Drei Teams aus dem Tiroler Oberland in der Regionalliga Tirol: Das ist sportlich fantastisch, tut dem ganzen Fußball in der Region gut. Weniger erstrebenswert war, dass zwei der drei Vereine zuletzt abseits des Rasens für Schlagzeilen gesorgt und beide Clubs eher einem Tollhaus geglichen haben.
Bei Silz/Mötz kam’s zur Trennung von Trainer Helmut Kraft. Ob Rücktritt oder Rausschmiss – das war nicht so einfach zu klären. War dann letztlich auch egal, denn am „day after” hatte sich wieder alle lieb. Der Ex-Profi steht beim Aufsteiger weiter an der Seitenlinie.
Bei Imst wird Herbert Ramsbacher hingegen nur noch als Zuschauer in die Velly Arena zurückkehren. Beide Seiten wollen keine Schmutzwäsche waschen. Aber wer sich genauer umhört, bekommt denn doch mit, dass sich da viel angestaut hatte. Und die Dinge nahmen schon Tage vor Ramsis Rauswurf ihren Lauf.
Bereits während der Woche war Co-Trainer Norbert Raich, ein Urgestein des SC Imst und pikanterweise Bruder von Vereinskassier Frank Raich, gefeuert. Er zeigte sich am Samstag im Publikum stehend dennoch bester Laune. Meinte zum Rauswurf nur: „Ich bin nicht der, der immer seinen Mund hält.” Was offenbar dem einen oder anderen Vereinsvertreter nicht gefiel.
Beim Spiel gegen Hall saß dann Vorstandsmitglied Franco Böhler zwar nicht auf, aber neben der Bank. Musste von Ramsbacher wohl oder übel als Aufpasser wahrgenommen werden. Zumal sich Böhler auch nicht sonderlich zurückhielt, vom Schiedsrichter sogar Gelb sah.
Ramsbacher wirkte an der Linie hingegen ungewöhnlich emotionslos. Dass er auch schon im Vorfeld von der Liste für die von Vereinsseite nach der Partie üblichen Interviews gestrichen worden war – nur ein weiteres Indiz, dass der große Knall bevor steht.
Der kam dann am Sonntag – und Ramsi packte seine Sachen. Die sportlichen Ziele seien gefährdet, heißt es seitens des Vorstandes. Die Erfolge der Vorsaison mit dem Erreichen des TFV-Cup-Finales, dem Tiroler Meistertitel in der Regionalliga Tirol und dem jüngsten sensationellen Auftritt in der 2. Runde des ÖFB-Cups gegen den LASK zählten nichts mehr.
Nun drängt sich die Frage auf: Was sind eigentlich wirklich die sportlichen Ziele? Ein Rang unter den Top-Fünf wurde vor der Saison genannt. Auf Rang fünf liegt der SC Imst derzeit – einen Zähler hinter Telfs. Nun mag es stimmen, dass in einigen Meisterschaftsspielen Punkte leichtfertig liegen gelassen wurden. Andererseits wurde etwa Tabellenführer Kufstein mit 5:0 aus der Velly Arena geschossen. Somit dokumentiert, dass die Mannschaft gegen jeden Gegner gewinnen kann.
Objektiv betrachtet fehlte der Mannschaft die Konstanz. Aber sportlich nicht erfolgreich? Wenn es um einen Rang unter den ersten Fünf geht, greift dieses Argument nicht. Wenn es freilich in Wahrheit deutlich höhere Ziele gibt, wie im Umfeld des Vereins immer wieder zu hören ist, dann bekommt es auch der nächste Trainer nicht leicht. Denn aufgrund einiger Verletzungen stellt sich die Mannschaft derzeit quasi von selbst auf. Und Alternativen fehlen völlig. Denn von unten kommt nichts nach. Ist die zweite Mannschaft in der Bezirksliga auch viel zu weit unten, als dass die dort eingesetzten Spieler der Regionalliga-Truppe weiterhelfen könnten.
Unabhängig von der jüngsten Trainer-Entscheidung betrachten viele treue Fans das Geschehen ohnehin höchst kritisch. So hieß es zuletzt immer öfter: „Jeder weiß, wer in Wahrheit inzwischen das Sagen beim SC hat.”
Namen werden keine genannt – aber jeder kann sich selbst einen Reim darauf machen…
Bild: Ende August war die Welt noch in Ordnung als der SC Imst mit Bernhard Mittermair und Thomas Moser Tabellenführer Kufstein mit 5:0 aus der Velly Arena schoss.