Die österreichischen Kletter-Asse Jessica Pilz und Stefan Scherz holten beim Lead-Weltcup in Chamonix (FRA) Spitzenplätze. Während sich Pilz trotz des starken Resultats ärgerte, jubelte Scherz über sein zweitbestes Ergebnis im Weltcup.
Bei den Damen lief es für Jessica Pilz nicht ganz nach Wunsch. Im Halbfinale zeigte die in Innsbruck lebende Niederösterreicherin mit einer starken Performance auf: Einzig die Südkoreanerin Chaehyun Seo schaffte es weiter als Pilz, die somit auf Platz zwei liegend das Finale der Top-8 erreichte.
Dort startete die 26-jährige Heeressportlerin als Vorletzte und hatte mit der Finalroute zu kämpfen. Bei einem „Stützer“ in der Mitte der Route wählte die Weltmeisterin von 2018 den falschen Lösungsansatz. „Erst beim vierten Versuch habe ich es geschafft. Das hat viel Kraft und vor allem Zeit gekostet, hinten raus habe ich Stress bekommen“, schilderte Pilz.
Graubereich im Reglement
Mit 37+ verpasste sie um einen Griff die Podestplätze und landete auf Rang vier. Dieser Griff sorgte für jedoch für Gesprächsstoff. „Aus unserer Sicht ist das ein Graubereich im Reglement, welchen Griff Jessy tatsächlich gehalten hat. Genau dieser hat zwischen Platz zwei und fünf entschieden – bei anderer Auslegung hätte sie auch Zweite sein können“, erklärte KVÖ-Nationalcoach Fabian Leu.
Pilz hakte die Wertung des Griffs schnell ab, haderte vielmehr mit ihrer eigenen Leistung. „Es ist ärgerlich, weil heute alles möglich gewesen wäre. Die Form stimmt, ich fühle mich gut – und dann so ein Fehler. Aber es nützt nichts, das Motto lautet: Abhaken und weitermachen.“
Der Sieg ging an Jain Kim (KOR), die damit ihr Traum-Comeback endgültig perfekte machte. Die 34-jährige Südkoreanerin, die zwischen 2005 und 2019 eine der weltbesten Kletterinnen war, 2020 eine Auszeit einlegte und Mutter eine Tochter wurde, feierte ihren insgesamt 31. Weltcupsieg und den 30. im Vorstieg. Nonoha Kume (JPN) und Helena Janicot (FRA) rundeten das Podest ab.
Zweitbestes Karriere-Ergebnis für Scherz
Grund zur Freude hatte Stefan Scherz. Der 21-jährige Niederösterreicher, der am Samstag als 23. das Semifinale erreicht hatte, zeigte am Finaltag groß auf. Dank einer starken Leistung zog er als Halbfinal-Vierter zum zweiten Mal in seiner Karriere in ein Weltcupfinale ein.
Auch dort machte er seine Sache sehr gut und erreichte 41 Griffe. Damit holte Scherz Rang fünf, sein zweitbestes Ergebnis im Weltcup nach Platz vier in Edinburgh (GBR) im vergangenen Jahr. „Wahnsinn! Fast hätte ich es nicht ins Semifinale geschafft und plötzlich bin ich Fünfter. So schnell kann es im Sport und speziell im Klettern gehen. Ich freue mich sehr über das Ergebnis und besonders über meine Leistung“, jubelte Scherz.
Leu freute sich mit dem Neunkirchener: „Stef hat seine Sache wirklich gut gemacht, hat einen kühlen Kopf bewahrt und ist großartig geklettert. Er hat bewiesen, dass er im Vorstieg zur erweiterten Weltspitze zählt.“
Der Sieg ging an den 18-jährigen Briten Toby Roberts, der seinen ersten Weltcupsieg im Vorstieg feierte. Sam Avezou (FRA) und Sorato Anraku (JPN) schafften es ebenfalls auf das Podest.
In der kommenden Woche (14./15. Juli) steht in Briancon (FRA) ein Lead-Weltcup auf dem Programm. Es ist die letzte Weltcup-Station vor der Kletter-WM in Bern (1. bis 12. August).
Foto: KVÖ/Andreas Aufschnaiter