ÖRV/Wilhelm

Arbeitsintensive Tage

Nach dem verkorksten Auftritt im Rahmen des vierten Saisonweltcups stehen bei den heimischen Rodel-Assen die Analyse und Aufarbeitung im Vordergrund. Viel Zeit bleibt nicht, bereits am kommenden Wochenende folgt die Revanche, neben Weltcuppunkten werden im technisch anspruchsvollen Eiskanal von Sigulda auch die EM-Medaillen vergeben.

Neben Hannah Prock, die aufgrund ihres geprellten Steißbeines erst gar nicht nach Lettland mitreisen konnte, muss nun auch Jonas Müller auf einen EM-Start verzichten. Der Vorarlberger ist nach seinem Horrorsturz, bei dem der Schlitten über die Bande schoss und völlig zerstört wurde, seit heute zurück in Innsbruck. Am Dienstag wird das Ersatzmaterial zusammengebaut und rennfertig gemacht, ab Mittwoch bereitet sich Müller unter der Anleitung von Andreas Linger im Eiskanal von Igls auf die bevorstehende Weltmeisterschaft in Oberhof vor.

Extraschichten im Schlittenraum müssen aktuell auch Yannick Müller und Armin Frauscher schieben. Das Arbeitsgerät der Doppelsitzer war am Samstag unmittelbar vor dem Start von einem kräftigen Windstoß umgeblasen worden, dabei ging eines der beiden Hörnchen zu Bruch. Da das Duo nicht zum Rennen antreten konnte und damit auch aus der Gesetztengruppe fiel, stehen Müller/Frauscher am Dienstag zwei zusätzliche Trainingsläufe zu. Der Rest der ÖRV-Truppe startet am Mittwoch in das offizielle Training. Nach den zuletzt zweistelligen Minusgraden, klettern die Temperaturen wieder langsam nach oben. Für das bevorstehende EM-Wochenende sind gar leichte Plusgrade und Regen prognostiziert. Damit werden die Karten hinsichtlich Abstimmung wieder komplett neu gemischt.

Bei all den Pleiten, Pech und Pannen gibt es aber auch Positives: die Grippewelle, die das Team seit den Übersee-Rennen begleitet scheint im Abklingen, damit kann auch das Athletiktraining wieder forciert werden. Der fünfte Saisonweltcup, wo im Race-in-Race-Modus auch die EM-Medaillen vergeben werden, startet am 14. Jänner mit den Rennen der Doppelsitzer und der Entscheidung im Einsitzer der Herren. Am Sonntag folgt die Punkte- und Medaillenjagd der Damen und eine Team-Staffel.

Christian Eigentler (ÖRV-Cheftrainer): „Wir haben den Saisonstart auf unserer Hausbahn perfekt nützen können, da hat alles zusammengepasst und ist in unsere Richtung gelaufen. In Übersee haben dann die gesundheitlichen Probleme begonnen, trotzdem haben wir uns auch dort mit zwei weiteren Siegen und insgesamt zehn Podestplätzen sehr gut in Szene setzen können. Die Weihnachtspause hatte leider nicht den gewünschten Nebeneffekt, ein Großteil der Truppe ist gesundheitlich angeschlagen nach Sigulda gereist, wo wir uns mit der Abstimmung von Haus aus schwer tun. Die technisch anspruchsvolle Bahn verzeiht keine Fehler, wir haben zu viele gemacht und die Rechnung präsentiert bekommen. Natürlich sind wir mit den gezeigten Leistungen nicht zufrieden, wir haben andere Ansprüche, müssen uns nach der Decke strecken. Die kommenden Tage werden sehr arbeitsintensiv, am Willen und der Einstellung fehlt es aber ganz sicher nicht.“

Jonas Müller: „Auf der einen Seite hatte ich extrem viel Glück, dass mich der Schlitten nicht getroffen hat, auf der anderen Seite ist der Totalschaden schon sehr bitter. Abgesehen von den Materialkosten steckt in so einem Schlitten sehr viel Entwicklung und Arbeitszeit, somit ist der Schaden beträchtlich. Wir haben kurz überlegt, dass Ersatzmaterial nach Sigulda nachkommen zu lassen und vor Ort rennfertig zu bekommen, haben dann aber beschlossen, dass es sinnvoller ist, wenn ich daheim auf die WM in Oberhof hinarbeite. Ich werde den Schlitten morgen zusammenbauen und ab Mittwoch gemeinsam mit Andi Linger an der Abstimmung auf Eis arbeiten.“

Armin Frauscher: „Der Schlitten lässt sich nicht so nebenbei reparieren, die Materialen müsse aushärten, in der Regel braucht es für die Behebung von so einem Schaden drei bis vier Tage. Wir haben daraufhin gleich am Samstag reagiert und Nachtschichten eingelegt, um am Dienstag wieder in die Bahn zurückkehren zu können. Erschwerend hinzu kommen Yannicks Rückenbeschwerden, die trotz intensiver Behandlung nur schleppend besser werden. Es ist weiterhin fraglich, ob wir in den nächsten Tagen am Start voll durchziehen können, aber wir lassen uns nicht unterkriegen, bleiben positiv.“

Thomas Steu: „Ich bin zwar noch etwas verschnupft, verglichen mit letzter Woche ist es aber schon wesentlich besser, auch das geprellte Handgelenk bereitet kaum Probleme mehr. Ich steige heute nach einer dreiwöchigen Pause endlich wieder ins Krafttraining ein, möchte mir die fehlende Spritzigkeit wieder erarbeiten und hoffe, dass wir unsere Hausaufgaben bis zum Rennwochenende hin gut erledigen. Ein zwölfter Platz ist nicht unser Anspruch. Wir wollen definitiv mehr, wissen aber auch, dass die Herausforderung hier fehlerfreie Läufe runterzubekommen für uns mega groß ist.“

Foto: ÖRV/Wilhelm

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