im abschließenden Lead-Weltcup der Saison einmal mehr Nervenstärke bewiesen. Sie steigerte sich von Route zu Route und konnte im Finale der besten acht Athletinnen in Wujiang (CHN) im Vergleich zum Semifinale noch einmal einen drauflegen. Das heimische Kletter-Ass ging als fünfte Athletin in die entscheidende Route und legte mit 31+ Griffen in beeindruckender Manier vor. Am Ende musste sich die Österreicherin nur der Japanerin Ai Mori (36+) geschlagen geben. Natsuki Tanii (26+) aus Japan komplettierte als Dritte das Siegespodest.
„Nach der Qualifikation war ich vom Gefühl her doch etwas weg von meiner Top-Form, aber es hat sich alles gut entwickelt an dem Wochenende. Die Finalroute war brutal, aber ich habe alles rausgeholt und wollte noch einmal mein bestes Klettern zeigen. Ich habe mir immer gesagt: ‚Wenn ich nach China fliege, will ich performen‘, und habe gewusst, dass ich für die Gesamtwertung zumindest in die Top-Vier muss. Im Finale habe ich schnell einen Kletterfluss gefunden und mich gut nach oben gekämpft“, bilanziert Pilz nach ihrem letzten internationalen Wettkampf 2023.
KVÖ-Coach Fabian Leu ergänzt: „Wir sind sehr stolz darauf, was Jessy heute erreicht hat. Viel besser hätte das Wochenende nicht laufen können. Die letzte Tour war ein richtiges Brett, das hat man bei den ersten vier Athletinnen schon gesehen. Jessy ist cool und schnell in die Route gestartet. Es waren einige richtig schwere Züge dabei, aber die ist sie kompromisslos geklettert und hat voll durchgezogen. Ein perfekter Saisonabschluss!“
Lead-Gesamtwertung als Belohnung
Vor dem alles entscheidenden Lead-Weltcup in China lag Pilz in der Gesamtwertung auf Rang drei und nahm den abschließenden Bewerb in Lauerstellung in Angriff. Die 26-jährige Vorzeigekletterin hielt dem Druck stand, nutzte ihre Chance und setzte sich nach einer konstant guten Saison mit 3.235 Punkten vor Olympiasiegerin Janja Garnbret (Slowenien), die die China-Reise ausließ, mit 3.000 Punkten durch. Garnbrets Landsfrau Vita Lukan, die in Wujiang den Einzug ins Finale verpasst hatte, belegte mit 2.725 Zählern am Ende Rang drei. Erstmals seit 2009, damals holte Johanna Ernst die Lead-Gesamtwertung, bzw. seit 2013, wo Anna Stöhr die Boulder-Gesamtwertung gewinnen konnte, geht der Gesamtsieg in einer Disziplin bei den Frauen wieder an eine Österreicherin. Somit war es für Pilz nach WM-Silber im Boulder & Lead-Bewerb sowie dem frühzeitigen Ticket für die Olympischen Spiele in Paris 2024 ein mehr als würdiger Saisonabschluss.
„Ich habe schon viel gewonnen in meiner Karriere, aber die Gesamtwertung in einer Disziplin hat mir noch gefehlt. Das war immer ein großes Ziel. Es ist megacool und hat einen sehr hohen Stellenwert für mich. Das kann ich somit jetzt auch abhaken. Die Saison war heuer sehr gut, auch wenn es sicherlich nicht meine beste war. Je älter man wird, desto schwerer wird es, auf diesem Niveau zu performen. Ich setzte mir sehr viele Ziele, heuer waren es die großen Events. Das hilft mir und ich brauche das, damit ich mich im Training weiter pushen kann“, strahlt Pilz nach einem grandiosen Wettkampf.
Fotos: IFSC/Dimitris Tosidis