KVÖ/Wilhelm

Auf geht’s nach Japan

In neun Tagen startet die neue Weltcup-Saison im Klettern. Im japanischen Hachioji geht es mit einem Boulder-Bewerb ins vorolympische Jahr 2023. Die Ziele und Herangehensweisen sind unterschiedlich: Während einige alles der Olympia-Qualifikation für Paris unterordnen, wollen andere bei den zahlreichen Highlights des Jahres auftrumpfen.

Am 16. April heißt es für das KVÖ-Nationalteam: Japan, wir kommen! Sieben Athleten wurden für den Boulder-Auftakt in Hachioji nominiert: Jessica Pilz, Franziska Sterrer und Johanna Färber bei den Damen, Jakob Schubert, Nicolai Užnik, Stefan Scherz und Jan-Luca Posch bei den Herren.

„Wir sind in Japan mit einer schlagkräftigen Truppe am Start. Die Vorbereitung ist eigentlich bei allen gut gelaufen, wir freuen uns auf die erste internationale Standortbestimmung“, meint KVÖ-Nationalcoach Katharina Saurwein. Die ehemalige Weltklasse-Athletin betreut das Team in Japan und ist gewarnt: „Im Bouldern geht es sehr schnell, man darf sich keine Fehler erlauben. Alle Athlet:innen haben das Potenzial, an einem guten Tag zumindest ins Halbfinale zu klettern.“

Olympia-Qualifikation als Ziel

Olympia-Bronzemedaillengewinner Jakob Schubert hat beste Erinnerungen an Hachioji, kehrt er doch an jenen Ort zurück, an dem er 2019 bei der WM zweimal Silber (Bouldern, Kombination) sowie einmal Bronze (Lead) holen konnte und sich mit Platz zwei in der Kombination das Olympia-Ticket für Tokio sichern konnte.

„An Japan habe ich nur gute Erinnerungen. Olympia-Qualifikation in Hachioji, die Bronzemedaille in Tokio, ich mag das Land, die Kultur und Kulinarik. Die Vorbereitung konnte ich voll durchziehen, ich reise mit einem sehr guten Gefühl an“, sagt Schubert, der auch in dieser Saison alles auf die Olympia-Qualifikation auslegt: „Ich werde sicher nicht alle Weltcups bestreiten, sondern alles der WM unterordnen. Dort geht es um die ersten Olympia-Tickets und darum, in der bestmöglichen Form zu sein. Gewisse Bewerbe bis dorthin nehme ich gerne mit, schließlich ist Wettkampf das beste Training.“

Bei den Olympischen Spielen in Paris will der inzwischen 32-jährige Tiroler seine beeindruckende Medaillensammlung noch einmal aufbessern und seine illustre Karriere krönen. „Ich habe bereits nach der Bronzemedaille in Tokio gesagt, dass ich noch einmal bei Olympischen Spielen angreifen und im Bestfall eine andere Medaillenfarbe mit nach Hause nehme. Daran hat sich nichts geändert.“

Die große Challenge

Auch Jessica Pilz, die bei der Olympischen Kletter-Premiere in Tokio ebenfalls mit dabei war, will sich schnellstmöglich das Olympia-Ticket sichern. „Ich versuche, das Thema Olympia noch etwas auszublenden. Aber natürlich geht es in den Weltcup-Bewerben darum, sich die bestmögliche Ausgangsposition zu verschaffen.“

In der Vorbereitung ist die in Innsbruck lebende Niederösterreicherin neue Wege gegangen – und gefahren. „Ich war öfters in München und Graz, um etwas Abwechslung ins Training zu bekommen. Dort sind andere Wände, andere Boulder – ich konnte gut arbeiten. Außerdem habe ich diesmal auch schon zu Beginn des Jahres mehr Lead trainiert, weil ich letztes Jahr zu Beginn der Lead-Saison nicht fit genug war. Jetzt freue ich mich schon fast mehr auf die Lead-Wettkämpfe.“

Neben dem KVÖ-Topduo stehen mit Franziska Sterrer, Nicolai Užnik, Stefan Scherz und Tobias Plangger noch vier weitere Athletenim Olympia-Kader. Sterrer und Užnik zählen im Bouldern zur Weltspitze und haben im Winter versucht, Fortschritte im Lead zu erzielen, um für den olympischen Boulder&Lead-Bewerb gerüstet zu sein.

„Gemeinsam mit den Coaches ist uns ein sehr guter Plan gelungen. Ich habe das Gefühl, dass im Lead einiges weitergegangen ist und ich trotzdem nichts an meiner Boulder-Form eingebüßt habe“, sagt Boulder-Europameister Užnik. Sterrer sieht es ähnlich: „Es ist eine Herausforderung, an den Schwächen zu arbeiten und gleichzeitig nichts an den Stärken zu verlieren. Nach der langen Vorbereitung freue ich mich, dass die Weltcup-Saison beginnt.“

Heim-Weltcup als Highlight

Neben der Weltmeisterschaft samt Olympia-Qualifikation stehen 2023 gleich mehrere Highlights im Kletter-Kalender, allen voran der Heim-Weltcup: Beim IFSC Climbing World Cup Innsbruck 2023 stehen an sieben Tagen (12. bis 18. Juni 2023) an der Außenlage des Kletterzentrums vier internationale Bewerbe auf dem Programm. Zwei Monate vor dem Start biegen die Vorbereitungen auf die Zielgerade ein, der Ticketverkauf startet am 15. April. „Innsbruck ist neben der WM sicher das umfangreichste Event des Jahres, entsprechend groß ist der logistische Aufwand. Wir freuen uns, einmal mehr Finale der Boulder-Saison und Auftakt der Lead-Saison zu sein.“

Zudem ist Klettern erstmals bei den Europaspielen in Krakau (21. Juni bis 2. August) vertreten. Zehn KVÖ-Athleten sind mit dabei, einige werden erstmals bei einem Multisport-Events am Start sein. Wilhelm: „Dort können auch einige jüngere Talente auf höchster internationaler Ebene aufzeigen. Der Sprung vom Nachwuchs in die Weltspitze ist im Klettern nach wie vor ein enormer. Wir haben gemeinsam mit dem ÖOC und dem Olympiazentrum Tirol zwei Jahre an einem langfristigen Konzept gearbeitet, viel evaluiert und gemeinsam etwas ausgerichtet. Der Fokus liegt auf 2028 und 2032, wir sind viele Dinge mit Weitblick angegangen. Die Arbeit wollen wir heuer finalisieren.“

Das Paraclimbing-Team muss sich hingegen noch etwas gedulden, der Weltcup startet Mitte Mai in Salt Lake City (USA). „In den vergangenen Monaten ist einiges weitergegangen. Nach einer kurzen Weihnachtspause sind wir wieder voll durchgestartet. Vor kurzem hatten wir eine Simulation mit Athleten aus Italien und den Frankreich. Das war sehr spannend, und man hat dann immer einen super Vergleich, wo man genau steht. Ich freue ich auf den ersten Bewerb in den USA“, sagt Weltmeister Angelino Zeller, der das Hauptaugenmerk auf den Heim-Bewerb in Innsbruck legt. „Innsbruck ist immer das absolute Highlight, es herrscht ein besonderes Flair. Der Heimweltcup wird groß aufgezogen und der Routenbau ist immer sehr cool, da macht uns Athleten das Klettern noch mehr Spaß. Es ist großartig, dass wir in die Weltcup-Woche inkludiert werden – Österreich ist in Sachen Paraclimbing internationaler Vorreiter.“

KALENDER 2023:

21. – 23. April: Hachioji (JPN) – Bouldern
28. – 30. April: Seoul (KOR) – Bouldern, Speed
06. – 07. Mai: Indonesien – Speed
16. – 17. Mai: Salt Lake City (USA) – Paraclimbing
19. – 21. Mai: Salt Lake City (USA) – Bouldern, Speed
02. – 04. Juni: Prag (CZE) – Bouldern
09. – 11. Juni: Brixen (ITA) – Bouldern
12. – 18. Juni: Innsbruck – Bouldern, Lead, Paraclimbing
22. – 25. Juni: Europaspiele Krakau (POL) – Speed, Bouldern, Lead
30. Juni – 02. Juli: Villars (SUI) – Lead, Speed
07. – 09. Juli: Chamonix (FRA) – Lead, Speed
14. – 15. Juli: Briancon (FRA) – Lead
01. – 12. August: Kletter-WM Bern (SUI) – Bouldern, Lead, Speed, Boulder & Lead
08. – 09. September: Koper (SLO) – Lead
22. – 24. September: Wujiang (CHN) – Lead, Speed
27. – 29. Oktober: Laval (FRA) – European Qualifier Paris 2024 Boulder & Lead

Foto: KVÖ/Wilhelm

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