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„Auch die Breite muss gefördert werden”

Nach den Sport Austria Finals und einem Cross-Country-Rennen in der Steiermark rückt für die heimischen Mountainbikerinnen wieder der Weltcup in den Fokus. Weiter geht es am 8. Juli in der Lenzerheide. Andrea Koschier wagt wieder einen Blick voraus und analysiert das Wochenende in Graz.

Andrea, vom 8. bis zum 10. Juli steht in Lenzerheide der nächste Weltcup am Programm. Lass uns vorher noch kurz darüber sprechen, wie die Fahrerinnen die Zeit seit dem letzten Weltcup in Leogang nützten.

Das ist sehr unterschiedlich und hängt mit der Saisonplanung zusammen. Beispielsweise nahmen sämtliche schweizer Topmountainbikerinnen an der viertägigen Tour de Suisse féminine teil und zeigten sich dort sehr aktiv und angriffslustig.

Was meinst du mit angriffslustig?

Frei, Indergand, Keller und Neff attackierten jeden Tag und fuhren in Ausreißergruppen. Am letzten Tag stand die Königsetappe im Hochgebirge an. Am vorletzten Berg gab es ein Gewitter, Neff war in der Spitzengruppe und attackierte auf der regennassen Abfahrt gemeinsam mit Lucinda Brand. Im Tal hatten sie 50 Sekunden Vorsprung auf die Verfolgerinnen. Es gibt einige wenige Fahrerinnen, die auf der Abfahrt attackieren können. Das sind Marianne Vos, Elisa Longo Borghini, Lucinda Brand und eben auch Jolanda Neff.

Wäre da aus österreichischer Sicht eine Fahrerin konkurrenzfähig?

Ja, Laura ist in der Rennradbeherrschung bergab absolut dabei. Das sah man bei der Juniorinnen-WM in Innsbruck 2018 und auch bei der EM letztes Jahr in Trient. 

Kommen wir zurück zum Mountainbike! 

Mona nutzte die Zeit zwischen den Weltcups für Training. Wenn man ihrem Socialmedia-Auftritt Glauben schenken darf, trainierte sie viel und lange in der Höhe. Wir werden sehen, wie sich das auf ihre Form auswirkt. Laura trainierte natürlich auch, sie nahm aber an den Sport Austria Finals in Graz teil und konnte dort den Staatsmeistertitel im Eliminator und im Short Track gewinnen. Sehr aktiv und mutig zeigte sich dort auch die junge Haimingerin Tamara Wiedmann. Sie wurde mit einer Bronzemedaille im Short Track belohnt. 

Jetzt muss ich wieder nachfragen, was meinst du mit mutig?

Tamara könnte sich im Rennen immer hinter Laura aufhalten, sich sozusagen hinter dem großen Namen verstecken. Das tat sie aber nicht. Sie fuhr aktiv und gestaltete das Rennen durch Attacken.

Ist das denn klug?

Auf lange Sicht ja. Es ist gut zu versuchen, ein Rennen zu gewinnen. Irgendwann klappt’s. Wer sich immer nur hinten versteckt, wird nie gewinnen. Tamara konnte auch überraschenderweise beim sonntätigen Cross-Country-r´Rennen den zweiten Platz hinter Laura aber noch vor der Kärntnerin Corina Druml belegen. Corina fährt immerhin im Elite-Weltup.

Über Tamara und Corina wird ja relativ wenig berichtet.

Das ist leider richtig, weil Laura und Mona alles überstrahlen. Es ist aber wichtig, neben der Spitze auch die Breite zu fördern. Tamara ist noch sehr jung, und sie hat in meinen Augen viel Potenzial. Beim Weltcup in Leogang fuhr sie das U-23-Rennen. Sie konnte den 15. Platz belegen, allerdings kam sie mit Renndauer immer besser in Tritt. Die letzte Runde war die fünftschnellste. Das zeigt ihr Potenzial. 

Wollen wir einen Ausblick auf Lenzerheide wagen?

Ich liebe dieses Rennen. Der Kurs hat alles. Es gibt schwierige Wurzelpassagen, welche bei Regen kaum fahrbar sind. Es gibt richtig hohe Sprünge und Felspassagen. Manche Schrägfahrten sind derart uneben, dass sie keinen Rhythmus zulassen.

Wie ist dein Ausblick, wird Loana Lecomte gewinnen?

Lecomte ist zwar derzeit sehr stark, aber im Vorjahr kam sie in Lenzerheide mit dem Kurs gar nicht zurecht. Vielleicht war damals einfach auch der Druck aufgrund der Weltcupgesamtwertung schon zu hoch. Lenzerheide ist aber definitiv ein anderer Kurs als Leogang oder Albstadt. In Lenzerheide kann wie auf keinem anderen Kurs des Resultat noch umgedreht werden. 

Du redest um den heißen Brei herum…

Lenzerheide ist für mich der Kurs, der den Fahrerinnen das meiste technische und taktische Vermögen abverlangt. Insbesondere dann, wenn es regennass ist. Es bleibt abzuwarten, ob Evie Richards, die 2021 gewinnen konnte, nach ihren Rückenproblemen wieder mit von der Partie ist. Auch Pauline Ferrand Prevot ist eine große Unbekannte. Sie scheint sich ganz auf die Heim-WM zu konzentrieren. Für die Schweizerinnen ist Lenzerheide neben der WM natürlich das wichtigste Rennen der Saison. Frei und Neff haben nach Stürzen und Defekten im Vorjahr auch noch eine Rechnung zu begleichen. Es wird jedenfalls spannend. 

Du redest weiter um den heißen Brei herum…

(lacht) Das stimmt. Heute lehne ich mich etwas aus dem Fenster: Ich denke, dass Laura Chancen auf den Sieg hat.

Titelbild: In Graz fuhr sich zuletzt neben Laura Stigger (Mitte) und Corina Druml (links) auch die junge Haimingerin Tamara Wiedmann in den Fokus.

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