Eine Woche noch, dann wird in Katar die wohl unsäglichste Fußball-Weltmeisterschaft aller Zeiten angepfiffen. Die inzwischen sogar der frühere FIFA-Präsident Josef Blatter, unter dessen Ägide die Titelkämpfe an den Wüstenstaat vergeben wurden, als Fehler bezeichnet. Da kommt er ja wahrlich früh drauf!
Richtig: Eine WM gehört nicht in ein Land, für dessen politische Führung Menschenrechte ein Fremdwort sind. Sie gehört nicht in ein Land, in dem Gastarbeiter ausgebeutet werden. Sie gehört nicht in ein Land, in dem ein offizieller WM-Botschafter Homosexualität als geistigen Schaden bezeichnet. Sie gehört nicht in ein Land, in dem eigentlich völlig die Infrastruktur fehlt und in dem die neu errichteten Stadien danach kein Mensch mehr braucht. Genau so wenig hätte es Olympische Spiele in Peking geben dürfen.
Leider geht es bei derartigen Großveranstaltungen schon lange nicht mehr um die Aktiven oder gar die Fans. Triebfedern sind ausschließlich wirtschaftliche Interessen. Und damit wird dem Sport insgesamt schwerer Schaden zugefügt.
Ja, eine unsägliche WM, aber…
Völlig deplatziert und sinnbefreit sind Einträge in diversen Internetforen von selbst ernannten Experten, die geifern, dass sich praktisch jeder, der den Event vor dem heimischen TV-Gerät mitverfolgt, mitschuldig macht. Oder Spieler verurteilt, die in Katar für ihre Nation auflaufen.
Es geht schlichtweg nicht an, Spieler und Fußballanhänger für die Fehler der Schreibtischtäter in der FIFA verantwortlich zu machen. Da ist es letztlich weitaus besser, dass Spieler wie zuletzt der deutsche Teamkapitän Manuel Neuer und sein Mannschaftskamerad Leon Goretzka klar Kante zeigen und mit ihren Statements demonstrieren, was sie von Katar und dort handelnden Personen halten. Auch die Dänen gehen diesbezüglich markant voran.
Spielern und Fans quasi vorzuwerfen, sie würden mit ihrem Antreten bei beziehungsweise Mitverfolgen der Weltmeisterschaft ein Regime verharmlosen oder gar gutheißen, ist einfach nur hochgradiger emotionaler Schwachsinn. Und der wird vor allem von solchen Damen- und Herrschaften gepflegt, die ohnehin glauben, Experten für eh alles zu sein und jedem die Welt erklären wollen. Beim Sport glaubt ja bekanntlich ohnehin jeder, fachkundig mitreden zu können.
Tipp: Lasst euer TV-Gerät aus – und uns in Ruhe jene Spiel schauen, die es wert sind, gesehen zu werden!