Felix Powondora

Aus dem Inneren der Kaderschmiede

Es ist eine Kaderschmiede sondergleichen, das Elite-Internat für Wintersport schlechthin. Der Besuch des Skigymnasium Stams stellt für die Schülerinnen und Schüler allerdings alles anders als ein Honigschlecken dar. Regisseur Bernhard Braunstein blickte ein Jahr hinter die Kulissen der Ausbildungsstätte im Tiroler Oberland. Im Film „Stams”, der ab 3. März in Österreichs Kinos zu sehen sein wird, zeigt er Höhen und Tiefen von Jugendlichen während eines Schuljahres – und die spezielle Herausforderungen zwischen Schulalltag schweißtreibenden Trainingseinheiten und Wettbewerben.

Aus dem Inneren der Ski-Internats kann auch Eva Maria Kofler berichten. Das einstmals hoffnungsvolle Talent aus Wald im Pitztal maturierte 2021 in Stams. Ihre Sportkarriere hat sie knapp davor beendet, widmet sich inzwischen mit großem Eifer dem Studium der Biologie an der Universität Innsbruck. Die BEZIRKSBLÄTTER trafen die 20-Jährige zum Interview.

Widmen wir uns zunächst deinen sportlichen Anfängen. Wie bist du zum Skifahren gekommen?

Damit hab’ ich schon im Alter von drei Jahren angefangen. Auch meine ältere Schwester Anne ist gefahren. Gefallen hat’s mir von Anfang an super. Und ich bin dann für den SC Wald auch bald bei Rennen an den Start gegangen.

Wie ging’s karriertechnisch weiter?

Nach der Volksschule bin ich an die damalige Skihauptschule Neustift übersiedelt, war sportlich gesehen im Kader des Tiroler Skiverbandes und hab’ in meinen Altersklassen gute Ergebnisse abgeliefert.

War der Weg ins Skigymnasium Stams für dich vorgezeichnet?

Ja, es war für mich klar, dass ich dort zur Schule gehen möchte. Nachdem ich das Aufnahmeverfahren absolviert hatte und angenommen wurde, war ich happy. Ich hab’ auch das Internatleben in Stams sehr geschätzt und genossen.

Ist es nicht eine riesengroße Herausforderung, Schule und Sport unter einen Hut zu bringen?

Keine Frage, das ist schon enorm anstrengend. Mein Vorteil war, dass ich durch die Skihauptschule in Neustift diesbezüglich top vorbereitet nach Stams gekommen bin. Es ist einfach wichtig, einen gewissen Grad an Selbstverantwortung zu übernehmen und sich die Tage gut einzuteilen. Das ist mir eigentlich immer gut gelungen.

Die Film „Stams” wirft einen durchaus kritischen Blick auf das Skigymnasium. Wie bewertest du deine Zeit dort rückblickend?

Ich habe sie überhaupt nicht als belastend empfunden, sondern als absolute Bereicherung. Ich habe viele Sachen gelernt, die ich inzwischen auch im Studium gut gebrauchen kann. Rückblickend würde ich sagen, Stams war für mich eine Schule des Lebens.

Könntest du die Zeit zurückdrehen: Würdest du wieder diesen Ausbildungsweg wählen?

Auf alle Fälle! Ich habe diesen Schritt nie bereut, würde alles genau so wieder machen.

Deine Skikarriere hast du dennoch inzwischen beendet. Wie kam es dazu?

Ich hab’ mir leider im Jänner 2020 am Hochzeiger das Kreuzband gerissen. Da war ich zunächst in Schockstarre. Aufgeben wollte ich aber nicht, hab’ die Reha durchgezogen und mir gesagt, dass ich es auf alle Fälle nochmal versuchen will.

Wie übersteht eine Sportlerin so eine harte Zeit?

Es war mental schon enorm herausfordernd. Dazu kam, dass ich vom Tiroler Skiverband ins B-Team zurück gestuft wurde. Es wird dafür Gründe gegeben haben. Aber ich war natürlich schon enttäuscht. Über das Skigymnasium habe ich dann mit einer Trainingsgruppe aus Vorarlberg gearbeitet, bin mit dieser auch zu den jeweiligen Rennen gefahren.

Wie ist es da nach der schweren Verletzung gelaufen?

Im Slalom bin ich wieder gute Rennen gefahren. Aber es war im Kopf eine gewisse Blockade da. Die guten Trainingszeiten konnte ich im Rennen nie bestätigen, was mich sehr gewurmt hat.

Warum dann der doch frühe Rücktritt vom aktiven Sport?

Mir ist vor meiner Matura 2021 klar geworden, dass ich den Anforderungen, die ich an mich selbst habe, nicht gerecht werden kann. Wenn ich Spitzensport betreibe, möchte ich ganz vorne mitfahren. Nur dabei sein, ist mir zu wenig. Mir war zu diesem Zeitpunkt klar, dass ich nicht mehr befreit Skifahren kann. Und habe dann nach reiflichen Überlegungen den Entschluss gefasst, mit dem Rennsport aufzuhören.

Hast du diesen Schritt inzwischen je bereut?

Nein! Ich bin hinsichtlich dieser Entscheidung mit mir absolut im Reinen. Es passt genau so, wie es ist. Mir war immer klar, dass es auch ein Leben nach dem Skisport geben muss. Und ich wollte und will jetzt etwas anders aus meinem Leben machen.

Spielt Sport noch eine Rolle in deinem Leben?

Ja, denn ich bin extrem gerne in der Natur und auch sehr heimatverbunden. Ich bin in der warmen Jahreszeit weiterhin mit dem Rennrad unterwegs. Und Skifahren geh’ ich auch – jetzt aber mit meiner Familie. 

Titelbild: Eva-Maria Kofler aus Wald im Pitztal maturierte 2021 am Skigymnasium Stams.
Foto: Felix Powondra

Das Skigymnasium Stams ist das Elite-Internat für Wintersportler schlechthin.

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