Österreichs Olympia-Rodlern gelang beim Weltcupauftakt in Igls ein wahrer Bilderbuchstart. Die Schützlinge von Neo-Cheftrainer Christian Eigentler bemühen mit einem Dreifach-Sieg bei den Doppelsitzern der Herren die Geschichtsbücher und hatten auch bei den Damen-Entscheidungen die Nase vorne.
Die leichten Unsicherheiten aufgrund fehlender Vergleiche in der Vorbereitung waren unberechtigt. Im Gegenteil, Österreichs Top-Rodler verpassten der Konkurrenz am ersten Tag der Igls-Weltcups einen saftigen Denkzettel, gewannen was es zu gewinnen gab und schrieben mehrfach Sportgeschichte. Den Vogel schossen die rot-weiß-roten Doppelsitzer ab, die erstmals überhaupt einen Dreifachsieg im Weltcup landeten. Im ersten Lauf knallten Thomas Steu und Lorenz Koller einen neuen Bahnrekord in den Eiskanal, hinter den Olympia-Dritten von Peking rodelten Juri Gatt und Riccardo Schöpf auf Zwischenrang zwei. In der Entscheidung profitierten die beiden 21-jährigen Tiroler von einem Startfehler ihrer arrivierten Teamkollegen, behielten selber die Nerven und bejubelten ihren ersten Weltcupsieg. Yannick Müller und Armin Frauscher belegten hinter Steu/Koller Rang drei, feierten damit nach dem schweren Sturz von Peking ein bärenstarkes Comeback im Weltcup und unterstrichen die kollektive Qualität der heimischen Schlitten.
Auch Selina Egle und Lara Kipp ist ein Eintrag in die Geschichtsbücher sicher. Die beiden Tirolerinnen entschieden die Weltcuppremiere im Damen Doppelsitzer mit zwei Laufbestzeiten und einem neuen Bahnrekord überlegen für sich und sorgten beim Heimspiel in Igls für einen perfekten Start des ÖRV-Teams. Das heimische Duo, verwies die Deutschen Jessica Degenhardt/Cheyenne Rosenthal, sowie die Italienerinnen Andrea Vötter/Marion Oberhofer auf die Plätze.
Im Einsitzer der Damen, die im Anschluss in die Bahn gingen, nahm die Erfolgstory der Egle-Schwestern ihren Lauf. Madeleine Egle stellte ebenfalls zwei Laufbestzeiten und einen neuen Bahnrekord auf und jubelte über ihren sechsten Weltcupsieg, den zweiten auf ihrer Heimbahn. Die 24-jährige Rinnerin, die im Vorjahr den Sprint in Igls für sich entscheiden konnte, verwies die Amerikanerin Emily Sweeny auf Rang zwei. Hinter der amtierenden Weltmeisterin Julia Taubitz (GER) belegte Hannah Prock als zweitbeste ÖRV-Athletin Rang vier. Nach einem verpatzen ersten Lauf, wo die Tirolerin bei einem Drift durch die Startkurve viel Zeit liegen ließ und sich mit Zwischenrang elf begnügen musste, zeigte die 22-Jährige in Durchganz zwei mit einer tollen Fahrt und der zweitschnellsten Zeit auf. Damit ist Prock ebenfalls souverän für die morgige Sprint-Entscheidung qualifiziert. Selina Egle gelang eine Stunde nach ihrem historischen Premierensieg mit Lara Kipp im Einsitzer mit Rang 21 eine ansprechende Leistung. Bitter verlief der Weltcupauftat hingegen für Lisa Schulte, die das Rennen bereits nach dem ersten Durchgang abhaken musste. Die 21-Jährige kam auf dem Weg zu einer Top-Zeit mit zu viel Höhe und Richtung in die Kurve zwölf, was einen Kippsturz zu Folge hatte.
Am Sonntag folgt zunächst die Entscheidung im Einsitzer der Herren, abgerundet wird der Saisonauftakt in Igls mit einem Sprint-Weltcup. Dieser wird mit einem fliegenden Start in nur einem Durchgang entschieden und ist den Top-15 der vorangegangenen Einzel-Entscheidungen vorbehalten.
Stimmen:
Selina Egle: „Im ersten Lauf haben wir es mit dem Rutscher in der Zielkurve unnötig spannend gemacht, der zweite war dann voll am Punkt. Wir hatten ein Zehntel Vorsprung und gewusst, wenn wir normal runterfahren, sollte das passen. Dieser Erfolg ist gewaltig, wir freuen uns mega!“
Lara Kipp: „Vor dem zweiten Lauf war ich schon ein bisschen nervös, aber ich habe vom Training her gewusst, dass wir die Konstanz haben und das schaffen können. Ich habe Selina vertraut, dass sie uns super runterbringt, es fühlt sich großartig an.“
Madeleine Egle: „Unglaublich, ich bin mega happy, Schnellste zu sein ist natürlich super. Im zweiten Lauf habe ich am Start ganz kurz etwas gezappelt und nur drei Tatzler gemacht, weil ich etwas unsicher war. Aber danach habe ich Vollgas gegeben, es hat alles funktioniert und ist sich gut ausgegangen. Mal schauen was morgen drinnen ist, der Start ist doch ein bisschen meine Stärke, damit wird es im Sprint für mich schwieriger. Ich werde hart darum kämpfen und hoffe an meine heutige Leistung anschließen zu können.“
Hannah Prock: „Im zweiten Lauf habe ich den Fehler am Start ausbessern können, ein Podest war drinnen und wäre natürlich sehr cool gewesen, aber das motiviert mich noch mehr für den morgigen Sprint-Weltcup. Man darf sich keinen Fehler erlauben, weil die Strecke noch einmal kürzer ist, aber ich werde mein Bestes geben und voll angreifen.“
Juri Gatt: „Eigentlich kenne ich mich gar nicht so recht aus, was los ist, es ist die pure Freude, da weiß man gar nicht was man sagen soll. Wir haben gewusst, dass wir im ersten Lauf voll abgeliefert haben, sind im zweiten dann cool geblieben. Dass das dann dabei rausgekommen ist, ist unglaublich.“
Riccardo Schöpf: „Es waren viele Freunde und Verwandte im Ziel, die Stimmung war einfach lässig und brutal schön. Morgen gilt es locker zu bleiben und noch einen feinen Lauf zu zeigen.“
Thomas Steu: „Mir ist beim zweiten Start der Tatzler hängen geblieben, so das ich nur mit links antauchen konnte, dafür ist der zweite Platz sensationell und ein Dreifach-Sieg für Österreich ist sowieso geil. Wir sind als gesamtes Team super dabei, wenn wir so weiter machen, schaut es gut aus.“
Lorenz Koller: „Wir fühlen uns am Schlitten wohl, haben gesehen das alles sehr gut funktioniert, das ist nach der Unsicherheit im Vorfeld wichtig und lässt uns zuversichtlich nach vorne blicken. Das ganze Team hat im Vorfeld sensationell gearbeitet, der Speed ist da, wir freuen uns für alle.“
Yannick Müller: „Uns haben nach dem ersten Lauf nur vier Hundertstel auf die Top-3 gefehlt, wir haben gesagt, dass es cool wäre, noch aufs Podest zu fahren und haben voll angegriffen. Der Dreifach-Triumph zeigt, dass wir alle gut gearbeitet haben.“
Armin Frauscher: „Wir haben im zweiten Lauf das umgesetzt was wir im ersten verpatzt haben. Der Verband leistet unglaubliche Arbeit, es wird besser und besser und macht mehr und mehr Spaß.“