Der Tiroler Fußballverband ist Heimat von 149 Vereinen, 14.330 Spieler/innen und mehr als 3.100 Funktionären. Wer dem 1919 gegründeten Verband künftig vorsteht, entscheidet sich bei der ordentlichen Hauptversammlung am Freitag in Wattens. sportszene.tirol sprach vor der Wahl mit TFV-Präsident Dr. Josef Geisler.
Sepp, am Freitag wird gewählt. Wie zuversichtlich bist du, den Tiroler Fußball als Präsident in die Zukunft führen zu dürfen?
Ich bin seit 15 Jahren mit viel Herzblut und Leidenschaft als Präsident für den Tiroler Fußball und seine Vereine ehrenamtlich tätig. Ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn mir auch für die nächste Funktionsperiode das Vertrauen ausgesprochen werden würde. Mein Versprechen ist: Ich bin zu 100 % für den Fußball da, habe keine Nebenjobs oder sonstige Funktionen und ich möchte den Verband nachhaltig und professionell an die nächste Generation übergeben. Deswegen trete ich nochmal an.
Wenn du auf deine bisherige Tätigkeit als Präsident zurückblickst, was bleibt dir hier in besonderer Erinnerung, was weniger?
Die Interessen von so vielen Vereinen und fußballbegeisterten Personen vertreten zu dürfen, ist oft auch ein gewisser Balanceakt. Trotzdem bin ich überzeugt, dass mein Team und ich stets als verlässlicher Partner für die Tiroler Fußballfamilie tätig waren und die Sache in den Vordergrund gestellt haben. Entwicklung, Empathie und Transparenz sind für uns ganz wesentliche Errungenschaften. Außerdem ist es uns gelungen, wirtschaftlich erfolgreich zu arbeiten, was die Basis für den Verband darstellt. Die Pandemie, die auch vor dem organisierten Sport nicht Halt gemacht hat, war für uns alle eine besonders herausfordernde Zeit.
Kommen wir zur bevorstehenden Wahl: Das Team rund um Wolfgang Suitner präferiert eine geheime Abstimmung. Wie ist dazu deine Meinung?
In welcher Form, offen oder geheim, eine Wahl durchzuführen ist, regeln die Satzungen des TFV, die von den Mitgliedsvereinen mit der erforderlichen Mehrheit beschlossen worden sind. Transparenz ist für mich bzw. uns ein besonders hohes Gut. Wir stehen alleine schon deswegen für eine offene Abstimmung, um allen Vereinen die direkte Kontrolle zu ermöglichen und jeglichen Gerüchten über mögliche Unregelmäßigkeiten entgegen zu treten.
Bei der Wahl wird über den Vorschlag des Wahlausschusses abgestimmt. Dieser sieht dich als Präsident mit deinem Team vor. Wird diesem nicht zugestimmt, kommt das Team von Wolfgang Suitner zum Zug. Warum werden die diversen Funktionen nicht einzeln gewählt, zumal ja auf beiden Seiten durchaus fähige Funktionäre vertreten sind?
Auch hier ist es so, dass die Satzungen des Tiroler Fußballverbandes dieses Procedere vorgeben, an das sich der Verband zu halten hat. Bei den Satzungen handelt es sich nämlich um die im höchsten Rang stehenden Bestimmungen, die mit einer 2/3 Mehrheit von den Vereinen beschlossen werden. Wir wollen uns als Team der Verantwortung stellen und um das Vertrauen der Vereine werben. Ich bin überzeugt, dass wir eine ausgewogene Mischung an engagierten Personen haben, die die ganze Breite des Tiroler Fußballs abdeckt.
Im Vorfeld gab es relativ viel Wahlgeplänkel.
In dem Moment, wo es eine zweite Liste gibt, ist Wahlgeplänkel nicht zu vermeiden. Es stört mich auch nicht, solange es ein Mindestmaß an Fairplay gibt. Hier hat es von der Gegenseite vor allem im Oberland zuletzt leider einige Fouls gegeben.
Mit Ex-Vizepräsident Wolfgang Suitner tritt ein einstiger Wegbegleiter gegen dich an.
Wir leben in einer Demokratie, entsprechend ist es das gute Recht von Wolfgang Suitner auf der Liste eines Verbandsvereins bei der Wahl anzutreten. Befremdlich wirkt für mich allerdings, wenn er wiederholt die Handlungsweisen der Vergangenheit kritisiert, wo er doch jahrelang Teil des verantwortlichen Teams war. Was mich richtig gestört hat, ist die Tatsache, dass zum Teil unseriöse Stimmungsmache betrieben wird bzw. Vereine und einzelne Personen offensichtlich unter Druck gesetzt werden, mit sogenannten „Fake News“ gegen den Verband und mich persönlich zu schießen. Dies sind Vorgänge, die ich ablehne und die nicht im Sinne eines gemeinsamen Weges für den Tiroler Fußball sein können.
Du sprichst es an: Als ehemaliger Richter fandest du dich zuletzt, überspitzt formuliert, immer wieder auf der Anklagebank wieder. So spricht Wolfgang Suitner in einer Aussendung von „diktatorisch anmutendem Regieren von oben herab“. Wird der TFV diktatorisch geführt?
Der organisierte Fußball benötigt Spielregeln, sonst würden wir ja Anarchie haben. Der Tiroler Fußballverband hat ganz ähnliche Spielregeln wie viele andere Landesverbände im Fußball oder gemeinnützige Sportorganisationen im Allgemeinen. Wenn dies als „Diktatur“ abgetan wird, dann klingt dies für mich wie ein Affront gegenüber allen zivilen Personen, die tatsächlich Opfer einer Diktatur sind. Es ist unmöglich, ohne klaren Strukturen und für alle gleichen, transparenten Spielregeln einen Verband zu führen. Alles andere ist billiger Populismus. Abgesehen davon ist das Präsidium des Verbandes dessen Leitungsorgan, in dem ich derzeit eine von insgesamt 15 Stimmen habe.
Solltest du das Match um den Präsidentensessel verlieren, ist dann das Thema Fußball für dich abgehakt?
Fußball ist für mich eine ganz besondere Leidenschaft, weshalb ich dem Fußball emotional immer erhalten bleiben werde. Ich strebe aber ganz klar die Verlängerung meiner Funktion als Präsident des TFV an. Über mögliche Alternativen habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.
Ein Vorwurf der von den Vereinen immer wieder kommt sind Intransparenz und Günstlingswirtschaft. Etwa bei der Nachbesetzung von Bezirksreferenten, Trainern usw. Ein berechtigter?
Vielleicht haben wir hier nicht klar genug kommuniziert. Eine Günstlingswirtschaft gibt es aber definitiv nicht. Im Gegenteil, wir sind ständig auf der Suche nach motivierten und engagierten Personen, die ihren Beitrag leisten wollen, den Tiroler Fußball weiter zu entwickeln und auf allen Ebenen noch besser zu machen.
Bei den Fans des FC Wacker Innsbruck bist du nicht sonderlich beliebt. Der einzige Bundesligaclub, die WSG Tirol, stellt gar einen Gegenkandidaten. Worauf führst du das zurück?
Als Präsident bin ich für alle Vereine da. Der Verband ist auch keine Außenstelle der WSG und wird es unter meiner Führung auch nicht werden. Es gab unsererseits das Angebot an die WSG einen Vertreter ins Präsidium zu entsenden. Das wurde ohne weitere Begründung abgelehnt. Beim Wacker sind in den letzten zwei Jahrzehnten leider offensichtlich viele Fehler gemacht worden, dazu habe ich mich auch immer wieder kritisch geäußert. Die Tatsachen lassen sich nun einmal nicht verleugnen. Selbstverständlich braucht der Fußball in Tirol aber auch ein Aushängeschild.
Bis dato werden die Funktionen des Präsidenten und der Vize-Präsidenten ehrenamtlich geführt. Wird das unter deiner Führung so bleiben?
Unter meiner Führung bleibt die Ehrenamtlichkeit für diese Ämter definitiv bestehen. Seitens der Gegenseite gibt es hier offenbar andere Pläne. Davon halte ich jedoch nichts. Wenn man speziell den Fußball liebt, dann gibt das einem in einer solchen Funktion auch die Möglichkeit, dem Sport etwas zurück zu geben. Ich sehe es als unser aller gesellschaftspolitische Verantwortung an, Strukturen zu schaffen, um allen fußballbegeisterten Spielerinnen und Spielern ein Betätigungsfeld zu geben. Wenn wir gemeinsam in eine Richtung marschieren, hat der Sport eine enorme Kraft.
Keine Wahl ohne Wahlversprechen: Was kannst du den Vereinen versprechen bzw. was sind die wichtigsten Themen für die Zukunft?
Verlässlichkeit, Transparenz, seriöses Wirtschaften und eine ehrliche Kommunikation miteinander sind die Basis für mich. Wir als Verband sehen uns als Dienstleister der Vereine. Mein Team und ich würden gerne ein weiteres Stück des Weges im Sinne des Tiroler Fußballs in Angriff nehmen und sind überzeugt davon, dass wir noch viel Positives umsetzen können.
Wir bedanken uns für das Gespräch.
Seit 15 Jahren im Amt: TFV-Präsident Dr. Josef Geisler. Foto: Die Fotografen