Es geht Schlag auf Schlag: Unmittelbar nach dem Weltcup in Innsbruck-Igls übersiedelte der Rodel-Tross an den Königssee (GER), wo am kommenden Wochenende die 50. FIL-Weltmeisterschaften im ältesten Eiskanal der Welt über die Bühne geht. Ursprünglich im kanadischen Whistler geplant, wurden die Titelkämpfe aufgrund der Covid-19-Pandemie an den Fuß des Watzmanns verlegt. Damit ist das Berchtesgadener Land zum bereits siebenten Mal Schauplatz einer Weltmeisterschaft im Kunstbahnrodeln. Die Medaillenjagd startet am Freitag mit den Sprintbewerben, bis Sonntag stehen insgesamt sieben Entscheidungen auf dem Programm.
Österreichs 14-köpfiges WM-Aufgebot wird von den Doppelsitzern Thomas Steu und Lorenz Koller angeführt. Der 26-jährige Bludenzer und sein gleichaltriger Tiroler Untermann, die ihre Comeback-Saison am vergangenen Wochenende mit dem Triumph im Gesamtweltcup vorzeitig gekrönt haben, belegten bei der WM-Generalprobe Anfang Jänner Platz drei. Unmittelbar dahinter platzierten sich Yannick Müller und Armin Frauscher auf Rang vier. Als Top-Favoriten auf WM-Gold gelten die Titelverteidiger Toni Eggert/Sascha Benecken (GER), die auch die Generalprobe für sich entscheiden konnten, sowie deren Landsleute Tobias Wendl und Tobias Arlt, die den Weltcup Anfang Jänner auf Rang zwei beendeten. In absoluter Medaillenform präsentierten sich zuletzt auch die Letten Andris und Juris Sics, die amtierenden Europameister feierten in Igls den Sieg im Sprint. Hinzu kommen die Italiener Ludwig Rieder und Patrick Rastner, die am vergangenen Wochenende ihren Premierensieg im Weltcup einfuhren und die russischen Doppelsitzer, die immer für eine Überraschung gut sind. Die ÖRV-Junioren Juri Gatt und Riccardo Schöpf feiern ihre WM-Premiere.
Auch im Einsitzer sind die Gastgeber in der Favoritenrolle. Hausherr Felix Loch, der wie Steu/Koller bereits als Gesamtweltcupsieger 2020/21 feststeht, peilt auf der Heimbahn seinen siebenten WM-Titel an. Inwieweit die Konkurrenz den 31-jährigen Triple-Olympiasieger ausbremsen kann bleibt abzuwarten, Fakt ist, dass das Gerangel um die Medaillen eine hohe Intensität verspricht. Gut und gerne zehn Athleten erheben berechtigte Ansprüche, darunter auch alle vier Österreicher. Jonas Müller raste 2019 zu WM-Gold im Sprint und eroberte im Vorjahr bei den Titelkämpfen in Sotschi die Silbermedaille, Wolfgang Kindl, im Vorjahr WM-Dritter, hat mit zwei Goldenen (Igls 2017) und insgesamt fünf Medaillen die beste WM-Bilanz der ÖRV-Asse. Der 31-jährige Natterer feierte in Königssee bereits einen Weltcupsieg (2018) und holte 2016 auf der technisch anspruchsvollen Bahn eine seiner drei WM-Bronzemedaille. David Gleirscher gewann im WM-Sprint 2020 Silber und überzeugte zuletzt in Innsbruck mit zwei vierten Plätzen. Nico Gleirscher schrammte beim Königssee-Weltcup Anfang Jänner um 35 tausendstel Sekunden am Podest vorbei und belegte bei der Generalprobe als bester ÖRV-Einsitzer Rang vier. Die größte Konkurrenz droht von den Russen Roman Repilov, Doppelweltmeister des Vorjahres und Semen Pavlichenko, der Lochs Siegesserie im Weltcup in Igls beendete. Lochs Landsmann Johannes Ludwig, sowie die Südtiroler Cousins Dominik und Kevin Fischnaller muss man ebenfalls auf der Rechnung haben.
Alles andere als ein Heimsieg wäre auch bei den Damen eine faustdicke Überraschung. Beim Weltcuprennen vor vier Wochen rodelte Deutschland angeführt von Julia Taubitz mit vier Schlitten in die Top-5. Als Spielverderberin fungierte Madeleine Egle, die in der Endabrechnung Platz drei belegte und damit über ihren ersten Podestplatz im Weltcup jubeln konnte. Auch Hannah Prock stand in Königssee bereits auf dem Podest, die 20-Jährige belegte vor zwei Jahren den dritten Rang. Lisa Schulte und die 18-jährige WM-Debütantin Selina Egle vervollständigen das ÖRV-Aufgebot bei den Damen.
Die Titelkämpfe werden am Freitag mit den Entscheidungen im Sprint eröffnet, am Samstag folgen die Disziplinenrennen der Doppelsitzer und Herren. Abgeschlossen werden die 50. FIL-Weltmeisterschaften am Sonntag mit der Entscheidung der Dame und einer Team-Staffel. Beim Weltcup Anfang Jänner hat Österreich den Mannschaftsbewerb am Königssee für sich entscheiden können.
Rene Friedl (ÖRV-Cheftrainer &Sportdirektor): „Die Deutschen sind speziell in Königssee eine Macht, sie gelten in sämtlichen Entscheidungen als klare Favoriten. Wir haben sicherlich die Qualität, in allen Disziplinen um die Podestplätze mitzufahren, aber auch andere Top-Nationen wie Russland, Lettland oder Italien befinden sich im Aufwärtstrend. Von daher werden es mit Sicherheit sehr spannende Titelkämpfe. Unser Ziel sind zumindest zwei Medaillen, sollten es mehr werden, umso besser.“
Zeitplan:
Freitag, 29. Jänner 2021:
09.00 Uhr Qualifikation Sprint
12:45 Sprint-Weltmeisterschaft/Herren
13:40 Sprint-Weltmeisterschaft/Doppelsitzer
14:30 Sprint-Weltmeisterschaft/Damen
Samstag, 30. Jänner 2021:
09:30 Doppelsitzer/1. Lauf
10:50 Doppelsitzer/2. Lauf
12:50 Herren/1. Lauf
15:00 Herren/2. Lauf
Sonntag, 31. Jänner 2021
10:00 Damen/1. Lauf
11:50 Damen/2. Lauf
13:30 Team-Staffel
Foto: FIL/Mareks Galinovskis