Nach zwei Jahren Pandemie bedingter Pause ist der Rodel-Weltcup zurück im Whistler Sliding Center. Auf der Olympia-Bahn von 2010, dem schnellsten Eiskanal der Welt, wurden zum Auftakt des zweiten Weltcupwochenendes 2022/2023 die Rennen im Einsitzer absolviert. Wie zu erwarten konnten die ÖRV-Asse aufgrund der zum Großteil fehlenden Bahnerfahrung nicht ganz an die imposante Team-Vorstellung von Igls anschließen. Dank Routinier Wolfgang Kindl und der Extraklasse von Madeleine Egle gab es aber neuerlich einiges zu bejubeln.
Die 24-jährige Rinnerin, die in Igls beide Rennen für sich entscheiden konnte, spielte nach einem durchwachsenen Training im Wettkampf ihr volles Potenzial aus und stürmte nach Halbzeitrang zwei noch an die Spitze. Hinter der Tirolerin, die damit ihre Vorsprung im Gesamtweltcup weiter ausbauen konnte, landeten die Deutschen Julia Taubitz und Merle Fräbel auf den Plätzen zwei und drei. Lisa Schulte verbesserte sich mit der sechstschnellsten Laufzeit im Finale von Zwischenrang zwölf auf Platz acht, Hannah Prock belegte Rang 14, Selina Egle beendete die Konkurrenz auf Platz 21.
Bei den Herren gelang Felix Loch nach dem beeindruckenden Vierfach-Sieg der ÖRV-Herren in der Vorwoche der erfolgreiche Konter. Der Doppel-Olympiasieger und sechsfache Weltmeister im Einsitzer, der mit einem neuen Bahnrekord zur Halbzeitführung gerast war, gab sich auch im zweiten Lauf keine Blöße und sicherte sich seinen insgesamt 50. Weltcupsieg. Drei Hundertstel hinter dem Deutschen belegte Wolfgang Kindl wie bereits beim Auftakt in Igls Rang zwei. Der Tiroler, der mit einer geprellten Hand gehandicapt ins Rennen gestartet war, unterstrich mit der Bestzeit in Durchgang zwei seine großen Qualitäten in der Bahn. Für Kindl war es nach seinem Sieg (2018) und Rang zwei (2016) der dritte Podestplatz in Whistler. Damit übernimmt der 34-jährige ÖRV-Routinier auch die Führung im Gesamtweltcup. Der Vorarlberger Jonas Müller beendete das Rennen als zweibester Österreicher auf Rang sechs, Nico Gleirscher, der den Saisonauftakt in Igls mit zwei Siegen dominiert hat, folgte auf Platz sieben. David Gleirscher, nach dem ersten Durchgang als Fünfter in aussichtsreicher Position, musste im Finale Ausgangs der Kurve 13 vom Schlitten und kam in Folge über Rang 20 nicht hinaus.
Am Samstag folgen zunächst die Entscheidungen im Doppelsitzer, abgerundet wird das Weltcup-Wochenende in Kanada mit einem Team-Staffel-Bewerb.
Madeleine Egle: „Mit einem Sieg habe ich wirklich nicht gerechnet, umso cooler ist es, dass es auch hier aufgegangen ist. Ein paar kleine Fehler waren drinnen, vor allem die Zielkurve muss ich bei der Team-Staffel besser hinbekommen, aber alles in allem bin ich natürlich extrem happy und sehr zufrieden.“
Wolfgang Kindl: „Die Steigerung zum Training war gewaltig. Wir haben heute genau das Richtige gemacht, sind beim Schlitten Set-up einen Schritt zurückgegangen. Ich bin super auf Zug gewesen, der Speed war absolut am Punkt. Beim Start habe ich mir aufgrund der Handprellung schwer getan, aber ich habe in der Bahn die richtige Antwort gefunden, bin abgesehen von der Zielkurve, die ich leider in beiden Läufen nicht getroffen habe, mit meiner Leistung sehr zufrieden. Es war klar, dass es nicht so weitergehen wird wie vergangene Woche in Igls, aber es kommen wieder Bahnen, auf denen wir uns als gesamte Mannschaft wieder besser in Szene setzen können.“
Christian Eigentler (ÖRV-Cheftrainer): „Wir haben uns die gesamte Woche über sehr schwer getan und bis zum Schluss hart daran gearbeitet, das Set-up entsprechend hinzubekommen. Das ist uns gelungen, vom Speed her waren wir speziell bei den Herren absolut dabei. Ohne die Patzer in der Zielkurve hätte Wolfi das Rennen gewonnen. Er war in der Bahn mit Abstand der Schnellste. Das zeigt uns, dass der Weg absolut passt. Nico und Jonas haben den möglichen Podestplatz mit kleinen Rutschern liegen lassen. Schade um David, auch er wäre vom Speed her voll dabei gewesen. Madeleine hat sich gegenüber den Trainingsläufen gewaltig steigern können und eine beeindruckende Vorstellung abgeliefert. Auch Lisa kann viel Positives mitnehmen und auf ihre Leistung, speziell im zweiten Lauf, aufbauen. Hannah hat am Start zu viel verloren aber rodlerisch ebenfalls überzeugen können. Jetzt hoffen wir bei den Doppelsitzern auf saubere Läufe und eine gelungene Vorstellung, in der Team-Staffel wird die Zielkurve das Kriterium für alle drei Schlitten, die müssen wir im Kollektiv einfach besser treffen.“
Eberspächer Rodel-Weltcup/Whistler/Ergebnisse:
Damen:
1. Madeleine Egle AUT 1:17.137
2. Julia Taubitz GER +0.024
3. Merle Fräbel GER +0.045
8. Lisa Schulte AUT +0.331
14. Hannah Prock AUT +0.540
21. Selina Egle AUT +0.809
Herren:
1. Felix Loch GER 1:39.619
2. Wolfgang Kindl AUT +0.034
3. Dominik Fischnaller ITA +0.070
6. Jonas Müller AUT +0.328
7. Nico Gleirscher AUT +0.440
20. David Gleirscher AUT +1.992
Titelbild: Madeleine Egle feierte in Whistler ihren nächsten Weltcupsieg.
Fotos: FIL/Marek Galinovskis