Sag zum Abschied leise Servus

Während sich die Kicker mit dem Heimspiel gegen Schwaz (Samstag, 18 Uhr) in die verdiente Sommerpause verabschieden, heißt es für Trainer Werner Rott gänzlich Abschied vom Emat nehmen. sportszene.tirol traf sich mit dem Langzeit-Coach zum Gespräch.

Werner, du sitzt am Samstag das letzte Mal auf der Telfer Trainerbank. Kommt da so etwas wie Wehmut?

Momentan nicht! Ehrlich gesagt ist bei mir etwas die Luft heraußen, bin ich froh wenn fertig ist. Aber beim Spiel selbst wird dann sicher etwas Wehmut aufkommen.

Eine Saison mit Höhen und Tiefen geht zu Ende. Wie fällt ein Blick zurück aus?

Grundsätzlich muss man zufrieden sein. Wir waren nie in Abstiegsgefahr, haben so renommierte Clubs wie Kitzbühel, Kundl, Wörgl, Hall oder Wattens hinter uns gelassen. Lediglich das Frühjahr lief nicht so wie gewünscht. Letztendlich hat vielleicht auch das Quäntchen Qualität gefehlt um ganz vorne dabei zu sein. Vielleicht war auch der eine oder andere Spieler vom Kopf her nicht mehr ganz zu 100 Prozent dabei.

Seit 2012 warst du, zwei kurze Pausen ausgenommen, in Telfs. Was waren deine persönlichen Highlights?

Mit Sicherheit der Meistertitel in der Landesliga 2015 oder der Aufstieg in die Regionalliga Tirol 2019 samt Teilnahme am Play Off mit den besten Teams aus Vorarlberg und Salzburg. Was mich aber am meisten freut ist die Tatsache, dass aus einer in den ersten Jahren zusammengewürfelten Mannschaft eine richtige Einheit geworden ist. So waren nicht weniger als acht Spieler aus der Landesliga auch in der Regionalliga West mit dabei.

Gab`s auch Erlebnisse an die du nicht so gerne zurück blickst?

(lacht)Ja auf das Frühjahr. Sechs Spiele nicht gewonnen und dabei fünf verloren, das ist mir nicht oft passiert. Auch wenn wir dreimal mit nur einem Tor Unterschied verloren haben. Was mir aber immer am meisten im Kopf umgegangen sind waren schwere Verletzungen von Spielern. Da war vom Kreuzbandriss bis zum Schienbeinbruch alles dabei.

Nach Bekanntwerden deines Rücktritts klingelte nicht nur einmal das Telefon. Wie hoch sind die Chancen, dass du nochmal auf die Trainerbank zurückkehrst?

Sehr gering! Zudem waren es ja nicht so viele Anrufe. Vielleicht drei, vier. Und das ehrt einen natürlich. Aber ganz ehrlich: Die Luft jetzt mal draußen.

Dann stellt sich automatisch die Frage: Was macht Werner Rott künftig Sonntags um 17 Uhr?

Vielleicht ganz ungezwungen, ohne Druck mal ein Spiel meiner Wahl anschauen. Oder eine Runde mit dem Rad fahren oder spazieren gehen. Irgendetwas wird mir schon einfallen. Aber wer weiß: Vielleicht wird`s ja auch langweilig. Ich kann es echt nicht sagen, weil ich jetzt 25 Jahre lang nichts anderes gemacht habe als am Wochenende für den Fußball da zu sein.

Du sprichst es an. Du blickst auf eine lange Trainertätigkeit zurück, die in deiner sportlichen Heimat, am Flaurlinger „Hennebichl“ begann.

Ja genau. Ich habe meine aktive Karriere 1996 nach einer schweren Verletzung beendet und dann hat mich der damalige Trainer Franz Plank gefragt, ob ich nicht sein Co-Trainer werden möchte. In der Winterpause hat dann Franz, nachdem wir in akuter Abstiegsgefahr waren, sein Amt zurückgelegt und ich habe im Frühjahr übernommen. Und wir sind nicht abgestiegen (lacht).

Ja nicht nur das. Von da an ging es in deiner Trainer-Karriere steil bergauf. Was waren deine Highlights?

Auf jeden Fall 2005 der Aufstieg mit Flaurling in die Gebietsliga. Wir hatten damals eine unglaubliche Serie, haben nur das letzte Spiel in Reutte verloren. Oder auch der Einzug ins Cup-Viertelfinale als junger unbekannter Trainer. Wie überhaupt diese Zeit sehr speziell war, bin ich doch von 2005 bis 2007 dreimal in Folge Meister geworden. Mit Haiming ist mir damals der Durchmarsch von der 1. Klasse bis in die Landesliga gelungen.

Du hast praktisch alles gewonnen was es als Trainer zu gewinnen gibt. Gibt es dennoch etwas, dass du gerne erreicht hättest?

Ja! Ein Cup-Titel oder ein Tiroler Meister wäre schon schön gewesen. Zweimal hat es zu einem Halbfinale gereicht. Und in der Tiroler Liga sind wir viermal Zweiter aber eben nie Meister geworden. Aber alles in allem bin ich schon zufrieden so wie es gelaufen ist. Ich hatte ja nie das Ziel, Trainer in der Regionalliga zu werden. Da muss schon viel zusammenpassen, dass so etwas passiert.

Letzte Frage! Inwiefern hat sich der Fußball seit Beginn deiner Trainertätigkeit bis heute verändert?

ch habe ja ganz unten begonnen. Da war das Niveau schon recht nieder. Und das Tempo ist mittlerweile viel höher weil man auch professioneller arbeitet. Aber ob der Fußball in diesen Ligen jetzt besser ist als vor 25 Jahren…, da bin ich mir nicht sicher. Extrem ist es dagegen in den höheren Ligen wie etwa der Regionalliga. Was da für ein Tempo und eine Intensität drinnen sind, das ist unglaublich. Als etwas behäbiger Spieler ohne einen gewissen Grund-Speed hast du da keine Chance mehr.

Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen alles Gute in der Fußball-Pension.

Noch ein Match dann geht`s für Werner Rott ab in die Fußball-Pension. Fotos: sportszene.tirol

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