Schottland war für die österreichischen Kletter-Asse definitiv eine Reise wert. Beim Lead-Weltcup in Edinburgh (GBR) kletterten Jessica Pilz (ÖAV Haag) und Stefan Scherz (NFÖ Neunkirchen) ins Finale und holten zwei Spitzenplätze. Während Scherz in seinem ersten Weltcup-Finale das Podest nur knapp verpasste und sich über Platz 4 freuen konnte platzierte sich Olympia-Teilnehmerin Pilz mit Platz 6 erneut im Spitzenfeld.
Bestes Karriere-Ergebnis für Scherz
Für eine kleine Sensation in Edinburgh sorgte Stefan Scherz (NFÖ Neunkirchen). Der 21-Jährige zog beim Lead-Weltcup in Schottland nach einer beherzten Vorstellung erstmals in seiner Karriere in ein Weltcupfinale ein und verpasste die Top-3 nur knapp. Als zweiter Athlet startete Scherz in die Finalroute und kämpfte sich entschlossen nach oben. Der Niederösterreicher belegte letztendlich in einem nervenaufreibenden Finale mit 30+ Griffen den starken 4. Platz. Am Ende fehlte dem Österreicher lediglich ein Zug auf Platz 2. Der Sieg ging an den US-Amerikaner Jesse Grupper, der als einziger Athlet das Top erreichen konnte und sich vor dem Slowenen Luka Potocar (31+) durchsetzte. Der Brite Toby Roberts (30+) komplettierte als Dritter das Siegespodest.
„Es ist einfach unglaublich geil. Im Halbfinale ist schon alles in meine Richtung gelaufen. Beim Stützer sind viele Athleten geflogen, da bin ich gut drüber gekommen. Ich bin wirklich extrem gut geklettert heute, das macht mich richtig stolz. Dass ich mich mit meinem erstens Weltcup-Finale belohnen konnte, ist ein unbeschreiblich gutes Gefühl. In die Finalroute bin ich ohne Druck gegangen, war sehr locker und habe schnell meinen Rhythmus gefunden. Der vierte Platz ist einfach grandios, auch wenn er einen bitteren Beigeschmack hat – zu Platz zwei hat nicht viel gefehlt. An der Stelle, an der ich geflogen bin, habe falsch besichtigt. Es wären dort zwei Griffe gewesen, ich bin auf den kleinen Griff gegangen und habe ihn nicht gut erwischt. Schade, weil ich noch Kraft im Tank hatte. Es überwiegt aber trotzdem die Freude über Platz 4, ein unglaublich cooler Tag für mich. Ich hätte nicht damit gerechnet“, zeigte sich Scherz mehr als zufrieden.
Bei den Herren erreichte Mathias Posch (ÖAV Innsbruck) ebenfalls das Halbfinale und holte am Ende Platz 22.
Pilz erneut im Spitzenfeld
Die 25-jährige Niederösterreicherin schaffte in Edinburgh in ihrer Paradedisziplin Lead einmal mehr den Sprung in das Finale und platzierte sich nach starker Leistung erneut im Spitzenfeld. Am Ende wurde es in der Runde der besten 8 Athletinnen Platz 6 (28+). Der Sieg ging wie schon in der Vorwoche in Koper (SLO) an die Japanerin Ai Mori (Top), die sich vor der Olympiasiegerin aus Slowenien Janja Garnbret (Top) durchsetzen konnte. Chaehyun Seo (KOR) komplettierte als Dritte die Top-3 (42).
„Es war wieder ein sehr guter Wettkampf in Edinburgh, und ich bin mit meiner Leistung sehr zufrieden. In den vergangenen Wochen habe ich mich im Lead wieder stabilisiert und konnte meine Form mit einer weiteren Finalteilnahme und Platz 6 bestätigen. Es ist immer ein gutes Gefühl, wenn man im Spitzenfeld dabei ist“, bilanzierte Pilz.
Mit Mattea Pötzi (ÖAV Villach) schaffte es eine weitere Österreicherin in das Semifinale. Die Kärntnerin rutschte nach Platz 25 in der Qualifikation gerade noch in die Runde der besten 26 Athletinnen und beendete den Wettkampf in Schottland letztendlich auf Rang 24. Teamkollegin Eva Maria Hammelmüller (ÖAV Haag) hatte das Glück nicht auf ihrer Seite und verpasste nach den beiden Qualifikationsrouten und Rang 29 den Einzug in das Halbfinale nur knapp.
Knapp holt Platz 15
Neben dem vorletzten Lead-Weltcup der laufenden Saison ging in Edinburgh auch ein weiterer Speed-Weltcup über die Bühne. Lukas Knapp (NFÖ Salzburg), der in der laufenden Saison bereits die Schallmauer von 6 Sekunden im Speed unterbieten und bei den FISU World University Championship Sport Climbing die Bronzemedaille gewinnen konnte, überstand an diesem Wochenende mit 6,06 Sekunden die Qualifikation auf Platz 15 und zog in das Finale der besten 16 Athleten ein – erstmals in dieser Saison.
Im Achtelfinale musste sich Knapp dann in einer Zeit von 7,78 Sekunden Jinbao Long geschlagen geben. Der Chinese konnte seine gute Form mehrmals bestätigen und zog letztendlich in das große Finale ein. Dort setzte sich allerdings der US-Amerikaner Samuel Watson (5,97 Sekunden) durch. Platz 3 holte sich Erik Noya Cardona, der von einem Fehlstart seines italienischen Kontrahenten Gian Luca Zodda profitierte.
„Ich bin mit meinen Runs sehr zufrieden. Ich war heuer schon zweimal knapp dran und bin froh, dass es nun endlich mit dem Finale geklappt hat. Es ist eine Bestätigung meiner Form und zeigt, dass ich meine Chancen nutzen kann. Edinburgh ist so meine Location. Ich war bislang drei Mal hier (Anm.: Jugend-Europameisterschaft 2015, Weltcup 2017, Europameisterschaft 2019,) und war immer im Finale. Dementsprechend hoch waren auch heuer die Erwartungen. Hier habe ich immer meine besten Wettkämpfe gezeigt, es ist für mich ein nostalgischer Ort“, berichtete Knapp nach dem Speed-Finale.
Fotos: KVÖ/Andreas Aufschnaiter