Wie weit müssen Vereinsfunktionäre gehen, um mit einem interessierten Geldgeber an einen Verhandlungstisch zu gelangen? Sehr weit. Sogar weit über die Landesgrenzen hinaus, bis nach Russland. Um es auf den Punkt zu bringen: Es ist nicht möglich, heimische Privatunternehmen davon zu überzeugen, dass der FC Wacker Innsbruck einer der wichtigsten Fußballvereine in Tirol ist. Es geht um 17 Mannschaften, um zirka 350 aktive Spielerinnen und Spieler, um eine 100-jährige Vereinsgeschichte – kurzum, um Breitensport. Und genau dieser garantiert Erfolg.
Nicht zu vergessen ist auch die lebendige Fankultur, welche vom alten Tivolistadion bis zum Innsbrucker Stadtderby in die Gegenwart reicht. Der Support am vergangenen Freitag in der Reichenau war friedlich. Die aktive Fanszene (Tivoli Nord) gehört seit mittlerweile 30 Jahren zum FC Wacker Innsbruck wie das Amen im Gebet. Und genau diese Attribute interessieren aber einen russischen Investor nicht. Er schaut natürlich auf seine Marie, aber ob er jemals auf das große Ganze schauen wird, wird uns die Zukunft zeigen.
Die schwarzgrünen Fanclubs, die Mitglieder, die Nachwuchsabteilung u. v. m. werden auch diesen zwielichtigen Geldgeber (der Spiegel und das Magazin 11 Freunde widmeten dieser Person bereits einige Seiten) überleben. Nach Klaus Mair Mitte der 90er Jahre, Robert Hochstaffl & Co. zur Jahrtausendwende und zuletzt der Hamburger Kaufmannsfamilie geht die altbekannte „Seifenoper der Tivoli-Finanzjongleure“ in die vierte Runde. Für mich als Wacker-Mitglied zählt mehr denn je: „Wahre Liebe kennt keine Liga – mit oder ohne russischen Rubel.“
Christian Novak/Agentur CN12