Nach einer neunjährigen Pause kehrte der FIL-Rennrodel-Weltcup im Vorjahr wieder in die Schweiz zurück, jetzt steht im Nobel-Wintersportort St. Moritz zum zweiten Mal in Folge das Weltcupfinale auf dem Programm. Die finale Punktevergabe wird durch die Jagd nach den EM-Medaillen zusätzlich aufgewertet, die Entscheidungen fallen im Race-in-Race-Modus.
Bei den Herren steht der Gesamtweltcup-Sieger 2021/2022 mit dem Deutschen Johannes Ludwig bereits vorzeitig fest. Wolfgang Kindl, der in dieser Saison den Sprint-Weltcup für sich entscheiden konnte und im Gesamtweltcup auf Platz zwei liegt, startet mit 60 Zählern Vorsprung auf den drittplatzierten Felix Loch ins Finale. Nico Gleirscher, im Overall-Ranking aktuell als zweitbester Österreicher auf Platz acht, feierte im Vorjahr im Engadin seinen ersten Weltcupsieg.
Bei den Damen und Doppelsitzern ist der Gesamtweltcup noch offen. Madeleine Egle, die am vergangenen Wochenende in Oberhof mit ihrem fünften Weltcupsieg für den ersten nicht deutschen Erfolg in Thüringen seit 1997 gesorgt hat, reduzierte den Rückstand auf die im Gesamtweltcup Führende Julia Taubitz auf 57 Zähler. Einen weiteren Sieg Egles vorausgesetzt, würde der Deutschen bereits ein siebenter Platz reichen, um zum zweiten Mal nach der Saison 2019/2020 wieder die große Kristallkugel zu stemmen. Im Rennen um die kleine Kristallkugel im Disziplinen-Weltcup über die olympische Distanz hat Egle 23 Punkte Rückstand auf Taubitz.
Im Doppelsitzer starten die Letten Andris und Juris Sics mit einem Polster von 37 Punkten auf Toni Eggert und Sascha Benecken (GER) ins Saisonfinale, als bestplatzierte Österreicher folgen Thomas Steu und Lorenz Koller auf Rang fünf. Die Gesamtweltcupsieger der Vorsaison, die heuer lediglich sechs der bisher elf Saisonrennen bestritten haben, rodelten in diesen zwei Siege und drei weitere Podestplatzierungen ein.
Auch das Finale des Team-Staffel-Weltcups verspricht Spannung. Aktuell hat Deutschland die Nase vorne, Österreich folgt mit 31 Punkten Rückstand, den drittplatzierten Letten fehlen 76 Zähler auf die Spitze. Im Vorjahr konnte der Staffel-Bewerb in St. Moritz aufgrund technischer Probleme und starkem Schneefall nicht beendet werden.
Neben der Entscheidung im Gesamtweltcup werden an diesem Wochenende auf der einzigen Natureisbahn im Weltcupkalender der Olympiarodler auch die Europameister gekürt. Bei den Titelkämpfen im Vorjahr in Sigulda blieben die ÖRV-Asse ohne Medaille, vor zwei Jahren eroberte die heimischen Rodler in Lillehammer Gold in der Team-Staffel, Steu/Koller gewannen EM-Silber im Doppelsitzer. In den U-23-Wertungen sicherte sich Madeleine Egle den Titel, Jonas Müller holte Silber.
Madeleine Egle: „Über den Gesamtweltcup und irgendwelche Rechnereien mache ich mir überhaupt keine Gedanken. Ich konzentriere mich ganz auf mich und meine Aufgaben, muss mir erst die Bahn im Training erarbeiten, dann am Sonntag meine bestmögliche Leistung abrufen. Meine Form passt, wir werden sehen, wem die Umstellung am besten gelingt.“
Nico Gleirscher: „Ich habe mit dem errungenen Olympiaticket zusätzlich Selbstvertrauen getankt und möchte natürlich neuerlich anschreiben. Prinzipiell habe ich sehr gute Erinnerungen an St. Moritz, allerdings hat es mich gleich im ersten Training geschmissen, bei dem Sturz habe ich eine Kufe ziemlich beleidigt. Wir müssen jetzt ein wenig improvisieren und schauen, dass das Paket bis zum Wochenende hin wieder passt.“
Cheftrainer Rene Friedl:
„Natürlich ist es eine Umstellung, aber das betrifft alle, damit ändert sich unser Anspruch nicht. Wir haben das Potential in allen Disziplinen ganz vorne mitzufahren, wollen im Gegensatz zum Vorjahr bei der Europameisterschaft anschreiben und können im Gesamtweltcup bei den Damen und in der Team-Staffel noch für eine Überraschung sorgen.“
9. Eberspächer Rennrodel-Weltcup/St. Moritz/Zeitplan:
Samstag, 22. Jänner 2022:
08.40 Uhr Doppelsitzer/1. Lauf
10.05 Uhr Doppelsitzer/2. Lauf
11:45 Uhr Herren/1. Lauf
13:28 Uhr Herren/2. Lauf
Sonntag, 23. Jänner 2022:
09.45 Uhr Damen/1. Lauf
11.10 Uhr Damen/2. Lauf
13.00 Uhr Team-Staffel
Foto: FIL/ÖRV/Galinovskis