Nach ihrem gestrigen Traumstart trumpften Österreichs Rodel-Asse auch in der zweiten EM-Hälfte in Innsbruck-Igls gewaltig auf. Österreichs Einsitzer zelebrierten einen viel umjubelten Doppelsieg, in der abschließenden Team-Staffel folgte der vierte ÖRV-Goldstreich. Damit gewannen die Schützlinge von Cheftrainer Christian Eigentler auf ihrer Heimbahn vier der insgesamt fünf EM-Bewerbe. Neben vier Gold- und einer Silbermedaillen gab es für das ÖRV-Team auch den kompletten Medaillensatz in der U-23-Wertung zu bejubeln.
Österreichs Olympiarodler strahlen mit der Sonne um die Wette. Bei perfektem Rodelwetter und einer tollen Kulisse demonstrierten die heimischen Einsitzer in der zweiten EM-Hälfte, wo im Race-in-Race-Modus zudem um Weltcuppunkte gerodelt wurde, ihre ganze Klasse und sorgten für einen viel umjubelten Doppelsieg. Weltmeister Jonas Müller knallte im ersten Durchgang die beste Startzeit und einen neuen Bahnrekord in den Eiskanal und holte auf den Halbzeit-Zweiten, Nico Gleirscher, einen Vorsprung von 18 Hundertstel heraus. Mit David Gleirscher auf Zwischenrang drei schufen sich die Österreicher eine hervorragende Ausgangsposition, auch Wolfgang Kindl lag als Halbzeit-Siebenter noch in Schlagdistanz zu den Medaillenrängen.
Im Finale zeigten die Österreicher kaum Nerven, allen voran Müller, der seine Startzeit noch einmal verbessern konnte und neuerlich die schnellste Zeit erzielte. Der 26-jährige Bludenzer, im Gesamtweltcup hinter Max Langenhan (GER) als bester Österreicher auf Rang zwei, sicherte sich mit einem satten Vorsprung von drei Zehntel seine erste EM-Medaille und den dritten Sieg in einem Weltcuprennen. Nico Gleirscher, 2022 auf EM-Rang drei, verteidigte erfolgreich seinen zweiten Platz, Bruder David verlor etwas Boden und belegte unmittelbar vor Wolfgang Kindl Rang fünf. Das heimische Herren-Quartett unterstrich damit einmal mehr seine mannschaftliche Stärke.
Goldenes Kollektiv
In der abschließenden Team-Staffel gelang der heimischen Auswahl mit dem vierten Streich die Revanche für Winterberg. Am vergangenen Sonntag hatte man gegenüber Deutschland nach einer Fahrzeit von 3 Minuten und elf Sekunden um 43 tausendstel Sekunden noch knapp das Nachsehen gehabt, diesmal drehten die heimischen Asse den Spieß um. Madeleine Egle, Thomas Steu/Wolfgang Kindl, Jonas Müller und Selina Egle/Lara Kipp wurden ihrer Favoritenrolle eindrucksvoll gerecht und feierten mit einem Vorsprung von 18 Hundertstel auf den Rest der Rodel-Welt einen überlegenen Sieg. Italien sicherte sich hinter Deutschland Bronze.
Mit vier Gold- und einer Silbermedaille jubeln die österreichischen Kunstbahn-Asse über die erfolgreichste Europameisterschaft in der ÖRV-Geschichte.
Ein Höhepunkt jagt den nächsten
Nach dem EM-Gipfel in Innsbruck-Igls wartet auf die Kunstbahn-Asse mit der Weltmeisterschaft in Altenberg gleich die nächsten Titelkämpfe. Die Medaillenjagd im sächsischen Osterzgebirge startet am 26. Jänner mit den Entscheidungen im Sprint, am 27. und 28. Jänner werden die Medaillen in den olympischen Disziplinen vergeben. Apropos Olympische Spiele: bei den Youth Olympic Games, die von 19. Jänner bis 1. Februar im südkoreanischen Gangwon über die Bühne gehen, folgen am 20. und 21. Jänner im Alpensia Sliding Center die Rodel-Entscheidungen im Einzel und Doppelsitzer, am 23. Jänner entscheidet sich die Team-Staffel. Das achtköpfige ÖRV-Team ist mit ÖRV-Jugend Cheftrainer René Friedl seit Samstag vor Ort.
Jonas Müller: „Ich habe gewusst, wenn ich im zweiten Lauf aus der Neun ins erste Labyrinth schön reinfahre, geht sich das aus. Ich habe mit nicht gedacht, dass ich mit drei Zehntel Vorsprung gewinne, das ist in Innsbruck brutal, aber es hat alles zusammen gestimmt. Die Trainer haben eine gewaltige Arbeit geleistet, das Material war am Punkt, die Bahn steht super, ich habe mich einfach sauwohl gefühlt. Es ist mir auch am Start leicht von der Hand gegangen, ich war sehr locker, habe den gesamten Hebel komplett ausnützen können. Ein bisschen nervös ist man natürlich schon, vor allem wenn man nach dem ersten Lauf auf der Heimbahn führt, aber ich hatte die Nervosität ganz gut im Griff, es hat sich leicht und einfach mega cool angefühlt.“
Nico Gleirscher: „Die gesamte Woche war mega, das Wetter, auch die Bahn ist in einem ausgezeichneten Zustand. Auch ein Lob an die Trainer, wir haben das Material auf den Punkt gebracht, es war einfach ein cooles Wochenende. Meine Läufe waren echt gut, etwas lockerer könnte es noch gehen, aber das ist schon Raunzen auf hohem Niveau, Auch am Start fehlen ein, zwei Hundertstel. Jonas startet gut und liefert pipifeine Läufe, er hat verdient gewonnen.“
Wolfgang Kindl: „Wir hatte gestern einen brutalen Speed und haben zur Staffel hin nichts am Material geändert. Unser heutiger Lauf war vielleicht etwas mehr auf Sicherheit, aber ich glaube wir haben alle das gezeigt, was wir draufhaben. Von dem her mega geil, dass wir gewonnen haben.“
Selina Egle: „Nach dem blöden Fehler von gestern ist es schon eine große Entschädigung. Im Team ist es einfach noch cooler zu gewinnen, da freut man sich umso mehr. Die Neuner hat heute einfach besser geklappt, mit dem Abschluss können wir zufrieden sein.“
Lara Kipp: „Es freut mich volle, für jeden von uns, nicht nur für die Sieger, alle sind richtig stark gewesen, das kann sich sehen lassen.“
Fotos: ÖRV/EXPA