Die Premierensaison hat es in sich

„Von der Tartanbahn in den Eiskanal.“ Ein Weg, den viele Bobpiloten/innen gehen. So auch die Inzingerin Lea Haslwanter. Die langjährige Hammerwerferin tauschte erst im Vorjahr die vier Kilogramm leichte Kugel gegen den um ein vielfaches schwereren Kufenschlitten. sportszene.tirol sprach mit der 23-Jährigen über die Faszination Bob.

Lea, erste Frage vorweg: Warum stürzt sich ein junges Mädchen wie du mit mehr als 100 km/h in einem Bob den Eiskanal runter?

(lacht) Da gibt es einige Gründe. Zum einen ist es die hohe Geschwindigkeit, zum anderen ist es auch ein gewisser Adrenalinkick. Generell macht es einfach richtig viel Spaß. Auch weil das Training extrem abwechslungsreich ist. Es braucht Schnelligkeit genauso wie Kraft und auch die Fähigkeit, den Fokus richtig zu setzen.

Wie bist du überhaupt zum Bob-Sport gekommen?

Im Rahmen der Leichtathletik-Staatsmeisterschaften 2018 hat der Bobverband einen Anschubwettbewerb durchgeführt. Und naja…, ich habe mitgemacht und war auf Anhieb die Schnellste (lacht). Daraufhin sind die Funktionäre auf mich zugekommen. Ich habe aber vorerst abgewunken, weil ich mich ganz auf mein Studium konzentrieren wollte. Aber irgendwie ist mir der Bobsport dann nicht mehr aus dem Kopf gegangen und im September letzten Jahres habe ich dann damit begonnen. Beim ersten Training war ich noch Anschieberin von Kathi (Katrin Beierl, Anmerk.) und seitdem bin ich Pilotin.

Deine Partnerin im Zweierbob, Ina Kannenberg, kommt aus Reutte. Wie ist diese Verbindung zustande gekommen?

Ina kommt so wie ich aus der Leichtathletik. Und da habe ich sie einfach mal gefragt ob sie nicht Lust hätte, zumal sie als Sprinterin die besten Voraussetzungen als Anschieberin hat. Sie hat dann auch gleich ja gesagt und seit Sommer sind wir ein Team.

Du sprichst es an: Viele Athleten/innen kommen aus der Leichtathletik. Und da vor allem aus dem Sprintbereich. Das ist bei dir nicht der Fall.

Stimmt! Ich betreibe Weit- und Dreisprung. Aber meine Paradedisziplin ist das Hammerwerfen. Da wurde ich etwa bei den österreichischen U20-Meisterschaften Zweite. An der Kraft sollte es daher nicht fehlen (lacht).

Von der Tartanbahn zurück in den Eiskanal: Du bestreitest heuer deine erste volle Saison. Wie fällt ein erstes Resümee aus?

Eigentlich ganz gut. Natürlich muss ich, speziell was das Fahrtechnische anlangt, noch viel lernen. Vor allem in der Bahn verliere ich noch zu viel Zeit. Aber die Startzeiten sind schon sehr gut. Da sind wir stets bei den Schnellsten dabei. Was die Ergebnisse anlangt, hat es im Europacup schon zum einen oder anderen Top-Ten-Platz gereicht. Und bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Winterberg wurden wir in der U23-Wertung Vierte.

Die Junioren-WM ist aber nicht das einzige Highlight. Am Samstag hast du etwa auf deiner Heimbahn in Innsbruck/Igls dein Weltcupdebüt im Monobob gegeben, wurdest 15te. Deine Eindrücke?

Es war eine mega Erfahrung und ist eine große Motivation für die kommende Saison. Mit meinen Startzeiten war ich sehr zufrieden. In der Bahn wäre noch mehr drinnen gewesen. Ich habe das Rennen jedenfalls total genossen.

Und nächstes Wochenende geht es bei den Junioren-Europameisterschaften abermals um Edelmetall. Mit welchen Erwartungen fährst du nach Winterberg?

Das Ziel ist schon eine Medaille. Sowohl im Zweier- als auch im Monobob. Auch wenn Winterberg eher eine Gleitbahn und daher sehr anspruchsvoll ist. Da braucht`s viel Fingerspitzengefühl, müssen die Lenkpunkte gut gesetzt werden.

Du fährst sowohl Zweier- als auch Monobob. Was sind hier die größten Unterschiede?

Der größte Unterschied ist schon mal beim Start. Im Zweier steige ich anders wie beim Monobob seitlich ein. Außerdem ist die Geschwindigkeit im Zweierbob deutlich höher. Und auch das Lenken ist ganz anders. Gefühlt braucht es im Zweier noch weniger Lenkbewegung. Wie überhaupt der Job des Lenkers bzw. der Lenkerin Millimeterarbeit ist. Jede noch so kleine Bewegung hat sofort Auswirkungen auf das Fahrverhalten des Bobs.

So aufregend der Bobsport ist, so zeitaufwendig ist er wohl auch. Wie sieht das Trainingspensum einer Bob-Pilotin aus?

Das ist je nach Jahreszeit unterschiedlich. Im Winter sind wir oft auf sogenannten Trainingswochen und daher sehr oft auf der Bahn. Im Sommer absolvieren wir meist fünf Trainingseinheiten in der Woche. Da geht es dann vorwiegend um Kraft-, Sprint- und Anschubtraining.

Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen für die Zukunft viel Erfolg.

Feierte am Samstag ihr Weltcup-Debüt im Monobob: Lea Haslwanter Foto: IBSF

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

code