Rang 22 im Abfahrts-Weltcup, gar nur Platz 35 in der Super-G-Wertung: Die abgelaufene Saison war mit Sicherheit nicht die erfolgreichste in der Karriere von Stephanie Venier. Umso motivierter geht die Abfahrts-Vizeweltmeisterin von 2017 in die heurige WM-Saison. Auch deshalb, weil es vor allem zum Ende der abgelaufenen Saison richtig gut lief. sportszene.tirol traf die 29-Jährige vor der Abreise in die USA zum Gespräch.
Stephi, vielen Dank, dass du dir für unser mittlerweile schon traditionelles Gespräch vor dem Saisonauftakt Zeit nimmst. Die wichtigste Frage vorweg: Wie geht`s dir?
Danke! Mittlerweile wieder besser. Vor drei Wochen hat es mich mit einer Lungenentzündung ziemlich erwischt. Aber wie gesagt: Jetzt passt wieder alles. Ich war dadurch zwar schon länger nicht mehr Skifahren, aber ich habe die Zeit davor sehr gut genutzt.
Der Grundstein für eine erfolgreiche Saison wird im Sommer gelegt. Wo lagen hier die Schwerpunkte bzw. was gibt es Neues?
Für mich persönlich war es sehr wichtig, dass wir wieder für drei Wochen nach Chile geflogen sind. Ich weiß von den Jahren zuvor, dass mir das extrem, viel bringt. Neues gibt es so weit nicht. Nur, dass ich mich mit meinem Material, sehr wohl fühle.
Bevor wir auf die neue Saison blicken, lass uns kurz noch mal auf die abgelaufene blicken. Da stehen ein zwölfter und ein 14ter Platz zu Buche. Wie fällt dein persönliches Resümee aus?
(lacht) Alex, das stimmt so nicht ganz. Ein fünfter Platz in Crans Montana war meine beste Saisonplatzierung. Wie überhaupt es gegen Saisonende hin ganz gut lief. Bei den österreichischen Meisterschaften wurde ich etwa im Super-G Dritte und in der Abfahrt mit 4/100 Sekunden Rückstand Zweite. Es war zwar nur eine österreichische Meisterschaft. Aber da ist mir der Knopf aufgegangen und ich habe gemerkt ich kann`s wieder. Ich muss es mir nur zutrauen.
Auf Grund der letztjährigen Ergebnisse, bist du nicht mehr im Nationalteam, sondern im A-Kader. Welche Nachteile entstehen dadurch für dich?
Im Grunde gar keine. Vielleicht bekomme ich bei der Einkleidung eine Jacke weniger (lacht). Aber das soll das kleinste Problem sein. Wir bekommen ohnehin immer so viel Sachen.
Ihr habt schon einige Schneekurse absolviert. Wie ist es dir dabei ergangen bzw. wie fallen Zeitvergleiche mit Teamkolleginnen aus?
Eins vorweg: Ich freu mich riesig auf die heurige Saison. Weil ich da anfangen hab können, wo ich letztes Jahr aufgehört habe. Was die Zeitvergleiche angeht: Wir wechseln uns da ab. Einmal fährt die Bestzeit, einmal die andere. Die eine oder andere Bestzeit von mir war auch schon dabei (schmunzelt).
Es geht jetzt wieder auf Schnee, genauer gesagt nach Copper Mountain. Wie wichtig ist dieser Trainings-Kurs? Auch im Hinblick auf den Saisonstart.
Sehr wichtig! In Copper holen wir uns immer den letzten Feinschliff. Da wird nochmal alles getestet und viel Abfahrt und Super-G gefahren.
Anfang Dezember geht`s mit zwei Abfahrten und einem Super-G in Lake Louise los. Was sind deine Erwartungen bzw. was muss passieren, dass du zufrieden von Kanada nach St. Moritz, wo die nächsten Speed-Bewerbe am Programm stehen, weiterreist?
Auf die letzte Saison hinauf wäre ich mit einem Top-Acht-Platz schon mega zufrieden.
Wie schaut eigentlich die Freizeitgestaltung abseits von Rennen und Training aus?
Ganz klassisch mit Kaffee trinken oder einfach im Appartement miteinander ratschen. Wir kommen alle sehr gut miteinander aus.
Themenwechsel! Hast du dir den 8. und den 11. Februar 2023 schon rot im Kalender angestrichen? Weißt du was an diesen Tagen ist?
(lacht) Anhand der Fragestellung kann ich es mir denken. Wahrscheinlich finden an diesen Tagen der WM-Super-G und die WM-Abfahrt statt, oder?
Stimmt! Wie groß sind die Hoffnungen, dass du bei der Weltmeisterschaft in Courchevel/Meribel mit dabei bist?
Ich habe mir selbst versprochen, dass ich auf gar nichts mehr hoffe. Mein Anspruch ist groß und ich will unbedingt mit dabei sein, gar keine Frage.
Kennst du die dortigen Speed-Strecken?
Nein, weil wir beim Weltcup-Finale auf der Herrenstrecke gefahren sind. Die Damenstrecke kennt noch niemand.
Wagen wir einen Blick in die Zukunft: 2025 finden die Weltmeisterschaften in Österreich, in Saalbach/Hinterglemm, statt. Du bist dann 32 Jahre jung. Ist das ein Ziel, nochmals bei einer Heim-WM mit dabei zu sein, oder gibt es in drei Jahren andere Prioritäten?
Ich werde es davon abhängig machen, wie es mir gesundheitlich geht und wieviel Spaß ich noch am Skifahren habe. Stand jetzt will ich dabei sein.
Von der Piste ins Internet. Auf Netzwerken wie etwa Instagram können „Follower“ dich die ganze Saison über begleiten. Wie wichtig ist Social Media – speziell im Umgang mit Fans?
Ich find‘s gerade in der heutigen Zeit schon als einen wichtigen Punkt. Man kann halt auch Sachen zeigen, die man vielleicht sonst nicht sieht. Etwa, was alles abseits vom Skifahren passiert. Egal ob Konditionstraining, Skifahren im Sommer oder private Sachen.
Auch die Werbung hat die sozialen Medien für sich entdeckt. Was muss ein Produkt haben, damit du für dieses wirbst?
In erster Linie will ich das Produkt zuerst probieren. Ich kann nicht einfach blind für etwas werben. Das bin ich nicht. Ich habe aber auch schon Angebote bekommen, die mir persönlich sehr gut gefallen haben, die ich aber abgelehnt habe, weil ich nach wie vor Sportlerin bin und das absolut Vorrang hat. Aber wenn es zeitlich reinpasst und es sich um ein lässiges Produkt handelt, dann gerne.
Wechseln wir zum Abschluss von der Piste auf den grünen Rasen. Im Hause Venier ist auch der Fußball stets ein Thema. Am 22. November beginnt die WM in Katar. Wie stehst du zu dieser WM bzw. wer ist dein Favorit?
Puuh schwierig! Dadurch, dass die WM im Winter ist und ich selbst im Einsatz bin, werden sich wohl nur wenig Spiele ausgehen. Ich denke Belgien und Spanien haben gute Chancen auf den Titel. Und Deutschland ist halt eine richtige Turniermannschaft. Es wird auf jeden Fall spannend.
Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen eine erfolgreiche aber vor allem verletzungsfreie Saison.