Nach der Corona bedingten Absage Pekings, wo im Rahmen des Saisonfinales die Weltcuppremiere der Olympiabahn von 2022 am Plan gestanden wäre, gastiert der Rennrodel-Weltcup nach einer neunjährigen Unterbrechung wieder im Schweizer Engadin.
Das Rennwochenende auf der Olympia Bob Run St. Moritz – Celerina, der ältesten und einzigen Natureisbahn der Welt, wurde von den Doppelsitzern eröffnet und brachte aus rot-weiß-roter Sicht den gewünschten Nebeneffekt. Thomas Steu und Lorenz Koller genügte ein siebenter Rang, um ihre herausragende Saison mit dem Hattrick im Weltcup zu krönen. Der Bludenzer und sein Tiroler Untermann entschieden nach vier Saisonsiegen und neun Podestplätzen beide Einzeldisziplinen und neun Jahre nach dem Erfolg von Andreas und Wolfgang Linger auch den Gesamtweltcup für sich. Der Sieg zum Saisonausklang ging an Martins Bots und Roberts Plume, die Letten rodelten damit ihren ersten Erfolg im Weltcup ein. Auf Patz zwei landeten deren Landsleute Andris und Juris Sics, dritte wurden die Italiener Ludwig Rieder und Patrick Rastner. Die ÖRV-Junioren Juri Gatt und Riccardo Schöpf ließen ihre erste Weltcupsaison in der allgemeinen Klasse mit einem guten 14. Platz ausklingen, unmittelbar hinter ihren Teamkollegen landeten Yannick Müller und Armin Frauscher auf Rang 15. Das Duo rodelte in ihrer erst zweiten Saison am Doppelsitzer mit zwei Ausnahmen immer in die Top-10 und ließ mit zwei Podestplätzen aufhorchen. Den Gesamtweltcup beendeten Müller/Frauscher auf dem beachtlichen sechsten Platz.
Beim Weltcupfinale der Herren folgte das nächste Ausrufzeichen der heimischen Asse. Bei zunehmend warmen Temperaturen und teilweise stürmischen Verhältnissen raste Nico Gleirscher mit überlegener Bestzeit zur Halbzeitführung. In Durchgang zwei trotzte der 23-jährige Stubaier der nachlassenden Bahn mit der viertschnellsten Zeit und feierte damit seinen Premierensieg im Weltcup. Damit beendete der frisch gebackene Sprint-Weltmeister den Disziplinen-Weltcup im Einsitzer auf Rang drei, im Gesamtweltcup landete der Tiroler als bester Österreicher auf Platz sieben. Auf den Plätzen zwei und drei folgten heute die Deutschen Max Langenhan und Felix Loch, der bereits vorzeitig als Gesamtsieger feststand. Wolfgang Kindl gelang mit Rang sieben ein positiver Saisonausklang, Reinhard Egger landete als drittbester Österreicher auf Rang zwölf. Jonas Müller, der heuer dreimal am Podium stand, musste heute nach zwei durchwachsenen Läufen mit Platz 19 Vorlieb nehmen, David Gleirscher, in der Vorwoche zweifacher WM-Bronzemedaillen-Gewinner am Königssee, kam nach einem Kippsturz in Durchgang zwei über Rang 32 nicht hinaus.
Das Saisonfinale im Schweizer Nobel-Wintersportort wird am Sonntag von den Damen und einem Team-Staffel-Bewerb abgerundet.
Thomas Steu: „Wir wussten, dass es ein herausforderndes Rennen wird, man hat gesehen, dass sich auch die anderen Top-Schlitten mit der Umstellung von Königssee auf diese Bahn schwertun. Wir haben heute nicht alles riskiert, sind rodlerisch gut über die Runden gekommen und konnten so die nötigen Punkte einfahren. Mit der Vorgeschichte hätte diese Saison nicht besser verlaufen können, wir wissen, wem wir zu Dank verpflichtet sind, werden die Erfolge mit dem gesamten Team feiern.“
Lorenz Koller: „Wir haben uns während der ganzen Woche sehr schwergetan, sind im Training immer nur hinterhergefahren. Im Rennen haben wir uns aber glücklicherweise steigern können und die besten Läufe der ganzen Woche ausgepackt. Dass es am Ende auch noch für die zweite kleine Kristallkugel gereicht hat und wir damit im Weltcup alles abgeräumt haben, muss ich erst verarbeiten. Es war eine großartige Saison, die wir morgen mit der Team-Staffel positiv ausklingen lassen wollen.“
Nico Gleirscher:„Nach meiner WM-Goldmedaille im Sprint vergangene Woche das heute zu bestätigen ist einfach gewaltig. Das Wetter war nicht einfach, es war sehr warm, aber wir haben das richtige Setup gefunden. Danke an die Trainer und generell an alle, die die ganze Saison mithelfen, mitfiebern und mir Energie schenken. Die Weltcupwertung habe ich gar nicht so im Blick gehabt, der dritte Rang in der Disziplinenwertung ist mega, jetzt habe ich auch so eine kleine Kugel, das ist richtig lässig.“
Ergebnisse St. Moritz:
Doppelsitzer:
1. Martins Bots/Robert Plume LAT 1:48.274
2. Andris Sics/Juris Sics LAT +0.064
3. Ludwig Rieder/Patrick Rastner ITA +0.207
7. Thomas Steu/Lorenz Koller AUT +0.532
14. Juri Gatt/Riccardo Schöpf AUT +1.022
15. Yannick Müller/Armin Frauscher AUT +1.127
Herren:
1. Nico Gleirscher AUT 2:15.852
2. Max Langenhan GER +0.060
3. Felix Loch GER +0.074
7. Wolfgang Kindl AUT +0.581
12. Reinhard Egger AUT +0.919
19. Jonas Müller AUT +1.339
32. David Gleirscher AUT +34.995
Foto: FIL/Mareks Galinovskis