Starke Leistungen, aber keine Finalplätze für Österreichs Damen bei der Kletter-WM in Bern (1. bis 12. August) im Bouldern. Im Semifinale erreichten Jessica Pilz und Franziska Sterrer jeweils ihr bestes Ergebnis der Saison, verfehlten die Top-6 jedoch knapp. Pilz musste im Halbfinale eine „Extrarunde“ einlegen.
Zu viele Versuche für das Finale
Pilz erreichte auf den vier Boulder-Problemen drei Tops und vier Zonen und belegte Rang acht. Bitter: Gleich sechs Athletinnen hielten am Ende bei drei Tops und vier Zonen, die Anzahl der Versuche entschied zwischen Platz drei und acht. Da Pilz auf dem dritten Boulder 17 Versuche für das Tops benötigte, verpasste sie als Achte das Finale der Top-6.
„Ich bin mit der Leistung wirklich zufrieden, was im Bouldern selten der Fall ist. Deswegen trauere ich dem Finale nicht nach, auch wenn es vielleicht kurz ärgerlich ist. Dieses Ergebnis macht mich für den Boulder&Lead-Bewerb zuversichtlich“, so Pilz, die in der abgelaufenen Weltcup-Saison im Bouldern die Plätze 9, 10 und 11 erreicht hatte und somit bei der WM ihr bestes Saison-Ergebnis im Bouldern einfahren konnte.
„Extrarunde“ mit Wut im Bauch
Dabei musste die in Innsbruck lebende Niederösterreicherin sogar eine „Extrarunde“ einlegen. Am dritten Boulder erreichte sie kurz vor Ablauf der Zeit das Top, konnte es jedoch nicht lange genug halten. Zunächst wurde der Versuch als Top gewertet, nach einem Einspruch anderer Nationen wurde das Top gestrichen. Die KVÖ-Nationalcoaches Kilian Fischhuber und Katharina Saurwein zückten das Regelbuch und sorgten dafür, dass Pilz noch einmal an die Wand durfte.
„Die Regel besagt: Wenn ein Top aufgrund eines Einspruchs gestrichen wird, darf die Athletin noch einmal klettern und muss mindestens zwei Minuten Zeit erhalten“, erklärt Fischhuber. Nach langen Diskussionen stimmten die Offiziellen vom Weltverband IFSC zu, Pilz durfte den dritten Boulder mit zwei Minuten Zeit noch einmal in Angriff nehmen. Mit Wut im Bauch erreichte sie das Top – und hielt es extra etwas länger als üblich. „Den Einspruch hätten wir bei anderen genauso gemacht, aber trotzdem ist man in diesem Moment ein bisschen heiß. Zum Glück habe ich es dann noch einmal nach oben geschafft.“
Vorfreude auf Vorstieg
Franziska Sterrer landete mit zwei Tops auf dem 16. Platz. Für die Oberösterreicherin ist es ein gelungener Abschluss einer durchwachsenen Saison. „Nach allem, was in den vergangenen Monaten passiert ist, bin ich einfach froh über dieses Happy End“, so Sterrer, die nach verpassten Halbfinal-Qualifikationen im Weltcup an ein Karriereende dachte. „Die WM hat mir bewiesen, dass ich es nach wie vor drauf habe. So muss sich klettern anfühlen, die Motivation ist jetzt wieder da.“
Am Sonntag werden bei Damen und Herren die Medaillen im Lead vergeben. Zunächst bestreiten Jessica Pilz, Mattea Pötzi und Jakob Schubert die Halbfinals (10 Uhr), die Final-Entscheidungen folgen ab 18:30 Uhr.
„Der Switch ist nie ganz leicht, aber ich freue mich auf meine Lieblingsdisziplin. Das Ziel ist der Finaleinzug, es sind sehr viele fitte Athletinnen am Start. Vielleicht ist es in Hinsicht auf morgen gar nicht so schlecht, dass ich nicht im Boulder-Finale bin“, sagt Pilz.
Schubert peilt eine Medaille an: „Zunächst muss man es ins Finale schaffen, im Vorstieg ist das Halbfinale manchmal am unangenehmsten. Das große Ziel ist eine Medaille, am liebsten würde ich meinen Titel verteidigen. Ich fühle mich gut und habe sicher das Potenzial dazu.“
Foto: IFSC/Virt