Tobias Plangger ist zurück! Österreichs schnellster Kletterer kehrte unlängst von seiner Verletzungspause zurück und befindet sich im Aufbau für die kommende Saison. Ab sofort wird alles dem großen Ziel Olympische Spiele 2024 untergeordnet.
Anfang August war es passiert. Beim Boulder-Training hatte sich Plangger an der Schulter verletzt. Diagnose: Subluxation und eine eingerissene Bizepssehne. Die EM in München und die letzten Weltcup-Stationen musste der Tiroler auslassen, an Klettern war mehrere Wochen nicht zu denken. „Es war eine harte Zeit. Seit ich klettere, habe ich nie so lange pausiert. Mental war es eine Challenge, umso glücklicher bin ich, dass ich wieder das machen darf, was ich am besten kann: Mich an der Wand verausgaben.“
Neun Wochen, zwei Tage
Der Weltcup-Zweite zählte die Tage seiner Verletzungspause – im wahrsten Sinne des Wortes. „Es waren genau neun Wochen und zwei Tage, dann hatte ich endlich die Freigabe“, lacht Plangger. Das Comeback verlief in Etappen: „Zuerst Vorstieg, dann Bouldern, erst zwei Wochen später war ich erstmals wieder an der Speed-Wand. Es ist gleich gut gelaufen, besser als erwartet.“
Reha und Aufbautraining absolvierte der 21-Jährige zu großen Teilen im Campus Sport Tirol Innsbruck. „Das Training im Olympiazentrum ist immer wichtig, in dieser Situation noch einmal mehr. Es gibt sehr viele Möglichkeiten, die Betreuung ist hervorragend. Und noch dazu ist es eine super Truppe, sehr harmonisch. Ich bin dankbar, dass ich so gut unterstützt werde.“
Volle Rückendeckung
Das Thema Unterstützung war in den vergangenen Wochen bei Plangger immer wieder im Kopf, als er die Saison Revue passieren ließ. Nach dem historischen Podestplatz in Salt Lake City und straken Auftritten im Weltcup lief es nicht immer rund, den Auftritt bei den World Games in den USA verpatzte der österreichische Rekordhalter. „Ich habe gemerkt, dass ich von allen Seiten Rückendeckung erhalte. Ich wollte bewusst nicht zu früh ins Training oder die Wettkämpfe einsteigen. Auch wenn es hart war, die Staatsmeisterschaft und die letzten beiden Weltcups auszulassen. Ich bin froh, dass mich das Trainerteam und der Verband bei dieser Entscheidung unterstützt haben und ich nicht zu einem vorzeitigen Comeback gedrängt wurde.“
Inzwischen befindet sich Plangger im Aufbau für die kommende Saison, die Schulter ist wieder voll belastbar. „Ich würde sagen, dass die Schulter zu 98 Prozent wiederhergestellt ist. Bei gewissen Übungen fehlt noch die letzte Beweglichkeit, aber an der Speed-Wand habe ich keinerlei Einschränkungen.“ In den kommenden Wochen sollen die hundert Prozent erreicht werden, schließlich hat der Heeressportler viel vor. 2023 steht im Zeichen der Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024.
Olympia-Quali im Fokus
„Wenn Ende April die ersten Weltcups stattfinden, will ich wieder in absoluter Bestform sein“, blickt der Innsbrucker voraus. „Dafür gibt es genug zu tun. Meine Pause hatte ich schon, jetzt geht es mit voller Energie Richtung 2023. Bei den Weltcups geht es darum, mit guten Leistungen Selbstvertrauen für die WM in Bern zu sammeln.“ Dort werden im August im Speed die ersten beiden Olympia-Tickets vergeben, kurz später folgt im September bei einem kontinentalen Quali-Wettkampf die nächste Chance. Plangger: „In unserer Disziplin drängen international extrem viele Athleten an die Spitze. Wenn man sich die Entwicklung der Zeiten ansieht, wird das deutlich.“
Nur 14 Herren sind in Paris im Speed-Bewerb dabei, Plangger erwartet einen Krimi um die Tickets. „Deswegen wird es wichtig, gut in die Saison zu starten. Wenn man im Rhythmus ist, wird vieles leichter. Sollte die Qualifikation bei der WM und dem kontinentalen Wettkampf nicht gelingen, gibt es 2024 noch Chancen. Um dort dabei zu sein, muss man im Weltcup zu den Besten gehören.“
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