Dieser Sommer wird schweißtreibend

Anstatt beim Weltcupfinale in der Lenzerheide noch einmal um Weltcuppunkte zu fahren, schwang Stephanie Venier zuletzt im elterlichen zuhause den Farbpinsel. Dass ein Großteil der weißen Farbe auf den lackierten Fingernägeln denn auf den Wänden landete, ist nur ein Gerücht. Was die abgelaufene, eher durchwachsene Saison anlangt, sprach die 27-Jährige allerdings Klartext.

Letztes Jahr konnte das Weltcupfinale Corona-bedingt nicht stattfinden. Heuer fielen Abfahrt und Super-G den Witterungsbedingungen zum Opfer. Wärst du die Rennen noch gerne gefahren, oder bist du letztendlich froh, dass diese schwierige Saison nun endlich vorbei ist?

Nein, ich wäre die Rennen schon noch gerne gefahren, weil ich die Zeit zuletzt gut nutzen konnte. Ich hab Sachen probiert und bin im Training schon wieder relativ schnell gewesen.

Wie fällt grundsätzlich dein Saison-Resümee aus? Die Ränge 21 (Abfahrt) und 22 (Super-G) sind wohl nicht das, was du dir erwartet hast.

Absolut nicht! Deshalb wartet im Sommer sehr viel Arbeit auf mich. Ich werde die Zeit zu nutzen wissen.

Hat dir die vor Saisonbeginn zugezogene Corona-Erkrankung doch mehr zugesetzt als ursprünglich erwartet?

Das ist eine gute Frage, die ich jetzt so nicht beantworten kann. Eines was ich jedoch gemerkt habe war, dass ich während der Saison oft sehr müde war und dementsprechend viel Schlaf gebraucht habe. Aber ob das alles auf Corona zurückzuführen ist, kann ich nicht sagen.

Bist du Mitte Jänner in St. Anton noch in die Top Ten gefahren, ging nach den beiden Abflügen von Crans Montana gar nichts mehr. Was haben die Stürze in dir ausgelöst?

Stürze sind grundsätzlich nie etwas Gutes. Letztendlich war ich froh, dass ich außer einer Schramme im Gesicht nicht mehr davon getragen habe. Aber am Tag nach dem Sturz in der Abfahrt am Start zu stehen… Das war mitunter das schwierigste Rennen meiner Karriere. Ich wollte mir einfach selbst beweisen, dass ich keine Angst habe und es noch kann.

Dass du es noch kannst, hast du im Super-G bewiesen. Nach zweitbester Zwischenzeit bist du aber wieder im Schnee gelandet.

Ja, da hätte es sicher gut getan, wenn ich ins Ziel gekommen wäre. Aber es wollte halt einfach nicht sein.

Du hast in diversen Interviews immer wieder von Problemen im Schwungansatz gesprochen. Wie kann sich das der Laie genau vorstellen?

Dadurch, dass das Vertrauen nicht da war, brachte ich keine Schräglage zusammen. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich auf dem Innenski ausrutsche. Das hängt damit zusammen, dass ich mit der Hüfte zu früh bergseitig bin.

Nahezu auf den Tag genau vier Jahre nach deinem Vizeweltmeistertitel von St. Moritz wurdest du diesmal für die WM-Abfahrt gar nicht berücksichtigt bzw. kamst du im Super-G über Rang 20 nicht hinaus. Wie groß war die Enttäuschung?

Die war extrem groß. Aber ich glaube an das Schicksal. Und irgendeinen Grund wird das alles schon gehabt haben.

Wie sieht die nächste Zeit aus? Wann startest du mit der Saisonvorbereitung?

Es geht schon diese Woche wieder auf Schnee. Wir wollen die winterlichen Verhältnisse ausnutzen.

Quasi nach dem Motto „Nach der Saison ist vor der Saison“. Wie schaut die Vorbereitung heuer grundsätzlich aus. Wirst du auf Grund der durchwachsenen Saison etwas ändern?

Nein, viel anders wird die Vorbereitung nicht aussehen. Ich werde etwas mehr Augenmerk auf die Technik legen und mehr Riesentorlauf trainieren. Auf jeden Fall werde ich die Zeit nutzen. Egal beim im Konditions- oder Skitraining. Der Sommer wird heuer jedenfalls hart, weil ich einfach alles aus mir raus holen will.

Wie schauen die Ziele für 2022 aus? Ist eine Olympiamedaille das ganz große Ziel, oder richtet sich der Blick in Richtung Disziplinen-Wertung?

Das ist wieder eine gute Frage (lacht). Das vorrangige Ziel ist, bei Olympia dabei zu sein. Und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass eine Medaille kein Ziel von mir ist. Im Grunde wäre beides schön und es ist beides speziell. Bei Olympia musst du halt am Tag X alles abrufen können und bei der Kugel musst du den ganzen Winter über konstant gut fahren.

Eine letzte Frage: Worauf freust du dich in der Ski-freien Zeit besonders?

Wie gesagt: Viel Ski-freie Zeit wird es heuer nicht geben. Die wenige Freizeit die mir bleibt wird daheim mit der Familie verbracht, oder eben beim Kondi-Training (lacht).

Wir bedanken uns für das Gespräch und die gute Zusammenarbeit das ganze Jahr über.

In der abgelaufenen Saison fuhr Stephanie Venier nur einmal in die Top Ten. Fotos: ÖSV/TIROLFOTO/Erich Spiess

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