sportszene.tirol

Nächster Akt in der Elite

Leogang ist an diesem Wochenende Schauplatz der nächsten Weltcup-Bewerbe im Mountainbike-Weltcup. Rad-Expertin Andrea Koschier äußert sich im Gespräch mit sportszene.tirol zu den bevorstehenden Damenbewerben.

Dritter Akt im Mountainbike-Weltcup am Wochenende in Leogang. Was waren die bisherigen Saison-Highlights?

Aus Tiroler Sicht würde ich sagen, dass ein Highlight die permanenten Aufholaktionen von Mona und die konstanten Leistungen von Laura waren. Aus internationaler Sicht denke ich, dass es heuer bisher viel spannender als vergangenes Jahr ist, wo Lona Lecomte in der ersten Saisonhälfte auf und davon fuhr. Es ist einfach nicht spannend, wenn der Sieg schon nach zehn Minuten vergeben ist. Die Aufwertung des Short Track mit eigener Weltcupwertung tut dem Sport auch sichtlich gut. Das ist ein sehr spannender und kurzweiliger Bewerb zum Zuschauen.

Wie zufrieden können Laura Stigger und Mona Mitterwallner bisher sein?

Beide können mehr als zufrieden sein. Sie haben erreicht, wovon andere nur träumen dürfen. Mona und Laura sind zweifelsohne in der absoluten Weltspitze angekommen und konnten sehr konstante Leistungen abrufen. Jetzt müssen sie nur gesund bleiben und sich die Freude am Sport erhalten. Für Siege fehlt nicht mehr viel, andererseits können diese nicht erzwungen werden.

In Leogang ist der Fokus noch mehr auf die beiden Tirolerinnen gerichtet. Wie können sie deiner Ansicht nach mit diesem zusätzlichen Druck umgehen?

Das ist sehr individuell. Druck kann erdrücken, Druck kann auch beflügeln. Wir werden es sehen. Mona macht sich selbst sehr viel Druck. Sie sagt, sie will die Beste aller Zeiten werden. Laura geht das anders an. Sie sagt, sie will Spaß haben. An der Startlinie spiegelt sich die unterschiedliche Haltung in ihrer Mimik wider. Mona ist voll fokussiert, Laura grinst.

Wen siehst du für das Short-Track-Race und für den Cross-Country-Bewerb in der Favoritenrolle?

Es war jetzt nach Nove Mesto eine längere Pause. Wir wissen nicht, wie die Fahrerinnen die Zeit genützt haben. Ob beispielsweise Rebecca McConnell ihre Form halten konnte oder ob andere so langsam in Topform kommen. Für das Short Track Race am Freitag ist Regen angesagt. Das mag Jolanda Neff ganz gern. Der Kurs hat einen steilen, langen Anstieg. Das könnte Loana Lecomte und Mona Mitterwallner ganz gut liegen. Noch nicht in der Favoritenrolle sehe ich die amtierende Weltmeisterin im Short Track, Sina Frei. Für das Cross-Country-Rennen am Sonntag ist alles offen, und das ist ja das Schöne! 

Die Strecke in Leogang hat harte Steigungen. Ist sie damit Mona Mitterwallner auf den Leib geschneidert?

Von den Steigungen her sicherlich. Es wird drauf ankommen, ob sich Mona beim Starten verbessern kann oder ob sie die Schwäche zumindest ausmerzen kann. Dann gilt ja noch: What goes up must come down. Mona ist keine schlechter Abfahrerin, hat in diesem Bereich aber noch Verbessserungspotenzial. In den Nachwuchsklassen war es so, dass sie völlig unbehelligt – eigentlich einem Einzelzeitfahren gleich – den Kurs fahren konnte. Das ist in der Eliteklasse ganz anders: Andere drängen ihr deren Tempo samt Tempowechsel auf, und wieder andere sind in den Abfahrten vor, neben und hinter ihr. Das ist eine andere Art Rennen zu fahren. Mona hat angekündigt, sich in Leogang „besser“ als in Nove Mesto präsentieren zu wollen. Wir können also gespannt sein.

Laura Stigger holte 2021 in Leogang ihren ersten Top-Drei-Platz im Cross-Country-Elite-Weltcup. Zusätzliche Motivation oder zusätzlicher Druck?

Laura ist vom Gemüt her ein Sonnenschein, daher sage ich: Eindeutig Motivation. Wenn es auf einem Kurs mal gut gelaufen ist, dann ist das ein zusätzlicher Bonus. Laura konnte zuletzt das Rennen in Windhaag vor ihrer Teamkollegin Haley Batten gewinnen. Es ist zwar ein kleineres Rennen, aber auch siegen muss geübt werden. 

Einige Athletinnen, wie etwa die Französinnen, scheinen sich bisher noch vornehm zurückzuhalten. Richten sie das ganze Programm auf die WM in Les Gets im August aus?

Da hast du Recht. Wenn wir überlegen, wer letztes Jahr groß abgeräumt hat, dann ist von denen noch keine wirklich da. Weder die Weltmeisterin im Cross Country Evie Richards, noch die Weltmeisterin im Short Track Sina Frei konnten bislang überzeugen. Die drei Medailliengewinnerinnen der olympischen Spiele Jolanda Neff, die schon genannten Sina Frei und Linda Indergand sind noch weit weg von ihrer Topform. Ich wette, Pauline Ferrand Prevot will heuer – besonders nach dem Sturz bei Olympia letztes Jahr – nur ein Rennen gewinn: Die Heim-WM Ende August. 

Wie schauen deine Renntipps für Freitag und Sonntag aus?

Das kommt jetzt eher einem Raten gleich, aber gut: Für Freitag tippe ich auf Neff, Lecomte und McConnell. Für Sonntag tippe ich auf Lecomte, McConnell und Risveds. 

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

code