Am 23. Juni findet in Wattens die ordentliche Hauptversammlung des Tiroler Fußballverbandes statt. Auf dieser wird auch ein neues Präsidium samt neuem Präsidenten gewählt. Mit dem aktuellen Präsidenten Josef Geisler und Herausforderer Wolfgang Suitner matchen sich zwei Männer um das höchste Amt im Tiroler Fußball. Wer für ihn die beste Wahl ist und in welchen Bereichen er noch Potential sieht, verriet Vize-Präsident Arno Bucher im SZ-Gespräch.
Arno, eine Frage gleich vorweg: Auf wen fällt deine Wahl?
Ich persönlich kann ja keine Stimme abgeben. Aber die Wahl meines Vereins, des SV Kematen, fällt auf Sepp Geisler. Ich bin der Meinung, dass er in den vergangenen Jahren sehr gute Arbeit geleistet hat und den Verband hervorragend präsentiert. Auch deshalb, weil er beste Kontakte zur Politik und Wirtschaft pflegt.
Mit seinem Gegenkandidaten, Wolfgang Suitner, hast du zu dessen Zeit als Vizepräsident bereits zusammen gearbeitet. Gerätst du hier in einen Zwiespalt?
Nein gar nicht. Ich habe seinen damaligen Rücktritt als schade empfunden und akzeptiere es, dass er sich zur Wahl stellt.
Angenommen Wolfgang Suitner gewinnt die Wahl. Wie sieht es dann mit deiner Zukunft beim Verband aus?
Dann werde ich nicht mehr zur Verfügung stehen. Aus einem einfachen Grund: Weil ich dem frischen Wind nicht im Wege stehen will und ich alles andere denn ein Sesselkleber bin.
Die Tätigkeiten beim Verband sind allesamt ehrenamtlich. Provokante Frage: Warum tut man sich das eigentlich alles an?
Das stimmt. Ich bekomme keinen einzigen Cent. Aber es geht nicht ums Geld. Es geht darum, Sachen mitgestalten zu können und für die Tiroler Vereine da zu sein. Und weil die Funktionärstätigkeit beim Verband oftmals belächelt wird: Da steckt richtige Arbeit dahinter. Sei es viele Termine wahrzunehmen, an Meetings teilzunehmen oder eben nach Wien zu Sitzungen zu reisen um sich am Laufenden zu halten.
Kommen wir zurück zur bevorstehenden Wahl. Es gibt schon jetzt eine Menge Vorgeplänkel, wird beiderseits eifrig Stimmung gemacht. Läuft alles auf ein „Der Westen gegen den Osten“ hinaus?
Das glaube ich nicht. Natürlich fischt jeder in seinen eigenen Gewässern. Aber es wird Vereine geben die Sepp unterstützen und welche die Wolfgang unterstützen. Und am 23. Juni werden wir sehen wer das Rennen macht. Aber an ein Ost gegen West glaube ich nicht.
Im Vorfeld hat es schon den einen oder anderen Aufreger gegeben. So sind etwa der Landecker und der Imster Bezirksreferent, Dominik Lechleitner und Markus Gassler, aus dem Wahlausschuss ausgetreten. Unter anderem weil du einem Kandidaten-Hearing nicht zugestimmt haben sollst.
Nicht ich habe das bestimmt, sondern der Wahlausschuss. Dies noch dazu mit einer mehr als eindeutigen Mehrheit. Und diesem Beschluss bin ich als Wahlausschuss-Vorsitzender gefolgt. Aber natürlich finde ich es schade, dass die beiden Herren ihre Bezirke nicht vertreten haben. Das ist auch nicht überall auf Zustimmung gestoßen.
Arno, erklär doch mal bitte das Wahl-Prozedere. Was genau wird gewählt und wer darf aller wählen?
Jeder Verein hat eine Stimme und kann über den Vorschlag des Wahlausschusses abstimmen. In diesem werden Josef Geisler als Präsident, sowie Adolf Stastny, Christian Putschner und meine Wenigkeit als Vizepräsident vorgeschlagen. In diesem Wahlvorschlag sind aber natürlich auch noch andere Funktionen wie Finanzreferent oder ähnliches angeführt. Die ganze Aufzählung würde jetzt den Rahmen sprengen (lacht). Und dann entscheidet sich, ob dieser Vorschlag eine einfache Mehrheit findet oder eben nicht.
Gehen wir zu inhaltlichen Themen über. Man hört immer wieder von starren Strukturen und dem Wunsch nach Veränderung und Verbesserung. Was gehört deiner Ansicht nach im Verband verbessert?
Das gute an Wahlen ist, dass man sich immer selbst reflektiert. Und ja: Wir alle wissen, dass es mancherorts noch Luft nach oben gibt. Wo gearbeitet wird, wird klarerweise nicht immer alles richtig gemacht. Ob wir allerdings starr aufgestellt sind, sei mal dahingestellt. So hat etwa das Außerfern genauso ein Stimmrecht wie das Zillertal, obwohl im Zillertal mehr Vereine sind. Demnach kann jede Entscheidung des Präsidium blockiert werden. Wenn das, oder eine solide Finanzgebarung, als starr bezeichnet werden, dann soll es so sein.
Es geht nicht nur um vermeintlich starre Strukturen. Wolfgang Suitner spricht in einer Aussendung gar von „diktatorisch anmutendem Regieren von oben herab“. Wird der TFV diktatorisch geführt?
Es gibt wie in jedem Betrieb einen Chef der den Weg vorgibt und der wahrscheinlich mehr Einblick als alle anderen hat. Wenn das, und sich an Regeln zu halten, diktatorisch ist, dann…? Wer den Sepp kennt weiß, dass er mit seiner Meinung nicht hinterm Berg hält, aber auch jeden Verein unterstützt wo er nur kann.
Kommen wir zum laufenden Spielbetrieb. Wie nahezu jedes Jahr, ist auch heuer knapp vor Ende noch nicht wirklich klar, wie viele Auf- und Absteiger es gibt. Zudem sorgt auch die anstehende Ligareform für Diskussionsstoff. Wie sieht deine Meinung dazu aus?
Natürlich ist das für die betroffenen Vereine nicht fein. Aber selbst in großen Verbänden weiß man bis knapp vor Schluss oft nicht wer auf- und absteigt. Siehe etwa die aktuelle Situation in der Regionalliga Bayern. Was die Ligareform betrifft: Ja vielleicht ist das aktuelle Format nicht der Weisheit letzter Schluss. Aber wenn ich mir die einzelnen Ligen so anschaue, ist bis auf wenige Ausnahmen Spannung bis zum Schluss garantiert. Allein wenn ich an den irren Aufstiegskampf in der Hypo Tirol Liga denke.
Abschließend noch ein Schwenk zum Frauenfußball. Nachdem entweder Landeck oder Telfs in die Hypo Tirol Liga aufsteigen, bleiben nach dem Rückzug von Paznaun nur noch drei Teams in der Landesliga West übrig. Inwiefern kann der Verband hier seinen Teil zur Verbesserung beitragen?
Grundsätzlich kann man den Verband nicht dafür verantwortlich machen, wenn sich Mannschaften auflösen. Das ist schon Sache des jeweiligen Vereins. Unsere Aufgabe ist es, ein für alle Seiten zufriedenstellendes Liga-Format zu finden. Und das werden wir versuchen. Aber um die Wichtigkeit des Frauenfußballs nochmals hervor zu streichen: Es ist um jede einzelne Spielerin die aufhört schade. Deshalb sehen wir es auch als unsere Aufgabe, den Frauenfußball und die Vereine so gut als möglich zu unterstützen. Es laufen hier schon einige Projekte die sehr gut angenommen werden. Und auch wir in Kematen werden früher oder später eine Frauenmannschaft ins Leben rufen.
Wir bedanken uns für das Gespräch.